30.04.2024

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Bundeswehr

Im Grunde einsatz- und kriegsunfähig

Der Politikwissenschaftler Carlo Masala beschreibt in Form eines Interviews die desolate Lage der deutschen Verteidigungsfähigkeit

Dirk Klose
10.02.2024

Der durch das Fernsehen bekannte Politikwissenschaftler Carlo Masala, Professor an der Bundeswehrhochschule in München. Seine Argumentation, wie prekär die Lage der Bundeswehr ist und darüber hinaus, wie wenig die deutsche Gesellschaft bisher auf weltpolitische Veränderungen reagiert hat, ist drastisch. Das Buch ist in Form eines Gesprächs gehalten, das Mitarbeiter des Beck-Verlags mit Masala im Mai 2023 geführt haben.

Es ist unterteilt in drei Kapitel: Das erste befasst sich mit der Bundeswehr, im zweiten geht es um den Krieg in der
Ukraine und im dritten wird die Reaktion, oder besser Nicht-Reaktion Deutschlands auf neue Herausforderungen in der Weltpolitik kritisiert. Die Misere der Bundeswehr fasst Masala so zusammen: „Mit ihrer gegenwärtigen Ausrüstung und ihrer gegenwärtigen Truppenstärke könnte die Bundeswehr das Territorium der Bundesrepublik nicht verteidigen.“

Nur einige Punkte im Detail: Der Munitionsvorrat reiche für drei Tage (die NATO verlangt 30 Tage). Vor der friedlichen Revolution hatte die Bundeswehr 4500 Panzer, heute sind es 300, denen etwa 5000 russische gegenüberstehen. Für eine mögliche Mobilmachung fehle jede Infrastruktur. Wegen nicht vorhandener Luftabwehr würden 90 Prozent abgefeuerter russischer Raketen hierzulande ihr Ziel erreichen. Die alles lähmende Bürokratie habe die Bundeswehr „im Grunde einsatz- und kriegsunfähig“ gemacht. Im zweiten Kapitel zeigt sich Masala skeptisch, ob mit Russland bald Friedensverhandlungen möglich sind. Putin wolle partout die Zerstörung der Ukraine, sein System glaube letztlich der eigenen Propaganda. Das dritte Kapitel ist mit Blick auf den rigorosen Hegemonieanspruch Chinas ein Alarmruf an die Deutschen, die weltpolitischen Veränderungen weg von Liberalismus und Globalisierung hin zu einem Verteilungskampf der Großmächte zu erkennen und zu handeln: Vorsicht gegenüber China und eigene militärische, soziale und politische Absicherung vor neuen Gefahren: „Generell leben wir in einem völlig überregulierten Staat, der nicht mehr in der Lage ist, schnell zu handeln.“

Über manchen Punkt kann man durchaus anderer Meinung sein, aber die völlig desolate Bundeswehr und die von Reformunfähigkeit bedrohte Bundesrepublik sind alltägliche Erfahrungen. Wahrlich kein freundliches Buch, aber, so sagt Masala, je später gehandelt wird, umso schwerer wird es für das ganze Land.

Carlo Masala: „Bedingt abwehrbereit. Deutschlands Schwäche in der Zeitenwende. Ein Gespräch mit Sebastian Ulrich und Matthias Hansl“, C.H. Beck Verlag, München 2023, broschiert, 208 Seiten, 18 Euro


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