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Vertreter aus 36 Staaten kamen – Viele Gemeinsamkeiten, aber auch sehr unterschiedliche Positionen
Westliche Experten werten den 16. BRICS-Gipfel, der vom 22. bis 24. Oktober in Kasan stattfand, als reines Symboltreffen, mit dem Putin dem Westen beweisen wolle, dass Russland nicht so isoliert dastehe, wie dieser es wünsche. Wenn insgesamt Vertreter aus 36 Staaten teilnehmen, darunter 25 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter internationaler Organisationen, wie der UN-Generalsekretär Guterres, dürfte dies mehr als nur Symbolwert haben.
Mittlerweile hat das BRICS-Bündnis zehn Mitglieder, mit China und Indien gar die bevölkerungsreichsten der Erde. Es steht für 45 Prozent der Weltbevölkerung und 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Zu den Gründungsmitgliedern Brasilen, Russland, Indien, China und Südafrika gesellten sich in diesem Jahr der Iran, Ägypten, Äthiopien, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Saudi-Arabien. Länder wie Aserbaidschan, Malaysia und die Türkei haben formell einen Antrag auf Aufnahme gestellt, und es gibt weitere Interessenten.
Als Ziele nennt BRICS neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit die Armutsbekämpfung und die friedliche Regulierung von Konflikten. Zwar gibt es Bestrebungen seitens Wladimir Putin, BRICS als Gegner gegen westliche Wirtschaftsorganisationen zu positionieren, jedoch sind nicht alle bereit, sich von der Zusammenarbeit mit den USA zu lösen. Für Saudi-Arabien etwa sind die USA ein Partner im Technologie- und Finanzsektor, für Ägypten sind die USA ein wichtiger Handelspartner. Viele Länder des globalen Südens sehen in BRICS indes eine vielversprechende Alternative zu den westlichen Bündnissen, allerdings nicht als einzige, sondern vielmehr als ergänzende.
Mit der Türkei nahm erstmals ein Nato-Mitglied am BRICS-Gipfel teil. Der türkische Präsident Erdoğan teilt das Ziel Putins, eine multipolare Weltordnung zu schaffen. Jahrzehntelang ist die Türkei schon Beitrittskandidat der EU. Nun will Erdoğan die geographische Lage seines Landes nutzen, um mehr geopolitisches Gewicht in der Region zu erlangen. Er setzt auf gute Beziehungen mit dem Osten und dem Westen. Die Türkei beteiligt sich nicht an den Sanktionen des Westens. Eine BRICS-Mitgliedschaft könnte dem Land mehr Investitionen aus China bringen sowie die Öl- und Gasimporte absichern.
USA und EU wurden auf dem Gipfel kaum erwähnt, jedoch gab es in der Schluss-Erklärung scharfe Kritik an den Sanktionen des Westens, die gegen internationales Recht verstießen. Gefordert wurde auch eine Reform internationaler Organisationen wie der UN.
Schwachpunkt von BRICS bleibt die Abhängigkeit vom US-Dollar. Bislang gibt es keinen gemeinsamen Kapitalmarkt. Die Gründung einer eigenen Bank wurde nicht erreicht. Dafür gibt es ein gemeinsamen Zahlungssystems.
Russische Experten räumen ein, dass das BRICS-Bündnis keine Vereinigung von Gleichgesinnten sei, es aber Bestrebungen hierzu gebe. BRICS müsse noch seine geopolitische Identität finden, heißt es, und, BRICS habe sich zu einem wichtigen Forum entwickelt, in dem Länder teilnehmen, die bei der Formierung einer neuen Weltordnung eine Rolle spielen wollen.