02.10.2025

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Keine Seltenheit: Mangelnde Leistungsbereitschaft und Frust beim Arbeiten hat bei jungen Menschen eher selten etwas mit Faulheit zu tun. Sie sind überfordert, weil sie Wettstreit und das Erreichen von Zielen nie gelernt haben
Bild: Pixabay/TungArt7Keine Seltenheit: Mangelnde Leistungsbereitschaft und Frust beim Arbeiten hat bei jungen Menschen eher selten etwas mit Faulheit zu tun. Sie sind überfordert, weil sie Wettstreit und das Erreichen von Zielen nie gelernt haben

Kein Arbeitsantrieb

Immer mehr junge Leute hassen ihren Job

Aktuelle Indeed-Studie beweist: Wir trainieren unserer Jugend systematisch den Leistungswillen ab

Jens Eichler
02.10.2025

Der Fall ging bereits durch die Medien, und wenn es nicht so traurig, ja geradezu jämmerlich wäre, müsste man sich fast das Lächeln verkneifen. Es ist der Auswuchs grün-woker Ideologie, der Wahnsinn in Reinform und in seiner ganz eigenen zweifelhaft prachtvollen Machart. So hat ein um das Wohl seines Sohnes besorgter Vater in der Nähe von Hamburg einen Fußballklub verklagt, weil dieser seinen achtjährigen Filius seiner Meinung nach vorsätzlich schädigt und nachhaltig in seiner normalen, gesunden „psychisch-seelischen“ Entwicklung beeinträchtigt.

Ein harter Vorwurf, der im Zusammenhang mit Kindern, Jugendlichen, Fußball und Training ausnahmsweise zum Glück einmal nichts mit sexuellem Missbrauch zu tun hat. Was aber war geschehen? Besagter Vater, selbst ein großer Fußballfan und begeisterter Betreiber dieses Sportes, wollte seinem Sohn beim Training zusehen, anschließend vielleicht sogar ein Resümee mit ihm besprechen, hier und da eventuell ein paar Tipps geben. Wie das halt so ist zwischen Vater und Sohn, wenn es um Sport geht. Fachsimpelei quasi unter Männern. Umso verwunderter war er aber, als er auf dem Bolzplatz eintraf und acht aufgestellte Tore vorfand. Acht, und nicht wie sonst üblich zwei – nämlich an jedem Ende des Spielfelds eins.

Bei nächster Gelegenheit sprach er den Trainer auf den vermeintlichen Fehler an. Doch der winkte ab und erklärte fröhlich, dass die Kinder möglichst viele Treffer erzielen sollten und man daher statt zwei eben acht Tore aufgestellt habe. Die kleinen Kicker sollten es ja einfacher haben. Und um diese verrückte Idee noch zu bekräftigen, wurden in die Tore natürlich keine Torwärter gestellt, die einen Treffer hätten verhindern können. Diese Position blieb komplett unbesetzt. Und als ob dies an Irrsinn noch nicht genug wäre, erklärte der Trainer dem völlig verdutzten Vater, dass erzielte Tore auch nicht zu einem Ergebnis gezählt werden. Denn in diesem Verein solle niemand als Verlierer vom Platz gehen. Man wolle keinen Wettkampf, in diesem Wort allein stecke schon mit „-kampf“ so viel Brutalität und Aggressivität, dass man junge Menschen davor schützen müsse. „Bei uns gibt es nur Gewinner beim Fußball, ist das nicht wunderbar?“

Nein, ist es nicht. Es ist vielmehr das systematische Aberziehen einer notwendigen Leistungskukltur und des Leistungswillens. „Wenn Kinder und Jugendliche nicht lernen, sich Ziele zu setzen, diese in einem gesunden Maß ambitioniert verfolgen, und wenn jeglicher Wille und Antrieb zur Leistung in ihnen erstickt werden, fehlen ihnen später in der Arbeits- und Berufswelt sowie in der Welt der Erwachsenen nicht nur wertvolle, sondern lebensnotwendige Skills, die sogar überlebensnotwendig sein könnten!“, erklärt Dr. Lutetia Pachold, Kinder- und Jugendpsychologin, gegenüber der PAZ.

