02.01.2025

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Kuba

Kommunistischer Blackout

Ein Stromausfall legte tagelang die Karibikinsel lahm – Die Regierung in Havanna reagiert hilflos

Peter Entinger
01.11.2024

Als die Lichter auf Kuba ausgingen, da reagierte das kommunistische Regime wie immer. Das Internet wurde lahmgelegt, Demonstrationen aufgelöst, Kundgebungsteilnehmer verhaften. Auf der Karibikinsel fiel in der vergangenen Woche für mehrere Tage der Strom aus. Über Tage saßen die Menschen im Dunkeln und das öffentliche Leben kam zum Erliegen.

Es gibt Bilder von Einwohnern, die ihre gefrorenen Lebensmittel auf offenem Feuer verkochten, um sie nicht wegwerfen zu müssen. Nahrung ist in der sozialistischen Mangelwirtschaft ohnehin knapp. Mittlerweile sind die Lichter wieder angegangen. Doch für wie lange?

Die Stromausfälle sind in den vergangenen Jahren öfter vorgekommen. Und die kommunistischen Machthaber verfahren nach altbekanntem Muster. Wegen des US-Embargos seien nicht genügend Öllieferungen für die Kraftwerke erbracht worden. Damit lässt sich auch die Verarmung größerer Bevölkerungskreise gut rechtfertigen.

Anfang 2024 lebten laut der Beobachtungsstelle für Menschenrechte 88 Prozent der Kubaner in Armut. Der Mindestlohn liegt bei kaum mehr als sechs Euro im Monat, der Durchschnittslohn bei 13 Euro und die Rente bei vier Euro. Kuba ist ein Land des Mangels. Wem es irgendwie möglich ist, der verlässt das Land Richtung USA. Seit 2021 sind mehr als eine halbe Million Kubaner von der Insel geflohen. Meist sind es junge Menschen.

Stromausfälle sind an der Tagesordnung. Krankenhäuser behandeln nur noch Notfälle, Schulen werden teilweise geschlossen. Außerdem entwickelt sich der Tourismus nicht weiter. „Für das Regime ist das zum ständigen Problem geworden“, sagt Günther Maihold, Professor am Lateinamerika-Institut der FU Berlin gegenüber dem „Berliner Tagesspiegel“: „Der Mangel wird heute als tiefgreifendes strukturelles Defizit eines Wirtschaftsmodells gesehen, das immer nur Löcher stopft, die Einwohner gängelt und nicht mehr vertrauenswürdig ist.“

Seit der „Revolution“ in den 1950er Jahren hing Kuba am Tropf der Sowjetunion. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rief der langjährige Machthaber Fidel Castro eine Phase des Umbruchs aus. Man orientierte sich wirtschaftlich an Venezuela.

Vaterland und Leben – oder Tod?
Doch auch das ging schief. Während Castros Nachfolger auf die Amerikaner schimpfen, beginnen immer mehr Menschen auf der Insel zu rebellieren. Mehr als 12.000 zumeist kleinere Demonstrationen hat es in den vergangenen Jahren gegeben. Die Regierung verkündete ihre Parole: „Vaterland oder Tod“. Die Aufständischen halten trotzig dagegen: „Vaterland und Leben“.

Der Grund für die immer häufiger vorkommenden Stromausfälle liegt auf der Hand. Die Infrastruktur ist alt, marode, kaputt. Immer mehr Kraftwerke können kaum noch repariert werden, müssen vom Netz. Rohstoffe einkaufen kann das wirtschaftlich weitgehend isolierte Regime kaum, weil dafür die finanziellen Mittel fehlen. Um das Staatsdefizit in den Griff zu bekommen, hat die Regierung begonnen, Subventionen zu streichen. Mit der Folge, dass die Inflation in die Höhe schnellte und noch mehr junge Menschen die Insel verlassen. Die, die geblieben sind, sind die Alten und jene, die sich mit dem Regime arrangiert haben.

Andere schlagen, wie in Lateinamerika üblich, in der Dunkelheit auf Kochtöpfe, um ihren Protest laut kundzutun. Mehr ist derzeit nicht möglich. „Staatsbeamte wurden angewiesen, mit aller Entschiedenheit gegen regierungsfeindliche Demonstrationen vorzugehen, Armee und Polizei sind in höchster Alarmbereitschaft“, sagt der in Berlin lebenden kubanische Exil-Journalist Amir Valle, „in Stadtvierteln, in denen es traditionell zu sozialen Unruhen kommt, wurden spezielle Anti-Aufruhr-Truppen geschickt.“

Beobachter bescheinigen dem Regime eine nicht ungeschickte Vorgehensweise. Zuerst gehen die Lichter stets in der Hauptstadt Havanna und der zweitgrößten Stadt Santiago de Cuba wieder an. Dort leben die meisten Menschen, dort gibt es noch Studenten, denen man zutraut, einen „Putsch“ anzuzetteln. Die versucht man irgendwie zu besänftigen.

Die Landbevölkerung verarmt unterdessen immer weiter. Für die Demonstranten hat Präsident Miguel Díaz-Canel nur Hohn und Spott übrig: „Es ist nur eine kleine Gruppe von Leuten, meist betrunken, die sich unanständig verhalten haben.“ Noch während er ankündigte, jegliches „antirevolutionäres Verhalten“ streng zu ahnden, zog Hurrikan Oscar eine Schneise der Verwüstung über die Insel. Daran waren die Amerikaner nicht schuld. Doch Díaz-Canel versuchte auch diese Katastrophe für sich zu nutzen. Für höhere Gewalt könne nun wirklich niemand etwas.


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