16.11.2025

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Kein Arbeitsantrieb

Immer mehr junge Leute hassen ihren Job

Aktuelle Indeed-Studie beweist: Wir trainieren unserer Jugend systematisch den Leistungswillen ab

Jens Eichler
04.10.2025

Der Fall ging bereits durch die Medien, und wenn es nicht so traurig, ja geradezu jämmerlich wäre, müsste man sich fast das Lächeln verkneifen. Es ist der Auswuchs grün-woker Ideologie, der Wahnsinn in Reinform und in seiner ganz eigenen zweifelhaft prachtvollen Machart. So hat ein um das Wohl seines Sohnes besorgter Vater in der Nähe von Hamburg einen Fußballklub verklagt, weil dieser seinen achtjährigen Filius seiner Meinung nach vorsätzlich schädigt und nachhaltig in seiner normalen, gesunden „psychisch-seelischen“ Entwicklung beeinträchtigt.

Ein harter Vorwurf, der im Zusammenhang mit Kindern, Jugendlichen, Fußball und Training ausnahmsweise zum Glück einmal nichts mit sexuellem Missbrauch zu tun hat. Was aber war geschehen? Besagter Vater, selbst ein großer Fußballfan und begeisterter Betreiber dieses Sportes, wollte seinem Sohn beim Training zusehen, anschließend vielleicht sogar ein Resümee mit ihm besprechen, hier und da eventuell ein paar Tipps geben. Wie das halt so ist zwischen Vater und Sohn, wenn es um Sport geht. Fachsimpelei quasi unter Männern. Umso verwunderter war er aber, als er auf dem Bolzplatz eintraf und acht aufgestellte Tore vorfand. Acht, und nicht wie sonst üblich zwei – nämlich an jedem Ende des Spielfelds eins.

Bei nächster Gelegenheit sprach er den Trainer auf den vermeintlichen Fehler an. Doch der winkte ab und erklärte fröhlich, dass die Kinder möglichst viele Treffer erzielen sollten und man daher statt zwei eben acht Tore aufgestellt habe. Die kleinen Kicker sollten es ja einfacher haben. Und um diese verrückte Idee noch zu bekräftigen, wurden in die Tore natürlich keine Torwärter gestellt, die einen Treffer hätten verhindern können. Diese Position blieb komplett unbesetzt. Und als ob dies an Irrsinn noch nicht genug wäre, erklärte der Trainer dem völlig verdutzten Vater, dass erzielte Tore auch nicht zu einem Ergebnis gezählt werden. Denn in diesem Verein solle niemand als Verlierer vom Platz gehen. Man wolle keinen Wettkampf, in diesem Wort allein stecke schon mit „-kampf“ so viel Brutalität und Aggressivität, dass man junge Menschen davor schützen müsse. „Bei uns gibt es nur Gewinner beim Fußball, ist das nicht wunderbar?“

Nein, ist es nicht. Es ist vielmehr das systematische Aberziehen einer notwendigen Leistungskukltur und des Leistungswillens. „Wenn Kinder und Jugendliche nicht lernen, sich Ziele zu setzen, diese in einem gesunden Maß ambitioniert verfolgen, und wenn jeglicher Wille und Antrieb zur Leistung in ihnen erstickt werden, fehlen ihnen später in der Arbeits- und Berufswelt sowie in der Welt der Erwachsenen nicht nur wertvolle, sondern lebensnotwendige Skills, die sogar überlebensnotwendig sein könnten!“, erklärt Dr. Lutetia Pachold, Kinder- und Jugendpsychologin, gegenüber der PAZ.

Ältere stehen positiv zur Arbeit
Die Folgen dessen wurde jetzt in einer aktuellen Studie des Arbeitsportals Indeed aus dem September sichtbar. Und zwar in erschreckendem Maße: 43,8 Prozent der jungen Menschen hassen ihren Job. Nein, sie sind nicht unzufrieden oder machen zu viele Überstunden, sie beklagen sich nicht über zu wenig Lohn, zu wenig Freizeit oder über Ärger mit Kollegen. Nein, sie hassen ihren Job, weil sie sich komplett überfordert fühlen. Überfordert mit selbst den geringsten Anforderungen, mit den Zielen, die sie erfüllen sollen und generell mit den in sie gesetzten Erwartungen. Das jedenfalls ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Appinio im Auftrag von Indeed. Bei 14,7 Prozent sind diese trüben Gedanken sogar an der Tagesordnung, sodass sie täglich daran denken, den Job zumindest zu wechseln oder gar ganz hinzuschmeißen.

