Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die Exklavenlage des Gebietes erweist sich als Problem – Ansturm auf Banken und Lebensmittelläden
Vor dem Hintergrund des aktuellen Ukraine-Konflikts befindet sich das Königsberger Gebiet als Exklave in einer besonderen Situation.
Die EU-Länder haben aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine beschlossen, ihren Luftraum für russische Flugzeuge zu sperren. Das nördliche Ostpreußen ist mit dem die Region umgebenden Territorium auf dem Luft- und Landweg verbunden. Die Eisenbahnverbindung durchquert auf dem Weg von der Gebietshauptstadt nach Moskau oder St. Petersburg das Gebiet Litauens. Der Eisenbahntransit durch das EU-Mitglied wird durch ein Abkommen zwischen Russland und der EU geregelt. So gibt es seit 2003 ein vereinfachtes Verfahren für den Eisenbahntransit durch Litauen. Daher kann Litauen den Transit in das Königsberger Gebiet nicht einseitig einstellen, sondern darüber können nur die EU-Behörden entscheiden. Nach Angaben der litauischen Behörden wird diese Frage derzeit nicht geprüft. Allerdings ist die Durchfahrt durch Litauen nur für den Personenverkehr vorgesehen.
Ansturm auf Bankfilialen
Unmittelbar nach der Verhängung der Sanktionen gegen eine Reihe russischer Banken kam es zu einem Ansturm auf deren Königsberger Filialen. Die Menschen versuchten, so viel Bargeld wie möglich abzuheben, um sich abzusichern und auch, um Devisen zu kaufen. Vom Ansturm waren besonders die größten Banken Sberbank und VTB betroffen. Zur gleichen Zeit war die Situation in den übrigen Banken recht ruhig, Bargeld wurde zu Wochenbeginn ohne jegliche Einschränkungen ausgegeben.
Am vergangenen Wochenende hatte sich der Gouverneur der Region, Anton Alichanow, an die Bewohner der Region gewandt, um sich zur aktuellen Lage in der Region zu äußern. Im Mittelpunkt seiner Rede standen die Verkehrsverbindungen mit Russland sowie die Energie- und Ernährungssicherheit der Region.
Aufgrund der Sperrung des Luftraums durch die baltischen Staaten werden die russischen Fluggesellschaften die Route über die internationalen Gewässer der Ostsee und durch die Oblast Leningrad nutzen. Nach der Umleitung dauert die Reisezeit von Königsberg nach Moskau etwa eine Stunde länger. Sie beträgt nun etwa drei Stunden. Der Flug nach St. Petersburg verlängert sich um 20 bis 30 Minuten.
In der Lage zur Autarkie
Was die Energieversorgung betrifft, so ist die Region laut Alichanow zur Autarkie in der Lage. Die erforderliche Infrastruktur sei bereits mehrfach getestet worden.
Der Gouverneur erklärte, dass die Zoll- und Grenzschutzdienste wie gewohnt arbeiteten. Allerdings haben die Transportunternehmen immer noch Probleme an der litauisch-weißrussischen Grenze, die bereits vor den aktuellen Ereignissen bestanden.
Die weißrussischen Behörden ergreifen nun zusätzliche Maßnahmen, um den Grenzübertritt für Königsberger Lkw zu beschleunigen und zu erleichtern. Es besteht Grund zu der Annahme, dass diese Maßnahmen in naher Zukunft Wirkung zeigen werden.
Neben dem Schienen- und Straßenverkehr können Waren auch auf dem Seeweg nach Königsberg transportiert werden, was allerdings länger dauert und teurer ist. Es handelt sich um die Fährverbindung in das Leningrader Gebiet und nach St. Petersburg. Die Fähre geht von Pillau [Baltijsk] aus über die Ostsee.
Substitution zeigt Früchte
Was die Sorge um die Ernährungssicherheit betrifft, so bekräftigte Alichanow, dass die Region im Laufe der Jahre der Importsubstitution bei vielen Lebensmitteln eine vollständige Selbstversorgung erreicht habe. Natürlich würden einige Produkte aus anderen Regionen der Russischen Föderation bezogen, aber der Güterverkehr funktioniere und das Leben sollte wie gewohnt weitergehen.