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Das Heilzentrum erwies sich bisher als Fehlinvestition – Dennoch glaubt die Stadt an dessen Zukunft
In Heilsberg, einer malerischen Stadt im Herzen des Ermlands, sorgt ein Bauwerk seit Jahren für hitzige Diskussionen und kühle Bilanzen. Es handelt sich um die Ermländischen Thermen mit ihrem Wasserpark.
Nun hat der Kreis Heilsberg, der Eigentümer dieser ambitionierten, jedoch seit ihrer Eröffnung defizitären Anlage ist, die Thermen erneut zum Verkauf ausgeschrieben. Der Preis liegt bei umgerechnet zehn Millionen Euro für das Gebäude, sowie die komplette Ausstattung. Ein deutlich niedrigerer Betrag als noch bei den vorherigen Ausschreibungen. Seit 2022 versucht man vergeblich, die Anlage zu veräußern.
Obwohl der Verkaufspreis bereits zweimal reduziert wurde, wagt kein Investor – weder aus der Region noch aus dem Ausland – diese problematische Immobilie zu erwerben und verwalten. Der Grund ist im Boden verborgen. Denn das geothermische Wasser, das aus dem Bohrloch unter Heilsberg sprudelt, hat eine Temperatur von lediglich 20,7 Grad Celsius. Für echte Thermen ist das viel zu kalt, weshalb das Wasser aufwendig und kostenintensiv aufgeheizt werden muss. Diese ständige Zusatzheizung würde die Einnahmen schneller auffressen, als sie erwirtschaftet werden könnten. Das brachte der Anlage im Volksmund auch den wenig schmeichelhaften Spitznamen „kalte Therme“ ein.
Selbst das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ nahm die Ermländischen Thermen in seine Liste der sogenannten Euroabsurditäten auf: Dabei handelt es sich um eine Reihe EU-geförderter Projekte, die durch schlechte Planung oder unrealistische Erwartungen zu Symbolen des Missmanagements wurden. Die hohen Betriebskosten der Anlage sollte eigentlich eine zahlreiche Kundschaft ausgleichen, die von dem Wasserpark mit Rutschen angelockt werden sollte, aber da in der letzten Zeit landesweit andere attraktive Wasserparks entstanden sind, war der Konkurrenzkampf groß.
Dennoch ist Heilsberg weit davon entfernt, sich entmutigen zu lassen. Während die Thermen als Investition auf wackligen Beinen stehen, treibt die Stadt mit bemerkenswerter Konsequenz ihre Entwicklung als Kur- und Erholungsort voran. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass das Heilpotential der Stadt geschichtliche Wurzeln hat.
Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war Heilsberg als Luftkurort überregional bekannt, was alte Postkarten dokumentieren, auf denen der Stadtname Heilsberg mit dem Zusatz „Luftkurort“ zu sehen ist. Ärzte empfahlen das gute Klima und die frische Luft dieser Region als Heilmittel. Auch heute entspricht der lokale Mikroklimastand vielen Kriterien moderner Heilstandorte: überdurchschnittliche Sonnenscheindauer, ein gemäßigtes thermisch-feuchtes Klima sowie vergleichsweise geringe Niederschlagsmengen. Inmitten eines dichten, duftenden Waldes entstand ein weitläufiger Kurpark, der mit seinen geschwungenen Wegen und seiner natürlichen Ruhe zum Verweilen einlädt. Hier findet sich auch ein moderner Gesundheitspavillon mit Rehabilitationszentrum, einem Gradierwerk, einer Salzgrotte und Einrichtungen für Inhalationskuren.
Wird Heilsberg bald ein bedeutender Kurort?
Besonders das Gradierwerk zieht die Blicke auf sich: knapp hundert Meter lang, sechs Meter hoch, aus Kiefernholz mit Schwarzdorn gefüllt, wird es ergänzt durch Spielplatz, Promenaden, Solarbänke und Infrastruktur. Die Anlage ist eine perfekte Erholungsmöglichkeit für Familien.
Das Gradierwerk wurde in Form einer Schnecke errichtet. Das ist eine bewusste Anspielung auf das Logo des internationalen „Cittaslow-Netzwerks“, dem Heilsberg angehört. Schritt für Schritt entsteht hier eine Gesundheits- und Erholungsinfrastruktur, die das Potential hat, Heilsberg zu einem anerkannten Kurort zu machen. Gegenüber dem Gradierwerk entsteht derzeit ein modernes Kurzentrum mit einer naturheilkundlichen Abteilung und einem Hotel. Die Einrichtung wird täglich bis zu 400 Patienten aufnehmen können und über hochmoderne therapeutische Einrichtungen sowie ein Hotel mit 200 Betten verfügen. Im Zentrum sollen innovative Technologien eingesetzt werden, darunter robotergestützte Rehabilitationsgeräte. Die Bemühungen um den offiziellen Kurortstatus laufen bereits, und wer heute durch die stillen Alleen des Kurparks schlendert, kann erahnen, welche Möglichkeiten noch in diesem Ort schlummern.
So bleibt die „kalte Therme“ zwar ein Mahnmal für eine Fehlinvestition, über die jedoch noch längst nicht das letzte Wort gesprochen worden ist. Mit einer Mischung aus historischer Atmosphäre, landschaftlicher Schönheit und wachsendem Gesundheitsangebot könnte Heilsberg schon bald zu den bedeutendsten Kurorten des südlichen Ostpreußens gehören.