Während ältere Generationen ihrem Job gegenüber eher positiv gestimmt sind, ist die Unzufriedenheit in der Gen Z am höchsten. Je älter also die Befragten, desto positiver war ihre Arbeitshaltung und -einstellung. Laut Indeed könnte das auf eine höhere Resilienz sowie eine andere Arbeits- und Leistungseinstellung zurückzuführen sein. Von denjenigen, die ihren Job hassen, fühlen sich 76 Prozent täglich emotional erschöpft oder innerlich leer. 58 Prozent der jungen Jobhasser lassen sich daher auch sehr häufig krankschreiben – obwohl sie aber eigentlich körperlich gesund sind.

Selbstwertgefühl durch Leistung
Keine Leistung, kein Ehrgeiz, keine Ziele und eine nicht ambitionierte Lebensweise in der Jugend – wie hängt das aber mit der Null-Bock-Mentalität im Beruf und dem Hass auf den Brot bringenden Job der Generation Z zusammen? Das eine führt zum anderen. Wenn Kinder und Jugendliche nicht oder selten erleben, dass Anstrengung zu Fortschritt und Belohnung führt, entsteht kein stabiles inneres Belohnungssystem. Sie lernen nicht, mit Frustration umzugehen, Ziele langfristig zu verfolgen und Erfolg als Ergebnis eigener Anstrengung zu erleben. Wachsen Kinder in einer „leistungsschwachen“ Umgebung auf, wo es weder Pflichten noch auch nur einen Mindestleistungsanspruch oder -druck gibt, entsteht oft das Gefühl, dass Arbeit „leicht“ sei und Spaß machen müsse. Der reale Arbeitsalltag aber sieht oft anders aus. Diese Diskrepanz führt zu Frust und dem Gefühl, ausgenutzt zu werden.

Noch wichtiger: Ehrgeiz als intrinsische Motivation resultiert aus Lob und Anerkennung für erbrachte Leistung, Erfolg entsteht aus Durchhaltevermögen und persönlicher Stolz auf erbrachte Leistung durch Geleistetes. Fehlt all das, entsteht am Ende purer Jobfrust.

Eine Studie der Boston University aus dem Jahr 2024 mit Angestellten fand heraus, dass die individuelle innere Überzeugung, Fähigkeiten könnten durch Anstrengung und Lernen wachsen, sich stark positiv auf die persönliche Lebens- und Arbeitszufriedenheit auswirkt. Umgekehrt bedeutet das: Wenn jemand wenig Erfahrung mit Anstrengung hat, kann auch das Selbstwertgefühl und die Leistungsbereitschaft gering sein, was wiederum vermehrt zu Stress und geringerer Zufriedenheit führt. Trainieren wir also in der Schule, in der Freizeit, ja sogar selbst im Elternhaus Kindern und Jugendlichen die Lust auf Leistung systematisch ab, erschweren wir ihnen das spätere Erwachsenenleben und bringen sie sogar zu guter Letzt in Existenznot.

Lustlosigkeit kann teuer werden
Der kanadische Arbeits- und Motivationspsychologie Albert Bandura, der lange Zeit an der Yale-Universität lehrte, bringt es auf den Punkt: „Leistungsbereitschaft muss gelernt werden, sie ist keine natürliche, angeborene Eigenschaft. Dabei ist es aber eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass erbrachte Leistungen die Qualität des individuellen Lebens potentiell beeinflussen. Diese Leistungen hängen ebenso davon ab, wie stark man an sich und seine Leistungsfähigkeit glaubt. Doch glauben kann man nur durch erlebte Erfahrungen, was bedeutet, dass jeder Mensch für sein persönliches Glück an das Vollbringen von Leistungen herangeführt werden muss!“

Und noch ein Aspekt mangelnder Leistungsbereitschaft im Job soll erwähnt sein: die wirtschaftlichen Folgen. Laut einer Gallup-Studie verursacht mangelndes Engagement jährlich weltweit Verluste in Höhe von 8,8 Billionen US-Dollar.


