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Vom Tuff zum Ton, vom Bergwerk zur Töpferstadt – Die Spuren der Römer in Germanien führen bis in die Unterwelt
Wahrlich tiefe Einblicke in das Leben der Römer in Germanien geben kleinere Spezialmuseen in Rheinland-Pfalz. Der Obergermanisch-Raetische Limes, einst Grenzwall zwischen dem Römischen Reich und germanischen Stammesverbänden ist mit rund 550 Kilometern das längste Bodendenkmal der Welt nach der Chinesischen Mauer.
Rund 900 Wachtürme sorgten seinerzeit für Ordnung und Sicherheit. Ihre Aufgabe war es vor allem, den Handelsverkehr mit den Germanen zu regeln. Auf dem Gelände des Freilichtmuseums Römerwelt am Startpunkt des Limes in Rheinbrohl ist ein rekonstruiertes Stück mit Wall, Graben und Palisadenzaun zu sehen. Der Originalverlauf des Limes ist nur wenige Meter entfernt. Unter dem Motto „Sehen – Verstehen – Erleben“ lässt die Römerwelt das Leben der stationierten Truppen am Limes und im Kastell wieder auferstehen.
In Ahrweiler wurden 1980 bei Straßenbauarbeiten die Überreste eines spätrömischen Gutshofes gefunden: gut erhaltene Mauern mit farbigen Wandmalereien, eine originale Badeanlage, eine Küche sowie eine vollständig erhaltene Fußbodenheizung, sogenannte Hypokausten. Ein Modell des Gutshofes und diverse Kleinfunde machen im heutigen Museum Roemervilla das provinzialrömische Leben anschaulich.
In Meurin bei Kretz wurde Mitte des 20. Jahrhunderts beim Bimsabbau das größte römische Untertage-Tuffsteinabbaugebiet nördlich der Alpen wiederentdeckt. Nachdem die bis zu fünf Meter hohe Bimsschicht über dem Stollensystem abgetragen war, legten Archäologen Ende der 1990er Jahre das römische Bergwerk frei. Eine große, freitragende Hallenkonstruktion schützt es heute vor Sonne, Regen und Schnee.
Gut begehbare Stege, Rampen und Treppen führen nicht nur durch das Stollensystem, sondern auch darüber hinweg. Im Bergwerk erwarten den Besucher an Originalschauplätzen nachgestellte Arbeitsszenen, große Leuchtbilder und ein unterirdisches Heiligtum.
Im Außenbereich dreht sich alles um die Bautechnik und die Herstellung antiker Baustoffe. In der „Antiken Technikwelt“ können funktionsfähige Nachbauten wie wasserradangetriebene Steinsäge, Steindrehbank oder Baukran unter fachlicher Anleitung getestet werden.
Im Süden der Pfalz, wo der Rhein auch in stillen Altarmen fließt, ist ein außergewöhnliches Schiff unterwegs: die „Lusoria Rhenana“. Mit 18 Metern Länge, 2,8 Metern Breite und Platz für 24 Ruderer ist sie ein originalgetreuer Nachbau eines spätrömischen Patrouillenbootes. Damals war der „Nasse Limes“ – die Wassergrenze am Rhein und an der Donau – die erste Verteidigungslinie gegen germanische Stämme.
Nur einen Abstecher von der „Lusoria Rhenana“ entfernt lag der römische Ort Tabernae, das heutige Rheinzabern. Dort fanden römische Truppen eher zufällig Tonvorkommen und legten damit den Grundstein für eine immense Keramikproduktion. Ab dem zweiten Jahrhundert nach Christus wurde hier das „Porzellan der Römer“ gefertigt, das feine, rotglänzende Tafelgeschirr Terra Sigillata.
Die Mengen waren gigantisch: Bis zu 1,5 Millionen Gefäße wurden jährlich über Rhein und Donau bis nach Britannien, Skandinavien und ans Schwarze Meer verschifft. Mehr als 400 Produktionsbetriebe und über 600 namentlich bekannte Töpfer sind nachgewiesen. Das Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern informiert vom Rohstoffabbau bis zur feinen Verzierung.