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Nach der massiven Französisierung entspannt sich das Verhältnis der Obrigkeit zum Elsässerdeutsch
Immer mehr Ausländer beginnen in Straßburg mit dem Erlernen des Elsässischen, sei es aus Neugier oder um sich besser in eine Region zu integrieren, die sehr an ihren Traditionen hängt. So hat in Schiltigheim, einem Vorort von Straßburg, eine ganze Gruppe von ausländischen Schauspielern die regionale Sprache erlernt, um in der Dialektbearbeitung „Was han m'r em liewe Gott gemacht?“ von Philippe de Chauveron 2021 erschienenen Filmkomödie „Qu'est-ce qu'on a fait au Bon Dieu?“ / „Monsieur Claude und sein großes Fest“ auf der Bühne zu stehen.
Auch steht an der Universität Straßburg der regionale Dialekt seit einigen Jahren wieder auf dem Lehrplan der Wahlsprachen. Unter den neuen Elsässisch Lernenden lassen sich zwei typische Profile ausmachen. Einmal diejenigen, die im Elsass aufgewachsen sind, denen das Elsässische nicht vermittelt wurde und die es sprechen möchten, sowie dann jene, die entweder aus anderen Regionen oder gar anderen Ländern kommen und sich für die regionale Sprache interessieren. Unter den am meisten angezogenen Nationalitäten stehen Japaner an erster Stelle, gefolgt von südamerikanischen Studenten.
Elsässisch beliebt als Fremdsprache
Viele Japaner, die eine Vorliebe für das „typisch Deutsche“ haben, haben entdeckt, dass sie dies eigentlich im Elsass mit den vielen Fachwerkhäusern, mit Brezeln und Gugelhupf viel häufiger finden als in der Bundesrepublik. Deshalb unterstützen gerade diese Japaner regionale Initiativen, die sich für den Erhalt des Elsässischen einsetzten, wie die René-Schickele-Gesellschaft, die Association A.B.C.M-Zweisprachigkeit, die Association „Heimetsproch un Tradition“ oder die Association Sprochrenner. Der elsässische Schriftsteller Edgar Zeidler aus Colmar hat sogar eine Sammlung von Haikus (japanische Gedichte) zusammengestellt, die auf Elsässisch, Hochdeutsch und Französisch verfasst wurden und ins Japanische übersetzt wurden.
Laut einer von der 2019 geschaffenen Europäischen Gebietskörperschaft Elsass (CeA) mit einer im Jahr 2022 mit
4000 Personen durchgeführten Studie erklärten 46 Prozent der Befragten im Elsass, dass sie Elsässisch beherrschen. Das sind 15 Prozentpunkte weniger als 20 Jahre zuvor. Nur noch zwölf Prozent aller im Elsass Lebenden gebrauchen Elsässisch im täglichen Alltag. Von Jahr zu Jahr erodiert die intergenerationelle Übertragung der Sprache. Jahrhundertelang war das Elsässische die wichtigste Kommunikationssprache im Elsass. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Politik der Französisierung im Elsass akzeptiert, das Elsässische wurde bekämpft, weil es ein germanischer (deutscher) Dialekt ist. Die seit Jahrhunderten zwischen Deutschland und Frankreich hin- und hergeworfene Region sollte „entgermanisiert“ werden.
Kaum noch Muttersprache
Nur noch 14 Prozent der Schüler im Elsass erhalten heute Unterricht in Hoch- oder Elsässerdeutsch. Deshalb gibt es seit 2023 einen Pilotversuch mit sogenanntem immersiven, also ein- beziehungsweise untertauchenden Unterricht in sechs Vorschulklassen. Die Politiker können sich in der Sprachförderung nicht zwischen dem Dialekt und der Hochsprache entscheiden. Für die ältere Generation bleibt das Elsässische jedoch die Muttersprache, die übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat. In den Alzheimer-Einheiten der Seniorenhäuser ist die gelernte Sprache, Französisch, vergessen, und dann bleibt das Elsässische übrig. Die Europäische Gebietskörperschaft Elsass hat 2025 daher zum „Jahr der Zweisprachigkeit“ erklärt. Mit einer Reihe von Initiativen, darunter viel Volkstheater, Konzerte von Liedermachern, Vorträge und Ausstellungen sowie der Vorstellung einer neuen App zum Erlernen von Elsässerdeutsch soll „die sprachliche Identität des Elsass gestärkt“ werden.
