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An der Ilmenau: Vorstandsmitglieder mit Gästen aus Osterode
Foto: Burghard GieselerAn der Ilmenau: Vorstandsmitglieder mit Gästen aus Osterode

Heimatkreis

Große Einigkeit: Alle kommen wieder

Das Jahrestreffen der Kreisgemeinschaft Osterode 2021 in Lüneburg war ein großartiger Erfolg

Burghard Gieseler
06.10.2021

Mit Freude und Genugtuung blickt die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen (KGO) auf ihr Jahrestreffen am 17. bis 18. September in Lüneburg zurück. Nachdem im letzten Jahr das Jahrestreffen wegen der Corona-Pandemie hatte ausfallen müssen, hatte sich der Vorstand im Vorfeld des diesjährigen Treffens die bange Frage gestellt, ob auch genügend Teilnehmer den Weg nach Lüneburg in das Hotel „Bergström“ finden würden. Umso größer war dann die Erleichterung darüber, dass unser diesjähriges Jahrestreffen so viel Zuspruch fand. Es bestätigte sich, woran wir eigentlich immer fest geglaubt hatten: Was uns im Innern miteinander verbindet, ist viel mehr als irgendein Hobby. Es sind die gemeinsamen Wurzeln in Ostpreußen.

Bereits am Vormittag des 17. Septembers kamen der Vorstand und die Gäste aus Ostpreußen unter fachkundiger Führung von Dempwolff zu einem kleinen Rundgang durch die malerische und geschichtsträchtige Lüneburger Altstadt zusammen, um anschließend das Ostpreußische Landesmuseum zu besichtigen. Diejenigen Gäste aus Ostpreußen, die die neue Dauerausstellung noch nicht kannten, waren von ihr sichtlich beeindruckt. Bei den beiden Schülerinnen der Deutschen Minderheit aus Hohenstein, die die Kreisgemeinschaft als Auszeichnung für gute Deutschkenntnisse zum Jahrestreffen eingeladen hatte, fand besonders die Abteilung „Flucht und Vertreibung“ großes Interesse.

Die Mitgliederversammlung am Nachmittag eröffnete der Kreisvertreter, indem er einen kurzen Brief verlas, den er tags zuvor von einer 95-jährigen – aus Taberbrück stammenden – Ostpreußin erhalten hatte. Damit wollte er daran erinnern, dass viele Mitglieder der Erlebnisgeneration aus Altersgründen zwar nicht körperlich anwesend sein können, aber mit ihren Gedanken und guten Wünschen an der Entwicklung unserer Gemeinschaft großen Anteil nehmen.

Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung stand die Neuwahl des Vorstandes. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt. Zusätzlich wurden Jeannette Papke und Jürgen Ehmann neu in den Vorstand aufgenommen. Diese beiden qualifizierten und engagierten Mitglieder bereichern den Vorstand und ermöglichen es ihm, dass er seine Arbeit fortsetzen kann. Kreisvertreter Gieseler zeigte sich über diese Entwicklung hocherfreut und machte gleichzeitig aber auch deutlich, dass der Prozess der Verjüngung und Vergrößerung des Vorstandes damit noch lange nicht am Ziel sei. Er hoffe, zeitnah noch weitere Vorstandsmitglieder begrüßen zu können. Eine Satzungsänderung, die die Mitgliederversammlung einstimmig beschloss, macht es künftig möglich, bis zu zehn Vorstandsmitglieder zu berufen.

In der sich an die Mitgliederversammlung anschließenden konstituierenden Vorstandssitzung wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern bestätigt, und der Vorsitzende der „Emil von Behring Gesellschaft“ in Hohenstein, Leon Kuck, wurde zum „Beauftragten für Hohenstein“ bestellt.

Fröhlich und ausgelassen ging es unter Einhaltung der Coronaregeln auf dem Begrüßungsabend in einem wunderschönen Raum direkt oberhalb der Ilmenau zu. Der Vorstand hatte bewusst auf ein Unterhaltungsprogramm verzichtet, um genügend Raum für Gespräche und den Gedankenaustausch zu lassen. Und so saßen Ostpreußen aus Ost und West, Erlebnis- und Bekenntnisgeneration bis tief in die Nacht zusammen, tauschten so manche Erinnerung oder knüpften neue Kontakte.

Am Vormittag des 18. Septembers konnten die Teilnehmer unseres Jahrestreffens im Ostpreußischen Landesmuseum wahlweise an drei Führungen mit unterschiedlicher thematischer Ausrichtung teilnehmen. Es hat sich auch in diesem Jahr wieder sehr bewährt, dass wir das Landesmuseum in unser Programm inte-griert haben.

Der Höhepunkt des Jahrestreffens war die Feierstunde am frühen Nachmittag, zu der rund 60 Teilnehmer und zahlreiche Ehrengäste erschienen waren.

Kreisvertreter Gieseler kritisierte in seiner Ansprache das hohe Maß an Konformität und die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden in unserer Gesellschaft. Die Demokratie sei der Wettbewerb der Ideen um den besten Weg und deshalb könne sie ohne Meinungsvielfalt nicht gedacht werden. Dies setze allerdings voraus, dass die Bürger auch die Courage haben, sich zu ihrer Meinung zu bekennen. Ein Mann, der unter den schwierigsten Bedingungen seiner Überzeugung und seinem Glauben stets treu geblieben ist – und deshalb für uns heute als Vorbild dienen kann – ist Pfarrer Hugo Linck, der letzte Pfarrer von Königsberg.

Am Ende seiner Rede verlieh Gieseler drei Personen, die sich um unsere Kreisgemeinschaft hervorragende Verdienste erworben haben, das Verdienstabzeichen der KGO in Silber: Waldemar Czichon, Joanna Krzysteczko und (in Abwesenheit) Gisela Schweda.

In ihrer mit Lichtbildern unterlegten Festansprache berichtete Henriette Piper über den Lebensweg ihres Großvaters, Hugo Linck, der durch seine Gradlinigkeit und Tapferkeit fasziniert. Linck war in Ostpreußen führendes Mitglied der „Bekennenden Kirche“ und wurde deshalb von der „Gestapo“ wiederholt zum Verhör ins Gefängnis gebracht. Niemals wusste die Familie, ob und wann er wiederkommen würde. Als im Januar 1945 die Rote Armee vor den Toren Königsbergs stand, entschied er sich, nicht zu fliehen, sondern bei seiner Gemeinde zu bleiben. In der „Kaliningrader Hölle“ der folgenden Jahre gab Pfarrer Linck den verbliebenen Gemeindemitgliedern Trost und Zuversicht und wäre dabei selbst fast dem Hungertod erlegen. Die Anwesenden dankten Frau Piper für ihren herausragenden Vortrag mit langanhaltendem Beifall.

Einer guten alten Tradition folgend, stimmten am Ende der Feierstunde Friederike Gieseler auf der Querflöte und Justus Gieseler auf der Trompete das Ostpreußenlied und die deutsche Nationalhymne an.

In den zahlreichen Rückmeldungen, die wir seither erhalten haben, wurde eines immer wieder hervorgehoben: die freundliche, herzliche, geradezu familiäre Stimmung während des Jahrestreffens. Alle sind sich deshalb einig: „Im nächsten Jahr kommen wir wieder!“


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