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Kommentare

Jan Kerzel am 07.10.25, 12:56 Uhr

Ein interessanter Artikel von Jens Eichler. Ich komme mit 40 Dienstjahren aus der Schulbranche. Mein Liebling war der hier öfter zitierte Albert Bandura. Die Realität sah und sieht aber anders aus. Kurz angerissen.
Die Schüler sehen und erleben, dass ihre Leistung und deren Bewertung sehr volatil und subjektiv ist.
Sie erkennen im digitalen Zeitalter, dass die unterrichteten Weisheiten nur einen begrenzten temporären und räumlichen Stellenwert haben.
Sie wissen, dass sich die Lehrkräfte ihre Inhalte von Plattformen holen, zu denen sie jederzeit Zugriff haben.
Sie wissen, dass sie Pseudoprüfungen ablegen, die eigentlich mit einem Klick oder Wischer erledigt sind.
Die alte Schule der Abrichtung und Indoktrination ist im Grunde genommen vorbei, trotz pädagogischer Bemühungen.
Frustration und das Gefühl der Zeitverschwendung ist allgegenwärtig. Man sitzt die Sache ab. Knast mit Freigang.
Wir bräuchten ab der Grundschule (6.Klasse) eine ganz andere Art von Schule. Eine freie und interessante Schule, die in der Lage ist, die individuellen Fähigkeiten und Interessen der Schüler zu fördern, ohne sie permanent, weitgehend willkürlich, zu bewerten und zu nummerieren.
Die alte Schule wird dies nicht leisten können. Sollte sie beibehalten werden, wird der substantielle Output weiter sehr mäßig sein. Man darf sich hier nicht von der Masse der ausgestellten Zertifikate täuschen lassen. Das fällt unter die Rubrik Selbstbetrug.

Gregor Scharf am 02.10.25, 16:31 Uhr

Und doch hat eine Mehrzahl erkannt, dass das Gesellschaftsmodell dem Ende entgegen geht. Man muss nur die Musik der jungen Generation hören, dann wird deutlich, wo sie hinwollen. „Alles niederbrennen“ oder „Ausharren im Atomschutzbunker“
Sie haben erfahren, dass Leistung sich kaum noch lohnt, ihre Eltern trotz Leistung millionenfach in HartzIV, Minijobs oder Leiharbeit gelandet sind, Familien zerbrachen und das Geld trotz mehrerer Jobs hinten und vorn nicht reichte und die Tafeln zum Alltag gehörten.
Ergo entziehen sie, wenn sie denken können, ihre Arbeitskraft dem verhassten System, bis es kollabiert, weil sie wissen, der Sozialstaat fängt sie auf, bis ihn die Kosten ersticken. Dabei vergessend, dass sie gegen Geldsäcke antreten, die den längeren Arm haben und sich schon immer der überflüssigen Menschenmassen mit Hilfe kleiner Scharmützelchen entledigten.
Müßiggang ist aller Laster Anfang, egal in welchem System auch immer. Das wird nicht gelehrt, weil die erwähnten Geldsäcke daran keinerlei Interesse mehr haben.

Gregor Scharf am 02.10.25, 16:14 Uhr

@Kersti Wolnow
Besser und einfacher kann man den Sozialismus nicht beschreiben. Danke für dieses herrliche Beispiel.

Kersti Wolnow am 02.10.25, 11:31 Uhr

Aus einer Mail von vorgestern:
Studenten antworteten auf die Frage des Professoers, wie ihre Einstellung zum Sozialismus sei. Sie fanden den nachahmenswert, denn alle seien gleich, es gebe Gerechtigkeit und Frieden. Der Professor versprach zu den Prüfungen ein Experiment. Alle schrieben ihre Arbeit, er benotete die wie sonst auch, aber er spielte Sozialismus, addierte öffentlich alle Noten und teilte sie durch die Anzahl der Studenten, was eine 2,1 ergab. Er verkündete, daß alle eine 2 erhielten. Die ersten unzufriedenen waren die Fleißigen, die vorher richtig gepaukt hatten und nun nur eine 2 erhielten. Anders war es mit den sehr zufriedenen Faulen. Beim nächsten Experiment arbeiteten die Fleißigen weniger, weil ja doch nur eine 2 herauskommt, die Faulen machten noch weniger als beim letzten Mal, weil sie dachten, sie bekommen wieder eine 2., aber es war nur eine 3. Sie experimentierten mit den Prüfungsnoten noch 2x und landeten bei einer 5. Der Professor erklärte, das sei Sozialismus.

Durch die globalen Konzerne entfällt der Wettbewerb, der Kunde hat keine Auswahl-wir sind wieder im Sozialismus angekommen. Der Trainer bereitet die künftige Generation schon mal auf ihr Erwachsenenleben vor. Der Vater sollte dankbar sein!

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