26.08.2025

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Linke Strategen: Frances Piven 2011 bei einem Kongress zur US-Demokratie, Richard Cloward kurz vor seinem Tod 2001
Bilder: Glenn Beck; Reflections issue 57Linke Strategen: Frances Piven 2011 bei einem Kongress zur US-Demokratie, Richard Cloward kurz vor seinem Tod 2001

Gesellschaft

Linksradikale zerstören den Sozialstaat nicht aus Versehen

Richard Cloward und Frances Piven: Der sechs Jahrzehnte alte Plan eines linken US-Soziologen-Ehepaars nahm erschreckend präzise vorweg, was in Deutschland gerade heraufzieht

Wolfgang Kaufmann
26.08.2025

Soziologen erforschen das menschliche Zusammenleben. Daher fühlen sich viele von ihnen befugt und berufen, immer wieder neue Ideen zur „Verbesserung“ der Gesellschaft zu präsentieren. Diese entstehen jedoch oftmals im akademischen Elfenbeinturm und erlangen aufgrund ihrer offensichtlichen Absurdität keinerlei praktische Relevanz. Manchmal jedoch sind die Kopfgeburten der Soziologen sogar brandgefährlich. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Cloward-Piven-Strategie, welche 1966 von den beiden Professoren der Columbia School of Social Work und linken politischen Aktivisten Richard Cloward und Frances Piven erstmals der Allgemeinheit vorgestellt wurde. Und zwar durch ihren Artikel „Das Gewicht der Armen: Eine Strategie zur Beendigung der Armut“ im politisch-kulturellen Monatsmagazin „The Nation“.

In dem Text skizzierten Cloward und dessen Ehefrau Piven, wie man den Staat schnell und effektiv zu einer drastischen Einkommensumverteilung zugunsten der Armen beziehungsweise zur Einführung eines garantierten Mindesteinkommens für alle Bürger bewegen könne. Der Kern der später sogenannten Cloward-Piven-Strategie besteht darin, eine schwere innere Krise zu inszenieren, welche dem Staat gar keine andere Wahl lässt, als das „Ende der Armut“ auf dem Gesetzesweg herbeizuführen.

Das beste Mittel, um diese Krise auszulösen, besteht laut Cloward und Piven in der zielgerichtet verursachten Totalüberlastung des bestehenden Sozialsystems. Diese solle dadurch zustandekommen, dass deutlich mehr Menschen als bisher Ansprüche anmelden – animiert durch eine „massive Aufklärungskampagne ... in einfacher, klarer Sprache“. Darüber hinaus hielten es die beiden Professoren für ratsam, ein „Klima der Militanz“ zu schaffen, in dem die „widerwärtige Einstellung“ vieler potentieller Fürsorgeempfänger, aus Stolz auf staatliche Alimentierung zu verzichten, schnellstmöglich verschwindet. Ebenso plädierten sie dafür, „Kader aggressiver Organisationen aus der Bürgerrechtsbewegung“ zu mobilisieren, um eine neue politische Bewegung als „Koalition zwischen armen Weißen und armen Negern“ zu schaffen.

Ziel: Spaltung der Gesellschaft
Die Spaltung der Gesellschaft durch Interessenkonflikte zwischen den Profiteuren und Verlierern der Einkommensumverteilung kalkulierten die zwei linken Sozialingenieure dabei sehenden Auges ein: Ohne vorhergehende Reibungen werde es keine Veränderungen geben. Wenn dann aber „Millionen von Dollar an Geldleistungen an die Ghettomassen“ flössen, sei die Wende hin zu einer gerechteren Gesellschaft nur noch eine Frage der Zeit.

Allerdings mussten Cloward und Piven in den 1970er Jahren erkennen, dass die tatsächlich zu beobachtende massive Zunahme der Sozialhilfeempfänger in den USA keine Implosion des Sozialsystems mit nachfolgender Einführung des garantierten Mindesteinkommens bewirkte. Später meldeten sich zudem Kritiker zu Wort. So meinte der Linguistikprofessor an der Columbia-Universität John McWhorter im Jahre 2006: Zwar habe die versuchte Umsetzung der Cloward-Piven-Strategie den weiteren Ausbau des Wohlfahrtsstaates ermöglicht, jedoch gehe auch die Herausbildung einer ganzen Generation von Menschen, „für die Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhaltes etwas rein Abstraktes ist“, auf ihr Konto.

Angesichts dessen müsste die Idee der beiden Soziologen aus den Vereinigten Staaten nun eigentlich tot sein. Allerdings laufen etliche moderne und angeblich freie westliche Gesellschaften wie die in der Bundesrepublik heute trotzdem mehr denn je Gefahr – ganz gleich ob unabsichtlich oder inszeniert – in eine Krise hineinzuschlittern, wie sie vor sechs Jahrzehnten von Cloward und Piven zur „Befreiung der Armen“ herbeigesehnt wurde. Dafür gibt es einige Hinweiszeichen.

Längst auf der schiefen Bahn
So stehen die Sozialsysteme nun tatsächlich vor dem Kollaps. Die Ausgaben explodieren dabei vor allem wegen der extremen Zunahme der Leistungsempfänger. Deren Zahl zu reduzieren, beispielsweise durch stärkeren Druck, eine Arbeit anzunehmen, oder die Nichtgewährung von Sozialleistungen an illegale Immigranten, genießt aber keine besondere Priorität. Böse Zungen meinen, wenn mehr Menschen auf staatliche Hilfe angewiesen seien, verschaffe dies dem Staat auch mehr Durchgriffs- und Kontrollrechte. Warum also solle er die Zahl seiner Kostgänger reduzieren, wenn sich aus dem steuerpflichtigen Rest der Bevölkerung noch genügend herausquetschen lasse?

Zudem steigen die Lebenshaltungskosten unaufhörlich, was wiederum den Ruf nach „Vater Staat“ laut werden lässt, der hier irgendwie für Abhilfe sorgen soll – notfalls eben durch Umverteilung von den „Reichen“ zu den Armen. Dabei muss die Mittelschicht aber die meisten Federn lassen und um ihr materielles Überleben kämpfen.

Indes nehmen die Angriffe auf das Eigentum derer, die sich etwas aus eigener Kraft geschaffen haben und nicht am Tropf des Staates hängen, immer mehr zu. Die Steuern und Abgaben wachsen ins Uferlose, während die finanziell kaum noch zu erfüllenden „Klimaschutz“-Auflagen den Weg hin zu Enteignungen bahnen. Eine enorme Gefährdung des Privateigentums sehen Kritiker darüber hinaus in den Plänen für die Schaffung digitaler Zentralbankwährungen, an deren Ende programmierbares Geld stehen könne, über dessen Verwendung der Besitzer nicht mehr frei entscheiden dürfe.

Währenddessen erodiert das Bildungssystem, was gleich zwei fatale Effekte hinterlässt. Einerseits entsteht eine indoktrinierte neue Generation, die „Gleichheit und Gerechtigkeit“ bei der Einkommens- und Besitzverteilung für unabdingbar hält, andererseits produzieren die Schulen immer öfter Bildungsversager, die nicht mehr selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Und schließlich mehren sich die Attacken gegen das traditionelle Familienbild, während der Staat die Rolle des Versorgers und Entscheiders für sich beansprucht.

Die Zeichen stehen also auf Sturm, wobei dieser aber wohl kein Ende der Armut bringen wird, wie Cloward und Piven es erträumten, sondern eher Armut für (fast) alle.


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