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Rund 3,3 Millionen Verträge werden aktuell nicht mit Beiträgen bedient. Diverse Vorschläge von unterschiedlicher Seite zur Reform der Altersvorsorge
Die „private Altersvorsorge weiterentwickeln und gerechter gestalten“, lautet eines der Ziele im Koalitionsvertrag von Union und SPD auf Bundesebene. Hierfür sei ein Dialog mit der Versicherungswirtschaft nötig mit dem Ziel einer zügigen „Entwicklung eines attraktiven standardisierten Riester-Produkts“. Seitdem wurde viel gesprochen, noch mehr gerechnet, doch geschehen ist bis heute nichts Greifbares.
Eines ist allerdings sicher, die Riester-Rente hat mittlerweile einen miserablen Ruf. Vorschläge aus der Finanzwirtschaft zu einer Verbesserung lägen bereits seit Monaten vor, nur der Gesetzentwurf lasse auf sich warten, kritisiert das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA). „Bis Dezember spätestens sollte ein Gesetzentwurf dazu vorliegen, damit dann ohne Verzögerung im Frühjahr 2021 das Gesetz verabschiedet werden kann. Dann gelingt die Reform noch in der laufenden Legislaturperiode“, erklärte DIA-Sprecher Klaus Morgenstern.
Anteil an Neukunden stagniert
Die Kritikpunkte liegen auf der Hand. Die Riester-Rente laufe Gefahr, wegen der historisch niedrigen Zinsen und der bestehenden 100-Prozent-Beitragsgarantie „für die Kunden renditeschwach und für die Anbieter unwirtschaftlich zu werden“, heißt es in einem Schreiben an das Bundeskanzleramt. Verfasst wurde das Schreiben vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), dem Fondsverband BVI, dem Verband der Privaten Bausparkassen und der Gruppe der Landesbausparkassen. Das Problem der Riester-Rente für die Versicherer ist, dass die Versicherten mit Rentenbeginn mindestens ihre eingezahlten Beiträge in Form einer privaten Rente ausgezahlt erhalten. In Zeiten von Niedrigzinsen führt dieses dazu, dass die Versicherungsunternehmen nur noch in sehr sichere Anlagen mit sehr wenig Rendite investieren können.
Bereits vor einigen Monaten hatte sich mit der Debeka daher eine Versicherungsgesellschaft aus dem Riester-Geschäft zurückgezogen. Mehr als 13 Millionen Deutsche zahlen in die Riester-Rente ein. Doch der Anteil an Neukunden stagniert seit Jahren.
Dabei ist das Thema aktueller denn je. Aufgrund des demografischen Wandels haben ganze Generationen immer weniger aus der gesetzlichen Rentenversicherung zu erwarten. Und nun kommt auch noch die Corona-Pandemie. „Wer in Kurzarbeit ist, zahlt weniger Rentenbeiträge.“ Deshalb werde das Rentenniveau für die jüngeren Arbeitnehmer wegen Corona letztlich nach unten gehen, prophezeit der Freiburger Rentenexperte Bernd Raffelhüschen. Für die heutigen Senioren dagegen werde das Rentenniveau „durch die politischen Fehler, die man in der Vergangenheit begangen hat, sogar steigen“. Raffelhüschen warnte gegenüber dem Südwestrundfunk (SWR) davor, mit Angst statt Zuversicht in die Zukunft zu schauen. „Unsere Eltern haben das Wirtschaftswunder in Deutschland zustande gebracht, obwohl sie mit Tuberkulose eine viel, viel schlimmere Krankheit am Hals hatten, als wir“, so der Rentenfachmann, der zum Beraterstab der Bundesregierung zählt.
Verschärfung durch Corona
In der Vergangenheit hatte Raffelhüschen wiederholt für Modifikationen der Riester-Rente und eine längere Lebensarbeitszeit geworben. Viele Angebote zur Riester-Rente seien besser als ihr Ruf. Privates Sparen könne sich mit dem richtigen Produkt gerade für weniger vermögende Familien lohnen. Oftmals würden Versicherer die „falschen Verträge“ anbieten. Die „eine Riester-Rente“ gebe es nicht. Darüber hinaus fordert Raffelhüschen eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters über die festgeschriebenen 67 Jahre hinaus. Er plädiert für die Einführung eines Lebenserwartungsfaktors: „Der Zugewinn an Lebenserwartung wird so zwischen Arbeitszeit und Rentenbezugszeit aufgeteilt, dass jeder Jahrgang für ein Rentenbezugsjahr die gleiche Zahl an Beitragsjahren geleistet hat.“ Andernfalls drohe ein langfristiges Absinken der Rente.
Die Finanz-Lobby hatte Ende vergangenen Jahres einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, um das Riester-System zu vereinfachen und höhere Renditen für die Sparer zu ermöglichen. Darin fordern die Finanzverbände Standardprodukte „ohne komplizierte Wahlmöglichkeiten, die einfach zu beraten sind und entsprechend kostengünstiger angeboten werden können. Jeder selbst gezahlte Euro wird mit mindestens 50 Cent gefördert“, heißt es in einer Erklärung der Verbände. Außerdem drängen sie darauf, die Beitragsgarantie zu lockern, weil die 100-Prozent-Garantie „eine chancenreiche Kapitalanlage“ erschwere.
