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Bunt und geschwungen wie die Botanik – Vor 25 Jahren starb der österreichische Visionär Friedensreich Hundertwasser
Ein Gegner der geraden Linie – so könnte man Friedensreich Hundertwasser bezeichnen. Seine Werke sind geprägt von einer Linienführung, die rechte Winkel so weit wie möglich vermeidet und die das Runde feiert. Sowohl seine Bilder und seine Graphiken, seine Tapisserie wie auch seine Architektur feiern das Gebogene und Ungerade. Doch Hundertwasser, als Friedrich Stowasser am 15. Dezember 1928 in Wien geboren, war weitaus mehr als ein Architekt und Künstler.
Ähnlich wie der Spanier Antonio Gaudi (1852–1926), der Schöpfer der Basilika Sagrada Família von Barcelona, erhob Hundertwasser die gebogene Linie zu seinem Prinzip in der Architektur. Beide Männer sahen die Natur als Vorbild für ihre Arbeit. Gaudi formulierte seine Philosophie mit den Worten: „In der Natur gibt es keine geraden Linien oder scharfen Ecken. Daher sollten Gebäude auch keine haben.“ Hundertwasser folgte dem gleichen Prinzip, er wird mit den Worten zitiert: Die gerade Linie ist gottlos.
Durch und durch Künstler, strebte Friedrich Stowasser nach größtmöglicher Freiheit im Ausdruck. Der Lehrplan der Wiener Akademie für bildende Künste erschien ihm zu starr, zu einengend – Hundertwasser brach seine Ausbildung deshalb nach wenigen Monaten ab. Er nahm sich persönliche Freiheiten heraus: Während seiner Ausbildung an der Hochschule änderte er seinen Namen in Friedrich Hundertwasser. Die Änderung des Vornamens von Friedrich zu Friedensreich erfolgte deutlich später, und zwar während seiner Zeit in Japan.
Seine Suche nach Inspirationen, sein Interesse an Natur und Ökologie, führten ihn immer wieder in ferne Länder. Waren es zunächst Begegnungen in Italien und Frankreich, wo er zeitweilig lebte, führten ihn seine Wege später nach Marokko, Tunesien, Japan, Kalifornien und Neuseeland. Seine Reisen prägten sein Leben. Neben Deutsch und Englisch sprach er Französisch, Italienisch, zudem etwas Japanisch, Russisch und Arabisch.
Hundertwasser entwickelte einen einzigartigen Stil, geprägt von organischen Formen, Spiralen und kräftigen, bunten Farben. Doch ging es ihm keineswegs nur um Farbe und Form. Er legte bei seinen Architekturentwürfen großen Wert auf ökologische Bauweise und Nachhaltigkeit. Eine Überzeugung, der er Zeit seines Lebens treu blieb und die er konsequent lebte. Hundertwasser setzte sich vehement für die Ökologie, den Naturschutz, den Erhalt des Regenwaldes und die Rettung der Meere ein, hielt Vorträge zum Naturschutz und forderte ein Leben im Einklang mit den Gesetzen der Natur.
Er selbst wohnte bescheiden. Ökologisch musste sein Wohnhaus sein, das war sein Anspruch. Eingebettet in die Natur, wenn möglich in ihrer ursprünglichen Form. Zeitweise lebte er auf einem Bauernhof im Norden Frankreichs. Später zog er in das niederösterreichische Waldviertel, wo heute ein Wanderweg zu verschiedenen Stationen führt, die von Hundertwasser gestaltet und geprägt wurden.
Im Jahr 1973 führte ihn eine Reise nach Neuseeland, wo er das vorfand, wonach er lange gesucht hatte: eine Möglichkeit seinen Traum zu verwirklichen. Hundertwasser erwarb rund 370 Hektar Land, das er mit 100.000 einheimischen Bäumen bepflanzte. Für seinen Wohnbereich nutzte er Solarkollektoren und Windkraft zur Erzeugung von Energie. Auch das Abwasserproblem löste er visionär – mit einer Humustoilette. Damit war der Künstler seiner Zeit weit voraus und kann als Visionär und Pionier in diesem Bereich der Sanitärtechnik betrachtet werden.
Tod vor Australien
Doch bekannt wurde er nicht als Vorreiter einer ökologischen Lebensführung, sondern als Künstler und Architekt, der Häusern durch geschwungene Linien ein besonderes Aussehen verlieh. Zu seinen bekanntesten Architekturwerken gehört das nach ihm benannte Hundertwasser-Haus in Wien. Der soziale Wohnbau mit der auffällig unregelmäßigen Fassade und den bepflanzten Dächern ist eines der meistfotografierten Häuser in Wien.
Mit seiner Vorliebe für die Gestaltung von Nutzgebäuden brachte sich Hundertwasser auch beim Gymnasium in der Lutherstadt Wittenberg ein und drückte einer Markthalle in der Schweiz seinen stilistischen Stempel auf. Der Bahnhof im norddeutschen Uelzen, der anlässlich der Expo im Jahr 2000 umgestaltet wurde, zählt ebenfalls zu den bekannten Werken des Österreichers.
Die öffentlichen Toiletten, die Hundertwasser im neuseeländischen Kawakawa erbaute, sind dagegen weit weniger bekannt. Das Müllverbrennungs- und Fernheizwerk Spittelau wurde durch seine künstlerische Gestaltung zu einem Wahrzeichen von Wien. Die Autobahnraststätte Bad Fischau (1990) und die Kindertagesstätte in Frankfurt-Heddernheim stattete Hundertwasser zwischen 1988 und 1995 mit begrünten Dächern aus. Damals visionär, heute zeitgemäß.
Hundertwassers Ideen sind aktuell wie nie. Vieles, was er im Laufe seines Lebens entwickelte und in seinen architektonischen Projekten zum Einsatz brachte, sehen wir heute als gutdurchdachte Lösungen für Probleme an. Sogenannte Nachhaltigkeit, ökologische Bauweise und Umweltbewusstsein sind ohne Frage zentrale Themen der Zeit.
Hundertwassers Ausspruch „Wenn wir die Natur zerstören, zerstören wir uns selbst“ gilt heute mehr denn je. Seine Vision einer harmonischen Verbindung von Mensch, Kunst und Natur ist heute aktuell wie nie zuvor. Der Todestag des Künstlers jährt sich in diesem Monat zum 25. Mal. Ironischerweise starb Hundertwasser über dem Wasser, nämlich am 19. Februar 2000 an Bord des Kreuzfahrtschiffs „Queen Elizabeth 2“ vor Brisbane.
Gregor Scharf am 15.02.25, 14:01 Uhr
Vielleicht hätte er, der gefeierte Künstler, einmal ein Mikroskop zum Auge führen sollen, um die Strukturen und Gliederungen der kleinsten Bausteine der Natur tatsächlich zu erfassen.
Wie man solche Bruchbuden als Kunstgebilde bezeichnen kann, ist mir als Techniker völlig unverständlich. Das fügt sich nicht in die Landschaft ein, sondern ist ein Störfaktor, der nicht schärfer ins Auge stechen könnte. Die Abrißbirne wäre angebracht.