Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Der Kommunist bekämpfte den Militarismus, rief aber zur Durchsetzung eigener Interessen ohne Zögern zur Gewalt auf. Vor 150 Jahren wurde er geboren
Dass die Monarchie zusammengebrochen und bereits eine neue Staatsform verkündet worden war, genügte dem Revolutionär Karl Liebknecht nicht. Am 9. November 1918, kurz nach 14 Uhr hatte der SPD-Politiker Philipp Scheidemann von einem Fenster des Reichstagsgebäudes aus eine kurze Ansprache gehalten, die mit den Worten endete: „Es lebe die deutsche Republik!“ Liebknecht, der gemeinsam mit Rosa Luxemburg den Spartakusbund führte, sah sich bemüßigt, zwei Stunden später eine weitere Proklamation vorzunehmen. Vom erstürmten Berliner Schloss aus erklärte er, das Reich sei nunmehr die „freie sozialistische Republik Deutschland“.
Von Anfang an hatte sich Liebknecht, der 1900 SPD-Mitglied geworden war, gegen die Revisionisten innerhalb seiner Partei ausgesprochen. Er schrieb von der „modernen ‚revisionistischen' Aufkläricht-Suppe“ und fragte, wem der Appetit daran nicht „seit langem aufs gründlichste“ vergangen sei. Im Gegensatz etwa zu Eduard Bernstein, der den Sozialismus nur auf dem Boden der Demokratie verwirklicht sehen wollte, war „Liebknecht fasziniert von der Diktatur des Proletariats“, so der Historiker Manfred Scharrer in einem biographischen Porträt.
Geboren wurde Liebknecht vor 150 Jahren in Leipzig, am 13. August 1871, als Sohn des sozialdemokratischen Politikers Wilhelm Liebknecht. Nachdem der Vater sich bereits gegen Anpassungstendenzen in den eignen Reihen gewandt hatte, ging der Sohn den Weg zur Radikalisierung.
„Der Tag der Erlösung naht“
Im bildungsbürgerlichen Umfeld aufgewachsen, studierte er in seiner Geburtsstadt sowie in Berlin und wurde Rechtsanwalt. In die Berliner Stadtverordnetenversammlung wurde er 1901 gewählt. Größere Bekanntheit erlangte er, als er 1904 im sognannten Königsberger Geheimbundprozess gemeinsam mit anderen Anwälten erfolgreich die Verteidigung übernommen hatte. Deutsche Sozialdemokraten standen vor Gericht, weil sie politische Texte nach Russland gebracht hatten, die dort nicht erwünscht waren.
In der 1907 von Liebknecht veröffentlichten Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“ finden sich Vorstellungen wie diejenige, dass „die proletarische Jugend“ von „Klassenbewusstsein und Haß gegen den Militarismus systematisch durchglüht“ werden müsse. Die Sozialdemokratie sei die „Feindin bis aufs Messer des inneren Militarismus, den mit Stumpf und Stil auszurotten eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist“. Für das „Proletariat jedes Landes“ gebe es „nur einen wirklichen Feind“, das sei „die Kapitalistenklasse“. Liebknecht wurde wegen dieser Publikation des Hochverrats angeklagt und zu anderthalb Jahren Festungshaft verurteilt, die er in Glatz verbüßte. Noch während der Haftzeit wurde er 1908 in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt.
1912 errang er ein Reichstagsmandat. Gleich zu Beginn spielte er eine wesentliche Rolle bei der Aufdeckung der Vorgänge, die als „Kornwalzer-Skandal“ bekannt wurden. Er hatte Papiere erhalten, die bewiesen, dass die Firma Krupp Beamte bestochen hatte, um an rüstungsrelevante Informationen zu gelangen.
Nach Kriegsbeginn stimmte Liebknecht im August 1914, der Fraktionsdisziplin folgend, im Reichstag noch für die Kriegskredite. Im Dezember verweigerte er dann demonstrativ als einziger Abgeordneter seine Unterstützung. Dies machte ihn, so der Historiker Hermann Weber, zur „Symbolfigur der Kriegsgegner“. Gegen die Burgfriedenspolitik der SPD hatte er sich von Anfang an gewandt. Mit Rosa Luxemburg arbeitete er nun enger zusammen. Er schloss sich der – später so genannten – Spartakusgruppe an, die innerhalb der Sozialdemokratie oppositionell wirkte. An seine Genossen gerichtet schrieb Liebknecht: „Fort mit allem Kompromiß und Sumpf“, „den Lauen“ und „den Schwachherzigen“. Es gelte „ohne Erbarmen“ mit „den Überläufern des Sozialismus“ zu sein.
