18.11.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Geschichte

Marie von Preußen fand es idyllisch

Sommersitz des Bayernkönigs Ludwig I. – Wiedereröffnung von Schloss Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben mit drei Ausstellungen

Veit-Mario Thiede
04.10.2025

König Ludwig I. von Bayern (1786–1868) war ein großer Verehrer Italiens, dem er zahlreiche Besuche abstattete. Auf italienisches Flair wollte er auch in seiner Heimat nicht verzichten und ließ es in der Pfalz, die damals zum Königreich Bayern gehörte, bauliche Gestalt gewinnen: „Eine Villa italienischer Art, nur für die schöne Jahreszeit bestimmt und in des Königreichs mildestem Teil.“

Bei der Wahl des Bauplatzes ließ er sich von seiner Schwiegertochter Marie von Preußen leiten, die von der idyllischen Gegend schwärmte. Und so strahlt seine ockergelbe Villa weithin sichtbar auf einem Berghang bei Edenkoben, umgeben von Weinbergen und Kastanienwäldern. Nach sechsjähriger Schließzeit zwecks grundlegender Sanierung des Hauses und Neuinszenierung der Schauräume, die sich das Land Rheinland-Pfalz 16 Millionen Euro kosten ließ, steht die neu verputzte und frisch gestrichene Vierflügelanlage seit Ende August wieder für Besucher offen.

Das Schloss Villa Ludwigshöhe entwarf Ludwigs Hofarchitekt Friedrich von Gärtner. Ein Jahr nach der Grundsteinlegung 1846 starb Gärtner. Sein Nachfolger Leo von Klenze vollendete das Bauvorhaben, zu dem auch der heute stark veränderte Cavalierbau und der inzwischen abgerissene und durch eine Sportschule ersetzte Marstall gehörten.

Die Anlage war als Königsresidenz im pfälzischen Landesteil gedacht. Doch 1848 dankte Ludwig wegen seiner Affäre mit der Tänzerin Lola Montez ab. Sein erster Aufenthalt auf der Ludwigshöhe war 1852. Fortan bewohnte er alle zwei Jahre für einige Wochen sein Sommerschloss.

Nach seinem Tod 1868 fiel es in einen Dornröschenschlaf, aus dem es Prinzregent Luitpold mit seinen 1888 beginnenden Aufenthalten erweckte. Er hat wie Ludwig hinsichtlich der Ausstattung seine Spuren hinterlassen. Auf Initiative von Helmut Kohl als damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz erwarb das Bundesland 1975 Schloss Villa Ludwigshöhe. Er ließ im Erdgeschoss ein grünes Badezimmer mit goldenen Armaturen einbauen, das man besichtigen kann.

Die von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz betreute Anlage ist nun barrierefrei zugänglich. Konnte man bis vor sechs Jahren die Villa nur im Rahmen einer Führung besichtigen, kann man sie nun auch selbstständig erkunden. Angela Kaiser-Lahme ist bei der Generaldirektion Kulturelles Erbe Direktorin der Burgen, Schlösser und Altertümer. Sie hat die Sanierungsmaßnahmen und die Neupräsentation der Villa geleitet. Ihr idealer Rundgang durchs Gebäude beginnt mit Treppensteigen oder im neu eingebauten Fahrstuhl, um die Museumsräume im westlichen und südlichen Teil des Obergeschosses zu besuchen. Dies waren vormals die „disponiblen Zimmer für allerhöchste Gäste“, wie etwa Ludwigs Lieblingstochter Mathilde, die mit dem Großherzog von Hessen-Darmstadt verheiratet war.

Das Bett des Preußenkönigs
Aktuell sind hier drei Ausstellungen zu sehen. Die erste heißt „Spuren, Schätze, Sagen“ und ist den Burgen am Oberrhein gewidmet. Sie werden mit Ausgrabungsfunden, historischen Bildern und Texten vorgestellt. Die zweite Schau zeigt impressionistische Gemälde des Wahlpfälzers Max Slevogt. Die dritte Ausstellung präsentiert Gemälde von Rolf Müller-Landau, einem bedeutenden Künstler der Nachkriegszeit, und dem Tiermaler Otto Dill. Eine weitere Ausstellung ist im Kellergewölbe eingerichtet. Zu sehen sind Keramiken von Lotte Reimers aus insgesamt 50 Schaffensjahren.

Im westlichen und nördlichen Teil des Obergeschosses führt ein grauer Läufer durch die königlichen Gemächer. Ihn säumen silberne Ständer, an denen dicke schwarze Kordeln befestigt sind. So können sich die Besucher die Einrichtung ansehen, ohne ihr gefährlich nahe zu kommen. Zu bestaunen gibt es kostbare Mosaikfußböden, die aus dünnen Plättchen verschiedenfarbiger Edelhölzer wie Palisander, Rosenholz und Ahorn zusammengesetzt sind. Sie zeigen Mäandermuster und Sterne.

Die Decken hat Anton Schwarzmann nach antiken pompejanischen Vorbildern bemalt. Sie sind in unterschiedlich große Rechteckfelder gegliedert, in die Weinranken, Vasen und mythologische Mischwesen gemalt sind. Zur Möblierung gehören viele Leihgaben des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Das Kanapee und der Schreibtisch im königlichen Arbeitszimmer gehören zur Erstausstattung.

Mittig hinter der offenen, von Säulen getragenen Loggia, von der man einen atemberaubenden Blick auf die weite Rheinebene hat, befindet sich der Hauptraum des Gebäudes. Er diente zunächst Ludwigs Gemahlin Therese als Toilettenraum. Nach ihrem Tod 1854 richtete ihn sich der Witwer als Schlafgemach ein.

Die originale Einrichtung ist verloren. Die heute dort stehenden Stühle und der Standspiegel befanden sich zu Zeiten Ludwigs I. in den Gästegemächern. Das jetzige Bett aber stammt aus dem über dem Mittelrhein gelegenen romantischen Schloss Stolzenfels, das Friedrich Wilhelms IV. von Preußen noch als Kronprinz geschenkt bekam. Bei den Renovierungsarbeiten entdeckten die Restauratoren ein Stück der goldgelben und silbergrauen Papiertapete, mit der Ludwig das Schlafgemach ausstatten ließ. Nach ihrem Vorbild sind die Wände nun neu tapeziert.

Die bedeutendsten Räume im Erdgeschoss sind das Gesellschaftszimmer und der Speisesaal. Die Deckenmalerei geht auf die Zeit Ludwigs zurück. Die Wände aber ließ Prinzregent Luitpold von Adalbert Hock 1899 im pompejanischen Stil bemalen. Vor rotem Grund schweben in luftige antike Gewänder gehüllte Einzelfiguren oder Paare. Als pfälzische Altertümer treten an den Wänden in Miniaturgemälden zum Beispiel die Madenburg, der Trifels und die Klosterruine Limburg auf. Fazit: Das Schloss Villa Ludwigshöhe ist jederzeit einen Besuch wert.

Schloss Villa Ludwigshöhe, Villastraße 64 in Edenkoben, bis 31. Oktober geöffnet mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, im November nur sonnabends und sonntags von 10 bis 17 Uhr, Eintritt: 6 Euro. Vom 1. Dezember bis 14. März geschlossen. www.burgenlandschaft-pfalz.de 


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS