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Martin Rücker: „Ihr macht uns krank. Die fatalen Folgen deutscher Ernährungspolitik und die Macht der Lebensmittellobby“, Econ Verlag, Berlin 2022, gebunden, 336 Seiten, 22,99 Euro
Martin Rücker: „Ihr macht uns krank. Die fatalen Folgen deutscher Ernährungspolitik und die Macht der Lebensmittellobby“, Econ Verlag, Berlin 2022, gebunden, 336 Seiten, 22,99 Euro

Ernährung

Krank durch falsches Essen

Martin Rücker prangert die manipulativen Praktiken von Behörden, Konzernen und Politikern bei der Lebensmittelversorgung an

Dagmar Jestrzemski
17.12.2022

Wie wichtig eine vollwertige Ernährung mit Gemüse und Obst für die Gesundheit ist, zeigen die Therapieempfehlungen der „Ernährungsdocs“ in der gleichnamigen TV-Sendung. Hochgradig verarbeitete Produkte mit hohem Gehalt an Zucker, Fett und Salz bestimmen demgegenüber seit Jahrzehnten das Angebot in den deutschen Supermärkten und Discountern.

Der Journalist und frühere Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker kennt aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit die ganze Palette der Ursachen unseres Ernährungssystems, das Fettleibigkeit und Mangelernährung schon ab dem Kindesalter begünstigt. In seinem faktenreichen Buch „Ihr macht uns krank. Die fatalen Folgen deutscher Ernährungspolitik und die Macht der Lebensmittellobby“ enthüllt er die politische Einflussnahme der Fleisch- und Zuckerindustrie, von Agrarfunktionären sowie der global aufgestellten Lebensmittelkonzerne.

Durch investigative Recherchen verschaffte sich der Autor Einblicke in das Handeln von Behörden, Lebensmittelfirmen und Politikern. So wurden im EU-Parlament Verbesserungen wie beispielsweise die verpflichtende Einführung einer Lebensmittel-Ampel verhindert, die den Verbrauchern den Gehalt an Fett, Zucker und Salz signalisiert. Engagierte Verbraucherschutzminister wurden zum Opfer dieser Strukturen und politischen Missstände.

Kostenersparnis zu Lasten der Qualität sowie Intransparenz und bewusste Irreführung seien Grundlagen eines Ernährungssystems, das nicht dem Allgemeinwohl, dem Umwelt- und Tierschutz diene, sondern den Profitinteressen Einzelner. Missstände würden oft aufgrund von Kontrolldefiziten und Personalmangel nicht aufgedeckt, sodass es zu den Lebensmittelskandalen kommen konnte.

Konzerne blicken auf Aktiengewinne

Desgleichen prangert Rücker die Mangelernährung in Kliniken und Pflegeeinrichtungen aufgrund von zu niedrigen Tagespauschalen an. Das Fehlen bedarfsgerechten Essens in den öffentlichen Einrichtungen führt er auf die Aktionärswert-Zwänge der Konzerne zurück. Auch beklagt er ein Versagen des Journalismus. Es habe sich seit Jahren ein Nachrichtengeschäft herausgebildet, das Inhalte ungeprüft übernehme oder sich von Lobbys vereinnahmen lasse. Damit habe sich seine Berufsgruppe von ihrer gesellschaftlichen Aufgabe einer umfassenden und unabhängigen Berichterstattung weitgehend entkoppelt.


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