Schon jetzt ist der Trend bedenklich. Jede fünfte Riester-Rente ist ruhend gestellt, die Sparer zahlen also keine Beiträge mehr ein. Konkret heißt das, dass rund 3,3 Millionen Verträge aktuell nicht mit Beiträgen bedient werden. Das ist für die Versicherer ein Problem – und für die Kunden. Denn abgesehen von der Beitragsgarantie wird die Zusatzrente angesichts des Niedrigzinsniveaus ziemlich dürftig ausfallen.
sitra achra am 21.11.20, 13:14 Uhr
Und der Betrüger bezieht weiterhin eine mehr als satte Pension!
Lutz Otto am 19.11.20, 12:55 Uhr
Ich bin jetzt Rentner und ich habe „geriestert“.
Gott sei Dank erst ab 2008. Es ist nicht viel zusammen gekommen. Nur 4.500 € aus eigenen Beiträgen, dem staatlichem Zuschuss und vernachlässigbaren Zinsen. Ich muss dazu sagen, dass ich die Hälfte der Riester-Zeit arbeitslos war. Eigentlich sollte sich die Riesterrente gerade deswegen lohnen.
Der Sparbetrag wurde mir wegen seiner Geringfügigkeit im ersten Rentenjahr vollständig ausgezahlt.
Mit der späteren Steuererklärung und -festsetzung kam dann die Ernüchterung. Der Euro-Batzen wurde versteuert als Einnahmen.
Erstmals habe ich an das Finanzamt so eine große Summe zurück zahlen müssen: über 1.500€.
Mit meinem Steuerprogramm und der Veränderung der Eingaben ließ sich rasch eine Erklärung finden. Die „zusätzlichen Einnahmen“ waren Schuld.
Der Staat hat sich das wieder geholt, was er an Riesterzuschüssen gezahlt hat. Da half auch kein Widerspruch gegen die Steuerfestsetzung.
Ich kann von Glück sagen, dass ein „+/- Null“ entstanden ist. Einige werden minus machen. Außer Spesen nichts gewesen.
So ein System ist perfide.
Siegfried Hermann am 17.11.20, 11:11 Uhr
Die Deutschen sind schon ein sehr naives Volk wie Napoleon Bonaparte selbst feststellte. Bei Aldi wird jeder noch so kleine Brotkrümmel auf Marktwert kritisch beäugt, aber wenn es um Lebensarbeit-Millionen geht, ist der Halsabschneider hinter dem (Wahl)-Tresen der liebe Gott, egal was für ein Nonsens er erzählt.
Kurz:
Diese "Riesterrente" war wie alles seit 1990 von vornherein Volksbetrug und eingebaute Abzocke, mit der Dreistigkeit "staatliche Zugaben zu verschenken", die man selbst knochenhart erarbeitet hat und mit der Steuerknute erpresst wurde. Der größste und raffgierigste Abzocker dieser Veranstaltung ist zweifellos Schroeder-Kumpel Maschmeyer. Warum wohl!?
Der Kardinalfehler dieser Halunken war die vorge-gauck-elte Annahme unendlichen Wachstums und Gewinne (über 30-35 Jahre !!! wohl gemerkt) Das das nicht funktioniert kapiert selbst ein Hauptschüler und wurde auch gleich in Realität 99, seit 2008 bestätigt.
Corona ist nur die aller letzte Ausrede dieser Abzocker, um ihren Skalp (völlig überzogene Steuer-Pensionen) zu behalten.
Seit 2005, insbesondere nach Lehmann, sofern man sich auch nur ein ganz wenig mit der Materie beschäftigt hatte, war klar, dass Riestern eine Geldvernichtungsmaschine ist und jede halbwegs seriöse Kapitalanlage besser dasteht. Wer also danach trotz besseren Wissen trotzdem dem Sondermüll in Portfolio aufgenommen hat, ist selber schuld. Gier schlägt immer Hirn.
Den Lebensversicherern trauer ich sooo keine Träne hinterher. Auf der Party hemmungslos abräumen, aber beim Aufräumen ist keiner da.
Die Frage bleibt nun: Wie kann der produzierte Schaden am Volk wieder gut gemacht werden???
Erstmal die haftbar machen, bis auf H4 auf Privatvermögen, die diesen Schaden produziert haben! Und die Strukturen der Volks-Vermögenskapitalisierung muss komplett neu aufgestellt werden, das künftig solche Ausartungen nicht mehr möglich sind.
Das kann bei dieser Corona-Diktatur noch dauern. Also schichtet um, solange es noch geht und befolgt den Rat von Warren Buffett: Gold, Silber unter der Bettdecke, Lebensmittel horten, für sauberes frische Wasser sorgen, Waffen und Munition und vom letzteren ganz viel. Und wer noch Zeitzeugen von 48 u 23 kennt. Hört genau zu, was damals Alltag war!
Mahlzeit!