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Blockade der EU

Heizungsverband fordert das Aus der Energiewende

Umständlich, teuer und unrealistisch – das grüne Gebäudeenergiegesetz ist nicht umsetzbar, doch die EU könnte den Wahnsinn sogar beschleunigen

Hermann Müller
21.07.2025

In ihrem Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf verständigt, das umstrittene Heizungsgesetz von 2024 zwar nicht abzuschaffen, aber grundlegend zu überarbeiten. Während in der Koalition noch die Diskussion läuft, wie die Reform genau aussehen soll, meldet sich nun das deutsche Heizungshandwerk zu Wort. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) fordert eine grundlegende Kehrtwende in der Energiepolitik. Laut einem Strategiepapier des Verbandes ist die von der Ampel unter Federführung der Grünen gemachte Verordnung in seiner jetzigen Form nicht realistisch. Das Gebäudeenergiegesetz, so der korrekte Name, müsse „vereinfacht und entschlackt“ werden.

Der Zentralverband bemängelt, dass der Umbau, etwa von einer Gasheizung zur Wärmepumpenanlage, umständlich und teuer sei und Hausbesitzer trotz Förderung überfordere. Die Realität in deutschen Heizungskellern sehe anders aus als die politischen Vorgaben.

Kippen will der Handwerkerverband die strikte Regel, der zufolge spätestens Mitte 2028 neue Heizungen mit 65 Prozent Erneuerbarer Energie laufen müssen. Konkret fordert das Handwerk eine „technologieoffene Energieträgerstrategie zur Dekarbonisierung“ sowie die Möglichkeit, die Vorgaben mit „niedriginvestiven Lösungen“ zu erfüllen. Das Verbot für den Einbau einer Öl- oder Gasheizung soll abgeschafft werden. Die Vermeidung von CO₂ ist laut dem Zentralverband auch mit hocheffizienten Öl- oder Gasbrennwertheizungen möglich. Schon im Koalitionsvertrag haben Union und SPD explizit das Ziel vereinbart, das bisherige Heizungsgesetz durch „technologieoffene Lösungen“ ersetzen zu wollen, um den Bürgern mehr Entscheidungsfreiheit zu bieten. Statt sich auf eine einzelne Technik wie die Wärmepumpe festzulegen, könnten so vermehrt hybride Lösungen oder auch die Nutzung von Biogas zum Zuge kommen.

Bis 2045 nichts Fossiles mehr
Doch der Ruf des Handwerksverbandes und auch der Reformbeschluss im Koalitionsvertrag kommen vermutlich zu spät. Ungeachtet der demokratischen Meinungsbildung in den Nationalstaaten und Entwicklungen wie dem Regierungswechsel in Deutschland wurde in der EU längst das Tempo in der Angelegenheit weiter erhöht. Als Folge kann ein Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen sogar noch schneller kommen, als dies einst die Ampel-Koalition geplant hatte. Die hatte mit dem Heizungsgesetz die Zielmarke vorgegeben, dass Haushalte ab 2045 keine fossilen Brennstoffe mehr zum Heizen, Kochen und für die Warmwasserversorgung nutzen dürfen.

Das EU-Parlament hat bereits im März 2024 vorgeschlagen, dieses Verbot fossiler Brennstoffe 2040 einzuführen. Wird der Vorschlag EU-Recht, müssen die Privathaushalte in der EU ihre Heizungen schon in den nächsten 16 Jahren umrüsten. Bislang ist der Vorschlag des Europaparlaments zum Verbot fossiler Heizungen ab 2040 noch nicht geltend. Die entsprechende Überarbeitung der EU-Richtlinie muss erst noch von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten, dem Ministerrat, beschlossen werden. Trotz der aktuell schwierigen Wirtschaftslage des Kontinents scheint die EU-Kommission der Verschärfung der Richtlinie sehr positiv gegenüberzustehen. Brüssel erklärte: „Die Festlegung eines Klimaziels für 2040 wird der europäischen Industrie, den Investoren, den Bürgern und den Regierungen helfen, in diesem Jahrzehnt Entscheidungen zu treffen, die die EU auf den Weg bringen, ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.“

Im EU-Ministerrat ist für eine Verschärfung der entsprechenden Richtlinie nur eine qualifizierte Mehrheit erforderlich – keine Einstimmigkeit. Deutschland wäre dann gezwungen, sich an die Europavorlage zu halten.

Reformaussichten unklar
Nur ein Trick könnte helfen: Gelänge es, in den Entwurf für die novellierte EU-Richtlinie eine Übergangsregelung einzufügen, könnte Deutschland möglicherweise an seinem bisherigen Zeitplan zur Heizungswende 2045 festhalten.

Die Chancen, dass die Vorschläge des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima zu einer grundlegenden Wende in der Energiepolitik aufgegriffen werden, sind damit als nicht sonderlich groß einzuschätzen. Gleiches gilt für das Vorhaben der schwarz-roten Koalition, das Heizungsgesetz der Ampel nicht in Details, sondern grundlegend zu reformieren.

Obendrein droht aber noch ein weiteres Problem. Während die EU beim Aus für fossile Heizungen merklich auf das Tempo drückt, befindet sich hierzulande die Bundesregierung bei der Reform des Heizungsgesetzes noch immer in einer Diskussionsphase. Für Hauseigentümer bedeutet dies weiterhin Unklarheit, denn auch die Umsetzung von möglichen Förderprogrammen wird sich damit auf längere Sicht verzögern.


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