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Evangelisch-lutherische Kirche Europäisches Russland

Königsberger Propst Sergej Holzwert wird Bischof

Neuer Oberhirte von 70.000 Protestanten – Der Ukrainekrieg wirkt sich negativ auf die Gemeindeglieder aus

Bodo Bost
28.05.2023

Sergej Holzwert wurde am 14. April zum neuen Bischof der deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gewählt. Der Russlanddeutsche kam 1969 in Sterlitamak in der autonomen Republik Baschkortostan im östlichen Teil des europäischen Russlands zur Welt. Er studierte Theologie 1999 und 2000 in Omsk und 2005 bis 2007 am Seminar Nowosaratowka bei St. Petersburg. 1999 wurde er zum Pastor in seiner ersten Gemeinde in Sterlitamak ordiniert. Nur wenige Jahre später wurde Holzwert erst Propst der Baschkirisch-Orenburgischen Propstei und dann noch zusätzlich der Propstei Nordkaukasus. 2021 wurde der verheiratete Vater zweier erwachsener Söhne auch noch von der Synode der Königsberger Propstei zu ihrem Propst gewählt, sodass er zuletzt insgesamt drei Propsteien betreute.

Nach dem plötzlichen Tod des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland Andrej Dschamgarow, der aus Aserbaidschan stammte und nur wenige Monate amtiert hatte, am 9. Februar im Alter von nur 55 Jahren, wurde Holzwert dessen Nachfolger. Zu seinem Stellvertreter wurde Pastor Viktor Weber gewählt. Die ELKER ist eine Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland (ELKR) und vertritt zirka 70.000 Gemeindeglieder in 214 registrierten und nichtregistrierten Gemeinden und Gemeindegruppen, zusammengefasst in 20 Propsteien zwischen Königsberg im Westen und Wladiwostok im Osten der Russischen Föderation.

Der Konflikt um die Ukraine ist auch für die ELKER eine Belastungsprobe. Die lutherische Kirche in Russland hatte das Referendum und die Annexion der Krim von 2014 zwar akzeptiert, aber den lutherischen Gemeinden auf der Krim die Freiheit gelassen zu wählen, zu welcher Kirche sie gehören wollten.

Die Zerstörung des Vertrauensverhältnisses zwischen Russen und Ukrainern wurde auch in den lutherischen Gemeinden mit großer Bitternis zur Kenntnis genommen. In Kiew, wo die deutsche lutherische Kirche in Sichtweite des Präsidentenpalastes liegt, hatten Mitglieder der Gemeinde den Opfern des Euromaidan 2014 Erste Hilfe geleistet, während russlanddeutsche Oligarchen aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der ehemaligen deutschen Wolgarepublik erste lutherische Kirchen dort wieder aufgebaut haben.

Der leitende langjährige Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, Dietrich Brauer, war kurz nach Beginn des Ukrainekriegs im März 2022 mit seiner Familie aus Moskau nach Deutschland geflohen. Er wolle sich „klar und öffentlich von diesem Krieg“ distanzieren. Brauer berichtete in einem Interview für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, dass es eine klare Forderung des russischen Präsidialamtes an alle religiösen Führer gegeben habe, die sogenannte militärische Sonderoperation Putins zu unterstützen. Die meisten Kirchenführer seien diesem Appell nachgekommen.

Schon im Alter von 28 Jahren war Brauer 2011 Bischof der ELKER und damit zu einem der jüngsten Bischöfe einer lutherischen Kirche geworden. Drei Jahre später wurde er Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland. Wiedergegründet wurde die ELKR 1992 von dem Letten Harald Kalnins. Brauer war ein großer Hoffnungsträger, weil er jung und der erste Einheimische war, der dieses Amt bekleidete.


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