Am 24. Juni wird es einen eigenen Fan-Tag für ausländische Freunde des Elsässischen geben. Höhepunkt des Jahres ist im Sommer die Eröffnung des neuen Office Public de la Langue Régionale d'Alsace et de Moselle (Öffentliches Amt für die Regionalsprache des Elsass und von Mosellothringen) in Straßburg.
Bis 2030 will die Europäische Gebietskörperschaft Elsass die Zahl der regelmäßigen Sprecher durch den Ausbau des Elsässischen in Schulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen um 30 Prozent erhöhen. Logo des Jahres ist eine Darstellung einer kleinen Elsässerin mit einem traditionellen Kostüm und Flügeln in den Farben der französischen und der deutschen Flagge.
Roland Grassl am 13.04.25, 08:19 Uhr
Preußische Allgemeine Nr.14 vom 04.04.2025 Seite 5: Europäische Gebietskörperschaft Elsass- „ Jahr der Zweisprachigkeit“ Von Bodo Bost
Leserbrief
Das Jahr 2025 wurde von der europäischen Gebietskörperschaft Elsass(CEA) zum Jahr der Zweisprachigkeit ausgerufen. Hierzu sind mehrere Veranstaltungen geplant. Vor zirka dreißig Jahren fing man an im Elsass an den Schulen paritätisch auch in deutscher Sprache zu unterrichten. Doch im Laufe der Zeit schrumpfte der Anteil deutsch-französischer Klassen erheblich. Für die Zweisprachigkeit setzen sich seit Jahrzehnten auch eine Reihe von Einzelpersönlichkeiten ein. Der elsässische Autor
und Preisträger des Johann-Peter-Hebel-Preises 2024 Pierre Kretz und Richard Weiss seien hier stellvertretend genannt. Richard Weiss, ein pensionierter Lehrer für klassische Literatur aus Colmar hat hierzu unlängst sein neuestes Buch vorgestellt.
Der Titel lautet: Wenn ich einmal groß bin werde ich zweisprachig sein! ( IFB-Verlag Paderborn, Preis 15,90 Euro).
Nachdem 1945 die deutsche Sprache im Elsass vorübergehend verboten war, wurde durch den Generationenwechsel die Anzahl der alemannischen Mundartsprecher immer geringer. Trotz verschiedener Elterninitiativen an Schulen und Kindergärten konnte der negative Trend nicht gewendet werden. Nun könnte sich das von der europäischen Gebietskörperschaft (CEA) in Gründung befindliche Regionalsprachenbüro als Silberstreif am Horizont erweisen.
In der Bretagne und Korsika hat man sehr gute Erfahrungen damit gesammelt. Das Elsass könnte somit eine Brückenfunktion zum rechtsrheinischen alemannischen Gebiet in Deutschland einnehmen und damit, der in Sonntagsreden vielbeschworenen aber wenig gelebten deutsch-französischen Freundschaft dienen. Auch wirtschaftlich und beruflich würde die Durchlässigkeit der Rheingrenze erhöht werden. Auch im öffentlichen Raum soll das Elsässische laut CEA durch zweisprachige Schilder wieder sichtbar werden. Gelänge dies, so wäre es ein echter Durchbruch in einer verfahren wirkenden Situation.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Grassl
sitra achra am 04.04.25, 14:50 Uhr
Dann ist es auch an der Zeit, das Okzitanische, Bretonisch und Normannisch anzuerkennen und nach Kräften zu fördern. Ansonsten bleibt dieser bilinguisme Augenwischerei.
Peter Wendt am 03.04.25, 14:36 Uhr
Elsässisch ist ein deutsche Mundart, eigentlich alemannisch. Warum man das unterschlägt ist 80 Jahre nach Beendigung des Krieges niemand mehr zu vermitteln.