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Symbol der Stadt: Katzenskulptur in Cranz
Foto: J. TschernyschewSymbol der Stadt: Katzenskulptur in Cranz

Cranz

Legende oder nur eine erfolgreiche Marketing-Idee?

Ein wahrer Katzenkult: Wie das beliebte Ostseebad zu seinem neuen Stadtsymbol und zahlreichen Skulpturen kam

Carsten Kallweit
26.09.2024

Cranz [Selenogradsk] ist ein beliebter Ferienort. In letzter Zeit wird die Beliebtheit der Stadt nicht nur mit dem Meer und den historischen Baudenkmälern in Verbindung gebracht, sondern auch mit ihren Katzen, die zum Wahrzeichen der Gemeinde geworden sind.

Die Geschichte von Cranz ist interessant. In der Nähe haben Archäologen einige Siedlungen der Wikinger und der heidnischen Prußen aus dem frühen Mittelalter entdeckt. Bereits im 13. Jahrhundert entstand hier ein Fischerdorf, dessen Bewohner auch die Straße von Königsberg nach Memel bedienten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Cranz zu einem immer mehr beliebten Badeort, auch heute kommen zahlreiche Urlauber in die Heilanstalten und Pensionen.

Museum im alten Wasserturm
1905 wurde in Cranz ein fast 40 Meter hoher Wasserturm erbaut. Fast jede größere Stadt in Ostpreußen verfügte damals über einen besonderen Wasserturm, der in der Regel eine Stadtdominante war und als Wahrzeichen der Stadt verehrt wurde.

In der Sowjetzeit gab es einige vergebliche Versuche, den Cranzer Wasserturm als Wasserbauwerk sowie als Baudenkmal wiederherzustellen. Leider verfiel die berühmte Kuppel, in der sich der Wassertank befand, bis zum Jahr 2000 fast vollständig, auch die ursprüngliche Stuckverzierung des Gebäudes ging verloren.

Der moderne Umbau des Turms erfolgte zwischen 2006 und 2012. Alle historischen Elemente des Gebäudes wurden sorgfältig wiederhergestellt: die Eingangshalle, seitliche rustikale Treppen und die Reste von Stuckverzierungen. In einer Höhe von 24 Metern befindet sich nun eine kreisförmige Aussichtsplattform.

Im September 2012 wurde im Innenraum des Turms eine Dauerausstellung einer privaten Sammlung von Katzenbildern und -Figürchen namens „MURARIUM“ eröffnet. Dieses private Museum, das den beliebten Tieren gewidmet ist, brachte die Stadtverwaltung auf die Idee, die Katzen zum Stadtsymbol zu machen.

Die wahre Hauptstadt der Katzen
Katzen folgen den Bewohnern und Gästen der Stadt auf Schritt und Tritt: Ständig sieht man ihre Abbildungen an Hauswänden und in Souvenirläden, ihre Figürchen sind sogar an Ampeln zu sehen. Manchmal scheint es, dass es in Cranz viel mehr Katzenbilder und -Skulpturen als echte Katzen gibt. Denn Katzenfiguren stehen an der Promenade, im Park, in der Fußgängerzone, diverse Katzen-Bilder schmücken Häuser und Zäune in jeder Ecke des Stadtraums – damit die Gäste sofort verstehen: Cranz ist die wahre Hauptstadt der Katzen.

Auf die Frage „Warum wird hier so ein Katzenkult praktiziert?“ werden einige Fremdenführer erzählen, dass diese Tiere einer alten Legende zufolge ihre Heimatstadt gerettet haben, aber die meisten geben ehrlich zu: Das ist nur eine erfolgreiche Marketingstrategie, um noch mehr Touristen in die Stadt zu locken.

Die Stadtbewohner selbst sind zwar stolz auf den Ruhm einer „Katzen-Hauptstadt“, geben aber gleichzeitig zu: Das ist doch schon zu viel. „Es wäre wohl besser, die historisch-kulturelle Komponente der Stadt hervorzuheben, als sie durch solch aufzwingendes Branding zu verdrängen“ oder „Die Marketingstrategie der Stadtverwaltung war nur deshalb so erfolgreich, weil viele Menschen einfach Katzen lieben“, lauten die Kommentare.

Cranz ist eine relativ kleine Stadt, in der auch echte Katzen schon seit geraumer Zeit ein fester Bestandteil sind. Die Katzen, die auf der Promenade leben, werden von den Touristen großzügig behandelt: Für diejenigen, die die Tiere füttern möchten, wird Katzenfutter zum Kauf angeboten. Eine ganze Kolonie schnurrender Flauschtiere hat sich in einem örtlichen Park niedergelassen. Alle diese Katzen ziehen die Aufmerksamkeit von Einheimischen und Touristen auf sich. Aus diesem Grund hat die Stadtverwaltung beschlossen, Straßentiere nicht loszuwerden, sondern im Gegenteil, ihnen zu Hilfe zu kommen und sogar eine „Katzen-Chefin“ zur Verfügung zu stellen – eine Person, die sich professionell um sie kümmert. Die Katzen-Chefin trägt eine schöne smaragdgrüne Uniform und muss die Straßenkatzen füttern und pflegen. Diesen beneidenswerten Job bekam eine Frau mittleren Alters, die hauptamtlich als Kindergärtnerin tätig ist.


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