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Die Frau des ermordeten Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin war umstritten, bewundert sowie über den Tod hinaus verhasst
Die Liste der prominenten Töchter und Söhne, die aus Ostpreußens schöner Hauptstadt Königsberg stammen, umfasst viele hundert Namen. Manche der Aufgeführten gingen dabei für immer aus Ostpreußen weg, ohne aber ihre Herkunft zu verleugnen. Ein typisches Beispiel hierfür ist Leah Rabin, die Ehefrau des 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin.
Ihr Vater Fima Schloßberg, der aus Russland eingewandert war, betrieb in Königsberg ein Textilgeschäft und wandte sich schon frühzeitig dem Zionismus zu. Angesichts von Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 emigrierte er nach Tel Aviv und pachtete dort ein Hotel. Seine Familie folgte ihm wenig später nach – mit dabei auch die am 8. April 1928 in Königsberg geborene Leah.
Sie erhielt eine solide Schulbildung und trat 1941 dem sozialistisch-zionistischen Jugendverband Haschomer Hazair bei. Zur gleichen Zeit hatte sie bereits zwei überaus prägende Erlebnisse hinter sich – nämlich den arabischen Aufstand von 1936 bis 1939, bei dem Jaffa in Flammen aufging, sowie die Bombardierung von Tel Aviv im September 1940 durch die Luftwaffe Mussolinis, in deren Verlauf das junge Mädchen beinahe ums Leben gekommen wäre.
Im Sommer 1941 traf die damalige Zehntklässlerin in einer Tel Aviver Eisdiele dann auf Jitzchak Rabin, der ihr sogleich wie „die Reinkarnation des biblischen Königs David“ erschien. Der 19-jährige war Mitglied der jüdischen paramilitärischen Untergrundorganisation Palmach und nahm an militärisch riskanten Kommandounternehmen teil. 1948 erhielt er den Befehl über die Harel-Brigade der Palmach, während sich nun auch Leah Schloßberg in der Palmach engagierte. In erster Linie studierte sie aber Pädagogik, um anschließend als Lehrerin zu arbeiten. Nach der Heirat mit Rabin, 1948 inmitten der Wirren des Israelischen Unabhängigkeitskrieges, sowie der Geburt der beiden Kinder Dalia und Juwal gab Leah ihre berufliche Tätigkeit auf und konzentrierte sich fortan mit vollstem Engagement auf die Unterstützung der weiteren Karriere ihres Mannes.
Illegales Auslandskonto
Jitzchak Rabin stieg bis zum Generalstabschef der israelischen Armee auf. Als solcher war er einer der Architekten des Sieges im Sechstagekrieg von 1967. Danach ging der Generalleutnant a. D. in die Politik und amtierte ab 1974 als Ministerpräsident. Allerdings stürzte Rabin 1977 über ein formaljuristisch illegales Auslandskonto seiner Frau, das noch aus der Zeit stammte, als er Botschafter in den USA gewesen war.
1984 holte Schimon Peres ihn als Verteidigungsminister ins Kabinett zurück. In dieser Eigenschaft verwandelte sich der Ex-Militär nicht zuletzt unter dem Einfluss von Leah Rabin von einem Hardliner zu einem der wichtigsten Fürsprecher eines fortschreitenden Friedensprozesses zwischen Israel sowie den Palästinensern und den arabischen Nachbarländern. Das trug ihm am Ende den neuerlichen Wahlsieg und das Amt des Ministerpräsidenten ein. Außerdem erhielt Rabin gemeinsam mit Peres und dem Palästinenserführer Jassir Arafat 1994 den Friedensnobelpreis für die „Anstrengungen zur Lösung des Nahostkonflikts“.
Zögerliche Friedensbemühungen
Der angestrebte Ausgleich mit den Arabern bescherte dem Ehepaar Rabin jedoch auch zahlreiche Anfeindungen vonseiten weniger verständigungsbereiter Israelis und radikaler Hardliner. Über deren Treiben schrieb Leah Rabin in ihrer Autobiographie: „‚Da ist sie!' brüllten sie, als ich in die Garageneinfahrt unter unserem gemieteten Haus einbog ... ‚Nach den nächsten Wahlen wirst du mit deinem Mann auf dem Marktplatz hängen. Mit den Füßen nach oben. Wie Mussolini und seine Mätresse', schrie jemand aus der Menge ... Einige der Demonstranten ... verglichen uns sogar mit Nicolae und Elena Ceaușescu, dem vielleicht meist geschmähten Despotenpaar der Neuzeit.“
In dieser Atmosphäre des Hasses gab das ultraorthodoxe Mitglied der israelischen Siedlerbewegung Jigal Amir am 4. November 1995 zwei tödliche Schüsse auf den Ministerpräsidenten ab. Für die Ermordung von Rabin machte dessen Frau nicht zuletzt die Agitation der Likud-Partei und dessen damaligen und heutigen Vorsitzenden Benjamin Netanjahu verantwortlich. Gleichzeitig kritisierte sie aber auch die angeblich zu zögerlichen Friedensbemühungen des Netanjahu-Gegners und politischen Erben von Rabin, Ehud Barak.
Grabstein geschändet
Daher blieb die ehemalige First Lady des jüdischen Staates dort weiterhin heftig umstritten, was im Übrigen nicht nur an ihren politischen Ansichten, sondern auch an ihrem scharfzüngigen und teilweise durchaus arroganten Auftreten lag. Ebenso registrierten etliche Israelis mit Missfallen, dass Leah Rabin sich in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre offen zu ihrer deutschen beziehungsweise ostpreußischen Herkunft bekannte. Im letzteren Zusammenhang besuchte sie im März 1999 unter anderem das Museum Stadt Königsberg in Duisburg.
Wenig später wurden bei der starken Raucherin Lungen- und Brustkrebs diagnostiziert. Hinzu kam schließlich auch noch eine Herzerkrankung. Leah Rabin starb am 12. November 2000 im Alter von 72 Jahren im Kreise ihrer Familie in einem Krankenhaus in Petah Tikva bei Tel Aviv. Fünf Jahre später beschmierten Vandalen die Grabsteine des Ehepaares Rabin auf dem Militärfriedhof am Herzl-Berg in Jerusalem mit schändlichen Schmähbotschaften.