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Der Arzt Flavio del Ponte schildert in seinen Erinnerungen seine Zeit der zahlreichen Einsätze in Kriegs- und Krisengebieten der Welt
Der 1944 im Tessin geborene Arzt Flavio del Ponte folgte während seines 40-jährigen Berufslebens einem Gefühl der Pflicht, Verantwortung in seinem Beruf als Chirurg und Traumatologe im Bereich der humanitären Hilfe in Kriegs- und Krisengebieten zu übernehmen.
Aufgerüttelt durch den russischen Angriff auf die Ukraine, entschloss er sich, sein schon länger geplantes Vorhaben zu verwirklichen und ein Buch über sein abenteuerliches Leben als Kriegschirurg, Ausbilder, Chief Medical Officer bei der UN und zuletzt als Chefarzt der Humanitären Hilfe in der Schweiz zu veröffentlichen. Auch diese Tätigkeit war mit Reisen verbunden.
„Dissonanzen. Das abenteuerliche Leben eines Chirurgen aus Leidenschaft“ ist ein spannender und detailreicher Rückblick auf del Pontes herausforderndes Leben im Dienste des Humanitären in zahlreichen Ländern weltweit.
Nach Jahren als Chefchirurg im Lepra-Krankenhaus Lambarene in Gabun (bis 1979 begannen seine Einsätze im Auftrag des Internationalen Roten Kreuzes, der WHO sowie der UN in Kambodscha, Laos, Vietnam, der Westsahara, Somalia, Mogadischu, Afghanistan, Pakistan, Ruanda, Haiti. Überall war er mit menschlichem Leid, Verwüstung und Gräueltaten konfrontiert. Zwangsläufig war er auch mit wechselnden und herausfordernden Wertvorstellungen und Vorurteilen konfrontiert.
1994 berief ihn UN-Generalsekretär Kofi Annan als Berater in die Abteilung für Friedenssicherungseinsätze nach New York. Dort widmete er sich auch den Themen Aids, Landminen oder Posttraumatische Belastungsstörungen. Den Buchtitel „Dissonanzen“ wählte er, weil er die Hemmnisse und Komplikationen während seiner „humanitären Wanderschaft um die Welt“ mit den Dissonanzen in der Musik vergleicht, die sich für ihn glücklicherweise immer wieder in Konsonanzen auflösten.
Nach monatelangen Einsätzen in Kriegsgebieten konnte er sich drei Monate lang erholen. Das genügte ihm, um mit den seelischen Belastungen umzugehen. Anschließend war er dank seiner Resilienz wieder bereit, dem Krieg etwas entgegenzusetzen.
Die Autobiographie des engagierten Arztes überrascht mit der Fülle feiner, scharfer Beobachtungen auch abseits der in Betracht stehenden Ereignisse. Das Buch ist ein Plädoyer für den Frieden. Es ist der Herzenswunsch des Autors, dass die Spur seiner Erinnerungen wiederum junge Menschen ermutigen möge, sich der humanitären Hilfe zu verschreiben.
Flavio del Ponte: „Dissonanzen. Das abenteuerliche Leben eines Chirurgen aus Leidenschaft“, Westend Verlag 2024, 364 Seiten, gebunden, 21,99 Euro