Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs fiel die Bilanz des Nach-Corona-Neustarts der landsmannschaftlichen Arbeit gemischt aus
Zum zweiten Mal in Folge tagte die Ostpreußische Landesvertretung (OLV) unter besonderen Umständen. Stand die letztjährige Sitzung des höchsten Beschlussorgans der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) noch ganz im Zeichen der Corona-Pandemie, so war die diesjährige Zusammenkunft am 5. und 6. November in Wuppertal vom Ukrainekrieg überschattet. Daran erinnerten sowohl der Sprecher der Landsmannschaft, Stephan Grigat, in seiner Begrüßung als auch Pfarrer in Ruhe Herbert Jaksteit in seinem Geistlichen Wort. Ein weiterer Umstand, der dieser Tagung ein besonderes Gewicht verlieh, war die anstehende Vorstandswahl.
Doch bevor es dazu kam, galt es, verdiente Ostpreußen mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Landsmannschaft zu ehren. Die Auszeichnung ging an den stellvertretenden Sprecher der Kreisgemeinschaft Insterburg, Rainer Buslaps, und an den stellvertretenden LO-Sprecher Hans-Jörg Froese (siehe hierzu auch die Seite 15 der aktuellen PAZ).
Ein ereignisreiches Jahr
Nach der Feststellung der Beschlussfähigkeit und der Wahl eines Wahlausschusses gab Sprecher Grigat seinen Rechenschaftsbericht. Dieser fiel ob des Krieges gemischt aus. So konnte die Landsmannschaft im südlichen Ostpreußen, im Memelland und in der Bundesrepublik wieder erfolgreich an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen und zahlreiche Veranstaltungen durchführen. Im südlichen Ostpreußen waren es vor allem die Arbeitstagung für die ortsansässigen deutschen Vereine, die Sommerolympiade für ostpreußische Jugend und die Tagung für die mittlere Generation, in Memel das gemeinsam mit den Litauern gefeierte 770-jährige Stadtjubiläum.
Von den in der Bundesrepublik durchgeführten Veranstaltungen waren vor allem das Kulturhistorische Seminar „Ostpreußen. Land – Geschichte – Kultur“, das Jahrestreffen in Wolfsburg, das historische Seminar „Stationen der ostpreußischen Geschichte“ und die Werkwoche für textile Volkskunst aus Ostpreußen zu nennen.
Die Arbeit im Königsberger Gebiet jedoch, so Grigat, kam vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges weitgehend zum Erliegen. Der Sprecher bedauerte, dass im Zuge der Sanktionen zahlreiche Verbindungen zwischen den Gliederungen der Landsmannschaft und ihren russischen Partnern im nördlichen Ostpreußen abgerissen sind. Allerdings wies er auch darauf hin, dass Russland den Krieg begonnen hat, ohne von der Ukraine provoziert worden zu sein. Es fliegen, so Grigat, russische Bomben auf ukrainisches Gebiet, nicht umgekehrt; es stehen russische Soldaten in der Ukraine, nicht umgekehrt; und es sind ukrainische Menschen auf der Flucht, keine Russen.
Gemischt fiel auch der Bericht des Chefredakteurs der Preußischen Allgemeinen Zeitung, René Nehring, aus. Zwar sei es in den vergangenen Jahren gelungen, der PAZ ein neues Aussehen zu geben sowie zahlreiche prominente Autoren und Interviewpartner zu gewinnen, doch sei es noch nicht gelungen, den Verlust der ostpreußischen Erlebnisgeneration durch den Zugewinn neuer Leser ausreichend zu kompensieren. Um auch im Zeitalter der Digitalisierung bestehen zu können, werde die PAZ im kommenden Jahr verstärkt in das Online-Angebot investieren, ohne freilich die bewährte Druckausgabe zu vernachlässigen.
Nach den auf die Berichte folgenden Aussprachen traten die Delegierten in die Wahl des neuen Vorstandes ein. Mit Stephan Grigat als Sprecher, Hans-Jörg Froese als Stellvertretendem Sprecher, Friedrich-Wilhelm Böld als Schatzmeister sowie Brigitte Stramm und Uwe Püstow als Beisitzer wurden fast alle Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern bestätigt. Neu in das Gremium gewählt wurde lediglich Tobias Kollakowski als Vertreter der ostpreußischen Jugend, der auf den ausscheidenden Tobias Link folgt.
Am Abend des ersten Sitzungstages setzten sich die Kreisvertreter der Heimatkreisgemeinschaften aus dem Königsberger Gebiet zusammen, um noch einmal ausführlich über ihre Erfahrungen mit den russischen Partnern in den vergangenen Monaten zu diskutieren. Dabei wurde in allen Wortmeldungen die Sorge deutlich, dass im Schatten des Krieges die Versöhnungsarbeit der letzten Jahrzehnte beschädigt werden könnte. Zugleich betonten aber auch alle Teilnehmer der Runde ihren Wunsch, es dazu nicht kommen zu lassen.
Am Sonntag wurden dann zunächst der Haushaltsplan der Landsmannschaft und der Wirtschaftsplan der PAZ beraten und verabschiedet. Im darauffolgenden Tagungsordnungspunkt „Verschiedenes“ gab der Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen, Wolfgang Freyberg, einen umfangreichen Überblick über die Arbeit seines Hauses in den vergangenen Jahren sowie einen Ausblick auf demnächst anstehende Projekte.
• Ein Interview des Sprechers zu den polnischen Reparationsforderungen und zur Diskriminierung der Deutschen Minderheit im südlichen Ostpreußen finden Sie hier.