Namensgeber einer Schule
Im Februar 1915 wurde er als Armierungssoldat eingezogen. Wenige Monate später veröffentlichte er das Flugblatt „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“ Im Januar 1916 schloss ihn die Reichstagsfraktion aus. Am 1. Mai desselben Jahres organisierte er eine Friedensdemonstration in Berlin. Dort wurde er verhaftet und zu einer über vierjährigen Zuchthausstrafe verurteilt.
Ende Oktober 1918 vorzeitig entlassen, betätigte er sich in der Folge führend an den revolutionären Vorgängen und war Mitherausgeber der Zeitung „Die Rote Fahne“. Auf einen Platz in der Revolutionsregierung verzichtete Liebknecht. Er verfolgte die Idee einer „Massenbewegung“ und bekämpfte den am 10. November gebildeten Rat der Volksbeauftragten aus Repräsentanten der SPD und der 1917 von dieser abgespaltenen Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Zur Enttäuschung des Spartakusbundes votierte der Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands im Dezember 1918 für eine demokratische Republik. Liebknecht war Gegner einer Nationalversammlung und erklärte, der Kampf müsse fortgesetzt werden „bis zum Sieg und zur Endlösung, bis zur Erlösung der ganzen Menschheit vom Fluch der Knechtschaft“. Das „deutsche Proletariat“ müsse „zur Aufrichtung der Diktatur schreiten“. Zum Jahreswechsel 1918/19 erfolgte konsequenterweise die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands.
In dem im Januar 1919 in Berlin initiierten Spartakusaufstand sahen die Kommunisten, deren Rückhalt in der Arbeiterschaft eher gering war, die Möglichkeit, die Macht zu übernehmen. Liebknecht verfasste einen Aufruf, in dem es unter anderem hieß: „Gebraucht die Waffen gegen eure Todfeinde, die Ebert-Scheidemann!“
Der Aufstand wurde niedergeschlagen. Die Revolutionsregierung, in welcher der spätere Reichspräsident Friedrich Ebert den Vorsitz führte, hatte sich genötigt gesehen, Truppen zur Hilfe zu rufen. Noch im Nachhinein, am 15. Januar 1919, erschien in der „Roten Fahne“ ein Artikel Liebknechts mit dem Titel „Trotz alledem!“, in dem er ankündigte, dass „der Tag der Erlösung naht“. Seine Vorstellungen trug am Ende nicht einmal mehr seine engste Umgebung mit. Am Abend desselben Tages wurde er aufgegriffen und von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division erschossen. Durch eine Vielzahl von Benennungen, nicht nur im Umfeld der Linkspartei, ist Karl Liebknecht, ein dezidierter Gegner demokratischer Strukturen, in der Gegenwart noch immer präsent. In Frankfurt an der Oder etwa führt ein Gymnasium seinen Namen.
Tom Schroeder am 10.08.21, 18:52 Uhr
Für mich ist rot = braun! Beide Diktatoren. Weder Hitler noch Stalin oder Mao waren wohlmeinende Zeitgenossen und Maduro und Schingpingpong sind es heute auch nicht - alles Arschlöcher (sorry: Muss mal sein und trifft ja auch zu)! Wenn man Straßen nach Liebknecht benennt, kann man sie auch nach Kaiser Willi benennen. Dem Kommunismus sind mehr Menschen zum Opfer gefallen, als dem Faschismus, womit ich diesen aber nicht relativieren will - jedes Opfer von politischen Verbrechern ist eines zu viel!
Michael Holz am 09.08.21, 20:13 Uhr
Mein lieber Herr Hermann,
Karl Lauter ... äh ... Liebknecht kann kein Stalinist gewesen sein, denn Josef Dshugaschvili kam erst nach 1924 an die Macht. Es stimmt zwar, KL war genauso ein schlimmer Finger, aber vor Stalin.
"... was das für ein Rattenfänger von Hameln war und wie bekloppt die Leute damals, die hinterher gerannt sind, sich benommen haben." Nun ja, sind die Leute heute weniger bekloppt? Sie kennen die Antwort!
Siegfried Hermann am 07.08.21, 09:45 Uhr
Glühender (mörderischer) Stalinist!
Wenn der die DDR noch erlebt hätte, würde heute nix mehr nach den benannt.
Warum sollte nicht eine Straße, Gebäude, etc. nach ihm benannt werden, allerdings mit der entsprechenden wahrheitsgemäßen
Gedenktafel, um unseren Kindern zu zeigen, was das für ein Rattenfänger von Hameln war und wie bekloppt die Leute damals, die hinterher gerannt sind, sich benommen haben.