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Unter ständiger Beobachtung wie bei einem Prozess: Idan Weiss als Franz Kafka
Bild: Marlene Film Production, X Verleih AGUnter ständiger Beobachtung wie bei einem Prozess: Idan Weiss als Franz Kafka

Kino

Kafka kriegt welche hinter die Löffel

Vom dominanten Vater gedemütigt – Agnieszka Hollands Film „Franz K.“ über den Prager „Process“-Autor

Harald Tews
15.10.2025

Der Kafka-Trubel aus dem Vorjahr, als es rund um den 100. Todestag des Prager Schriftstellers unzählige Ehrungen und Veranstaltungen gab, schien verraucht. Doch nun kommt am 23. Oktober mit „Franz K.“ ein cineastischer Nachzügler in die Kinos. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland, die vor allem mit ihrem 1990 entstandenen Film „Hitlerjunge Salomon“ dauerhafte Meriten einfuhr, macht sich auch mit Unterstützung deutscher Schauspieler auf die Spur des Autors, der mit Romanen wie „Der Process“ und „Das Schloss“ ein Stück Weltliteratur geschaffen hat.

Jetzt soll also „Franz K.“ auf ähnliche Weise die Filmwelt erobern. Die Polen sind vom Erfolg so sehr überzeugt, dass sie diese Filmbiographie als Beitrag ihres Landes zur Vorauswahl als „besten Internationalen Film“ für die Oscarverleihung 2026 eingereicht haben. Zumindest findet Regisseurin Holland einen originellen filmischen Zugang zum Phänomen Kafka: mit einem Mosaik unterschiedlicher Stile und Zeitebenen. Neben fiktionaler Handlung treten Doku-Töne aus dem Off ebenso auf wie Sequenzen aus dem heutigen Prag, wenn Museumsführer des Prager Franz-Kafka-Museums die Zuschauer praktisch an die Hand nehmen und Details aus Kafkas Schauplätzen erzählen.

Auf diese Weise wirkt Hollands Werk wie ein stilistisch blank geputzter Ausstellungsfilm, der äußerst akkurat in Kafkas Leben und Werk einführt. Deutschschüler, die im Unterricht mit der Kafka-Erzählung „In der Strafkolonie“ malträtiert werden, dürfen sich bereits auf einen Kinogang freuen. Die Erzählung findet sich bei „Franz K.“ als Film im Film wieder.

Holland verzichtet weitgehend auf eine Handlung und zeigt dafür chronologisch Etappen aus Kafkas Leben. Dieses aber mit brillanten Darstellern. Mit dem deutschen Idan Weiss hat sie einen gefunden, der Kafka bis hin zu den abstehenden Ohren frappierend ähnelt. Seine asketische Lebensweise mit Schwimmsport, Freude an Freikörperkultur – nackte Männerkörper weisen hier auf das künftige KZ-Unheil hin – und minutenlanges Wiederkäuen vegetarischer Speisen machen ihn zu einem Grünen unserer Tage. Den Kulturkampf nimmt Peter Kurth als despotisch-cholerischer Vater locker auf, der nach der Lektüre des Erstlingswerks „Das Urteil“ seines Sohnes diesem ein paar hinter die Löffel haut. Allein dieser Vater-Sohn-Konflikt haut jeden um.


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