Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
„Arzneimittel sind das neue Kokain für Kriminelle“ – Windige Händler schüren falsche Hoffnung auf Heilung
Im Jahr 2018 verhaftete die Athener Polizei 21 mutmaßliche Mitglieder eines Netzwerkes, dem vorgeworfen wurde, Krebsmedikamente aus griechischen Kliniken illegal in die Bundesrepublik verbracht und durch das Ausnutzen der Preisdifferenzen zwischen den beiden Ländern erhebliche Gewinne erzielt zu haben.
Drahtzieher soll der Deutsch-Ägypter Mohamed Deyab Hussein gewesen sein. Im Oktober 2023 begann am Landgericht Potsdam der Prozess gegen ihn und dessen angebliche Hauptkundin Susanne Krautz-Zeitel, die als Geschäftsführerin des Unternehmens Lunapharm fungierte. Hussein war allerdings vor Gericht nicht anwesend. Er fehlte entschuldigt, weil er das Attest eines hessischen Gesundheitsamtes vorlegte, das ihm sowohl Reise- als auch Verhandlungsunfähigkeit bescheinigte. Er sei derart gebrechlich, dass er sich nur mit einem Rollator fortbewegen könne und zudem außerstande sei, normal zu kommunizieren.
Aktuelle Recherchen des MDR-Magazins „Fakt“ zeichneten jedoch ein ganz anderes Bild. Bei einem Treffen mit Undercover-Reportern wirkte Hussein völlig gesund. Außerdem handelt er nach eigener Aussage weiter mit illegal importierten und daher auch nicht zur Anwendung zugelassenen Medikamenten gegen Darm- und Brustkrebs, deren Packungspreis bei mehreren tausend Euro liegt. Hierzu sagte der Deutsch-Ägypter: „Ich liebe, was ich tue. Warum aufhören?“
Der Professor für Deutsches und Europäisches Straf- und Strafprozessrecht an der Universität Osnabrück, Arndt
Sinn, bezeichnete Husseins Handeln als „hochkriminell“ und kritisierte die Justiz in Brandenburg, welche das Attest ein Jahr lang nicht auf seine Richtigkeit überprüft habe.
Darüber hinaus meinte der Experte für das grenzüberschreitende Organisierte Verbrechen: „Arzneimittel sind das neue Kokain für Kriminelle. Man kann sehr viel Geld verdienen und der Kontrolldruck und das Strafverfolgungsrisiko sind extrem gering auf diesem Markt.“
Affäre um „schmerzfreie“ Therapie
Zeitgleich zu den Enthüllungen über Hussein und dessen fortlaufende Geschäfte berichtete das ZDF-Magazin „Frontal“ über einen weiteren mutmaßlichen Skandal rund um die Behandlung von Krebserkrankungen. Die Firma Immucura des deutschen Unternehmers Johannes Schumacher bietet Krebspatienten eine „schmerzfreie“ Therapie mit „geringen bis keinen Nebenwirkungen“ an, deren Kosten im Bereich von mehreren zehntausend Euro liegen. Eine Heilung sollen dabei sogenannte dendritische Zellen bringen, die mit Tumor-Antigenen beladen werden.
Immucura zufolge hätten „über 10.000 klinische Studien“ bewiesen, dass die Dendritische Zelltherapie „sicher und wirksam“ sei. Dem widersprechen allerdings Experten wie die Professorin für Integrative Onkologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jutta Hübner. Ihres Wissens gebe es „keine Studie, die wirklich zeigt, dass – angewandt beim Patienten – dendritische Zellen gegen Krebs wirksam sind“.
Darüber hinaus ist diese Form der Therapie in Deutschland nicht zugelassen. Ärzte dürfen Betroffene jedoch im Rahmen eines „individuellen Heilversuches“ mit dendritischen Zellen behandeln. Offen bleibt hier freilich, woher diese stammen. Dem ZDF-Magazin zufolge gibt es Hinweise auf eine Herstellung in Deutschland, wobei aber alle dafür zertifizierten Labore auf Anfrage versichert hätten, nicht mit Immucura zu kooperieren. Ebenso besitzt das zuständige Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel keinerlei Informationen über „arzneimittelrechtlich relevante Aktivitäten“ der Firma hierzulande.