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Leitet das Konklave: Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence
Foto: LeonineLeitet das Konklave: Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence

Kino

Habemus Papam

Mittendrin in einer der geheimsten Wahlen der Welt – Edward Bergers Film „Konklave“ über eine Papstwahl

Harald Tews
17.11.2024

Es ist immer spannend zu erfahren, was hinter verschlossenen Türen vorgeht. Ob beim voyeuristischen Blick ins Schlafzimmer oder beim Ausspionieren eines Kabinettssaals – Geheimnisse locken uns an wie das Scheinwerferlicht die Motten.

Eine Versammlung, die sich so weit von der Welt abschottet, dass sich selbst Nordkorea davon eine Scheibe abschneiden kann, ist das Konklave. Bei der in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans stattfindenden Papstwahl sind die wahlberechtigten Kardinäle oft über Tage vollkommen isoliert von der Außenwelt und müssen sogar ihre Smartphones abgeben. Dabei dringt auch ohne NATO-Draht solange nichts nach außen, bis nach einer erfolgreichen Wahl weißer Rauch aus einem der Kamine aufsteigt.

Am 21. November kommt ein Film in die Kinos, in dem der Zuschauer quasi als unbefugte Person an der geheimen Wahl teilnimmt. Im Drama „Konklave“, das auf einen 2016 erschienenen Roman des britischen Bestsellerautors Robert Harris („Enigma“) basiert, ist man mittendrin unter den Purpurträgern, sodass man am liebsten selbst ein Ave-Maria anstimmen möchte. Die Geistlichen hingegen geben sich weit weniger religiös. Nach dem Tod des Papstes geht es gleich zum Geschäftlichen über: Ein Nachfolger muss organisiert werden. Zuständig dafür ist der vom britischen Hollywood-Star Ralph Fiennes gespielte Kardinaldekan Lawrence, der das Konklave leitet und nur mit Mühe seine Schäfchen zusammenhalten kann. Denn auch hier gibt es Neid und Intrigen unter den ambitionierten Würdenträgern. Die konservativen fetzen sich mit den liberalen Populisten, und alle haben sie Dreck am Stecken: Einer disqualifiziert sich durch einen sexuellen Fehltritt, der andere durch korrupten Stimmenkauf.

Wie im wahren Leben eben. Und gerade das macht den Film so realitätsnah spannend, wobei die Handlung nicht der Rede wert ist. Das ist bemerkenswert bei einem Regisseur, der zuletzt mit Action beeindruckt hat. Der aus Wolfsburg stammende Edward Berger war der strahlende Held bei der Oscar-Verleihung von 2023, als sein Kriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ vier Auszeichnungen gewann.

„Konklave“ wird bereits als sein nächster Oscar-Kandidat gehandelt. Das liegt auch am starken Ensemble. Neben Fiennes überzeugen Stanley Tucci und – als eine der wenigen Frauen im reinen Männerbund des Konklaves – Isabella Rossellini als resolute Ordensschwester Agnes, welche die Aufsicht über die Köchinnen hat. Und ja, auch der Film mundet gut. Denn hier werden die Zuschauer zum Spitzel gemacht, so als würden sie die vielen Wahlgänge bis zum schließlich überraschenden Wahlausgang durch versteckte Kameras und Lauschwanzen mitverfolgen. „Extra omnes“ („alle hinaus“) lautet die lateinische Formel für alle Nichtberechtigten des Konklaves. Im Film darf jeder hinein und mitfiebern.


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