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Teurer Tropfen: Ein Flasche Romanée-Conti von 1945 gilt als teuerster Wein der Welt
Foto: action pressTeurer Tropfen: Ein Flasche Romanée-Conti von 1945 gilt als teuerster Wein der Welt

Geldanlage

Luxusflaschen für den Tresor

Wenn jeder Schluck Wein eine Sünde ist – Spitzenweine trinkt man nicht, sie bleiben als Kapitalanlage stets ungeöffnet

Stephanie Sieckmann
13.10.2024

Den Johann Wolfgang von Goethe fälschlicherweise untergeschobenen Spruch vom Leben, das viel zu kurz sei, um schlechten Wein zu trinken, teilen viele Weinliebhaber. Da stellt sich die Frage, was einen guten Wein ausmacht und was er kosten darf. Denn so manch edler Tropfen eignet sich auch für die etwas längere Lagerung und erfährt mit zunehmendem Alter eine ansehnliche Wertsteigerung. Die Investition in Wein ist deshalb für immer mehr Weinliebhaber – ein gut klimatisierter Weinkeller vorausgesetzt – eine interessante Alternative zu Aktien.

Lage, Region, Bodenbeschaffenheit, Klima, Reifung im Holzfass oder im Edelstahltank – all das sind Faktoren, die eine große Rolle beim Weinanbau spielen, und zwar unabhängig davon, ob es sich um Rot- oder Weißwein handelt. Während der eine Winzer auf alte Reben setzt, nutzt ein anderer Reben mittleren Alters und schneidet sie zurück. Der Ertrag wird dabei verringert, die Qualität jedoch erhöht. Massenproduktion steht bei beiden Konzepten nicht im Vordergrund, sondern ein exquisiter Wein. Namhafte Weingüter, die sich mit ihren Rebstöcken und ihrem Produktionsansatz einen Namen gemacht haben, sind nicht an großer Menge interessiert. Ein guter Tropfen hat seinen Preis. Erst recht ein guter Tropfen aus einem exzellenten Jahrgang.

Gute Weine gibt es viele, Spitzenweine dagegen sind selten. Die ganz hohen Preise erzielen jedoch ausschließlich Raritäten. Spitzenweine, von denen nur wenige Flaschen zum Verkauf stehen, die durch lange Lagerung einen komplexen Geschmack hervorbringen. Hier sind es vor allem Bordeaux-Weine, manchmal auch Burgunder, die sich als herausragend erweisen. Was die Gebiete betrifft, sind es vor allem Frankreich und das Napa Valley in Kalifornien, die exquisite Weine hervorbringen. Während die jungen Weine durch Lagerung an Wert gewinnen, kann eine Flasche im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten ihren Ursprungspreis vervielfachen. Bis zu 12.000 Euro und mehr kann eine Flasche eines Spitzenweins aus einem Spitzenjahrgang kosten.

Wer seine Investition über viele Jahre hinweg unangetastet im Weinkeller reifen lässt, kann auf weit höhere Preise hoffen. Ein Bordeaux vom Château Margaux aus dem Jahr 1900 erzielte bei einer Auktion im Jahr 2009 einen Preis von 233.000 US-Dollar. Ein anderes Beispiel: Im Jahr 2018 wechselte bei einer Auktion eine Flasche Romanée-Conti aus dem Jahr 1945 sogar für stolze 558.000 US-Dollar den Besitzer. Dieser Burgunder gilt als einer der besten Weine aller Zeiten.

Weder Gebiet noch Winzer sind aber eine Garantie für eine lohnende Wertsteigerung. Gekauft wird Wein als Wertanlage nicht erst dann, wenn die Flaschen ausgeliefert sind, sondern bereits vorab, wenn der Wein noch im Fass lagert. Subskription heißt das Zauberwort, mit dem der Anleger den Wein vorab erwirbt. Nach den ersten Monaten der Reifung zeigt sich bereits, was in dem Wein steckt. Doch nur Kenner können bei der Verkostung des noch jungen Weines ahnen, wie er sich in den nächsten Jahren entwickeln kann.

Jedoch liegt die Fachwelt mit ihrer Einschätzung manchmal nicht ganz richtig. Auf die eigene Nase und den eigenen Gaumen muss sich ein interessierter Anleger nicht verlassen. Es reicht die Londoner Wein-Börse zu beobachten, um sich zu informieren. Im Gegensatz zu Aktien bietet Wein den Vorteil, dass er als Anlageobjekt keine großen Verluste bereitet. Und: Es besteht immer noch die Möglichkeit, den guten Tropfen Flasche für Flasche zu genießen. Wie heißt es – diesmal wirklich – bei Wilhelm Busch in seiner „Knopp-Trilogie“? „Rotwein ist für alte Knaben / eine von den besten Gaben.“


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