Ältere stehen positiv zur Arbeit
Die Folgen dessen wurde jetzt in einer aktuellen Studie des Arbeitsportals Indeed aus dem September sichtbar. Und zwar in erschreckendem Maße: 43,8 Prozent der jungen Menschen hassen ihren Job. Nein, sie sind nicht unzufrieden oder machen zu viele Überstunden, sie beklagen sich nicht über zu wenig Lohn, zu wenig Freizeit oder über Ärger mit Kollegen. Nein, sie hassen ihren Job, weil sie sich komplett überfordert fühlen. Überfordert mit selbst den geringsten Anforderungen, mit den Zielen, die sie erfüllen sollen und generell mit den in sie gesetzten Erwartungen. Das jedenfalls ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Appinio im Auftrag von Indeed. Bei 14,7 Prozent sind diese trüben Gedanken sogar an der Tagesordnung, sodass sie täglich daran denken, den Job zumindest zu wechseln oder gar ganz hinzuschmeißen.

Während ältere Generationen ihrem Job gegenüber eher positiv gestimmt sind, ist die Unzufriedenheit in der Gen Z am höchsten. Je älter also die Befragten, desto positiver war ihre Arbeitshaltung und -einstellung. Laut Indeed könnte das auf eine höhere Resilienz sowie eine andere Arbeits- und Leistungseinstellung zurückzuführen sein. Von denjenigen, die ihren Job hassen, fühlen sich 76 Prozent täglich emotional erschöpft oder innerlich leer. 58 Prozent der jungen Jobhasser lassen sich daher auch sehr häufig krankschreiben – obwohl sie aber eigentlich körperlich gesund sind.

Selbstwertgefühl durch Leistung
Keine Leistung, kein Ehrgeiz, keine Ziele und eine nicht ambitionierte Lebensweise in der Jugend – wie hängt das aber mit der Null-Bock-Mentalität im Beruf und dem Hass auf den Brot bringenden Job der Generation Z zusammen? Das eine führt zum anderen. Wenn Kinder und Jugendliche nicht oder selten erleben, dass Anstrengung zu Fortschritt und Belohnung führt, entsteht kein stabiles inneres Belohnungssystem. Sie lernen nicht, mit Frustration umzugehen, Ziele langfristig zu verfolgen und Erfolg als Ergebnis eigener Anstrengung zu erleben. Wachsen Kinder in einer „leistungsschwachen“ Umgebung auf, wo es weder Pflichten noch auch nur einen Mindestleistungsanspruch oder -druck gibt, entsteht oft das Gefühl, dass Arbeit „leicht“ sei und Spaß machen müsse. Der reale Arbeitsalltag aber sieht oft anders aus. Diese Diskrepanz führt zu Frust und dem Gefühl, ausgenutzt zu werden.

Noch wichtiger: Ehrgeiz als intrinsische Motivation resultiert aus Lob und Anerkennung für erbrachte Leistung, Erfolg entsteht aus Durchhaltevermögen und persönlicher Stolz auf erbrachte Leistung durch Geleistetes. Fehlt all das, entsteht am Ende purer Jobfrust.

Eine Studie der Boston University aus dem Jahr 2024 mit Angestellten fand heraus, dass die individuelle innere Überzeugung, Fähigkeiten könnten durch Anstrengung und Lernen wachsen, sich stark positiv auf die persönliche Lebens- und Arbeitszufriedenheit auswirkt. Umgekehrt bedeutet das: Wenn jemand wenig Erfahrung mit Anstrengung hat, kann auch das Selbstwertgefühl und die Leistungsbereitschaft gering sein, was wiederum vermehrt zu Stress und geringerer Zufriedenheit führt. Trainieren wir also in der Schule, in der Freizeit, ja sogar selbst im Elternhaus Kindern und Jugendlichen die Lust auf Leistung systematisch ab, erschweren wir ihnen das spätere Erwachsenenleben und bringen sie sogar zu guter Letzt in Existenznot.

Lustlosigkeit kann teuer werden
Der kanadische Arbeits- und Motivationspsychologie Albert Bandura, der lange Zeit an der Yale-Universität lehrte, bringt es auf den Punkt: „Leistungsbereitschaft muss gelernt werden, sie ist keine natürliche, angeborene Eigenschaft. Dabei ist es aber eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass erbrachte Leistungen die Qualität des individuellen Lebens potentiell beeinflussen. Diese Leistungen hängen ebenso davon ab, wie stark man an sich und seine Leistungsfähigkeit glaubt. Doch glauben kann man nur durch erlebte Erfahrungen, was bedeutet, dass jeder Mensch für sein persönliches Glück an das Vollbringen von Leistungen herangeführt werden muss!“

Und noch ein Aspekt mangelnder Leistungsbereitschaft im Job soll erwähnt sein: die wirtschaftlichen Folgen. Laut einer Gallup-Studie verursacht mangelndes Engagement jährlich weltweit Verluste in Höhe von 8,8 Billionen US-Dollar.


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