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Der letzte Film eines großen Regisseurs – Wolfgang Beckers „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“
Wäre die Kinokomödie „Good Bye, Lenin!“ von 2003 ein Hollywoodfilm gewesen, hätte man aus dem Erfolgsstoff mit einer Fortsetzung sofort weiteres Kapital geschlagen. Die Deutschen dagegen lassen solche Chancen eher ungenutzt liegen. Dennoch kommt mit „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ am 11. Dezember ein Film ins Kino, der wie ein Nachfolger des Kassenschlagers von 2003 erscheint, zumal er vom selben Regisseur gedreht wurde. Wolfgang Beckers letzter Film ist wohl sein Vermächtnis an die Kinofreunde. Wenn der Film hier startet, ist es fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass Becker nach Ende der Dreharbeiten im Alter von 70 Jahren an Krebs verstarb.
Wie schon bei „Good Bye, Lenin!“ lässt auch die Verfilmung des 2022 erschienenen Romans „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ des in Ost-Berlin geborenen Autors Maxim Leo reichlich Ostalgie aufblühen. Erzählt wird die Münchhausiade des im Berlin der 2000er Jahre lebenden Videothek-Inhabers Micha, der in der DDR des Jahres 1984 am Bahnhof Friedrichstraße eine U-Bahn-Weiche falsch gestellt haben soll, sodass er damit 127 Fahrgästen die Flucht in den Westen ermöglicht hat. Obgleich unbeabsichtigt geschehen, wird er von einem Boulevardjournalisten zum Fluchthelfer hochgejazzt. Die Rolle des gefeierten Helden wider Willen lässt sich Micha gefallen, zumal eine charmante, alleinstehende Staatsanwältin (Christiane Paul) mehr als nur ein Auge auf ihn geworfen hat.
Seinen Helden häufig aus den Augen verliert der Film allerdings, weil er auf unbedeutenden Nebenschauplätzen sein komödiantisches Pulver verschießt. Ein an Wolfgang Thierse erinnernder Dissidenten-Zausel (Thorsten Merten) klebt sich da ebenso an Michas Fersen wie ein Stasi-Jäger (Dirk Martens), und selbst der Bundespräsident, ein Steinmeier-Verschnitt, sucht Profit aus der Geschichte zu schlagen. Daniel Brühl, der Held von „Good Bye, Lenin!“, zieht das Ganze mit einem überflüssigen Gastauftritt zusätzlich in die Länge. Bei so vielen filmischen Nebengleisen kann selbst ein Charly Hübner, der mit herrlich schnodderigem Temperament den prekären Helden Micha gibt, der Geschichte keine entscheidende Weichenstellung mehr geben.