22.02.2025

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Beim diesjährigen „Marsch der Erinnerung“: Teilnehmer tragen die Fahne des Roten Kreuzes voran
Bild: U.H.Beim diesjährigen „Marsch der Erinnerung“: Teilnehmer tragen die Fahne des Roten Kreuzes voran

Allenstein

„Marsch der Erinnerung“

Allensteiner Studenten setzen sich für das Gedenken an die ermordeten Patienten von Kortau ein

Uwe Hahnkamp
19.02.2025

Ein Thema, dessen in diesem Jahr gedacht wird, ist das Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. Für Ostpreußen sind das die Tage um den 20. Januar, an denen die Rote Armee einmarschierte Es sind auch die Tage der Evakuierung, der Flucht und der Gräueltaten. Für die Opfer der nationalsozialistischen Konzentrationslager die Tage der Befreiung der Lager, an die am 27. Januar erinnert wurde. Am 26. Januar fand auf dem Campus der Ermländisch-Masurischen Universität (UWM) in Allenstein ein Marsch der Erinnerung statt, der beide Themen für das frühere Landeskrankenhaus Kortau verknüpfte.

Die Initiatoren des friedlichen Marsches von der Gruppe „Gedenken für Kortau“ sind seit einigen Jahren aktiv, um die Leitung und die Studenten der UWM auf die Geschichte des Ortes aufmerksam zu machen, an dem sie sich befinden. Der Campus der UWM liegt nämlich zu einem großen Teil auf dem Gelände der früheren Provinzial-Heil- und Pflege-Anstalt Kortau, wie die offizielle Bezeichnung lautete. Diese Anstalt, in der Alltagssprache das psychiatrische Krankenhaus, war früher selbstständig und lag vor den Toren Allensteins, das heutige Kortowo gehört zum Stadtgebiet.

Aktion T-4, Flucht und Massaker
Nicht wenige Studenten absolvieren die UWM, ohne etwas darüber erfahren zu haben. Dem wirkt die Gruppe „Gedenken für Kortau“ entgegen. Die mit der Kulturgemeinschaft „Borussia“ in Allenstein gemeinsam organisierte Veranstaltung am 26. Januar reiht sich ein in ihre Bemühungen zur Aufklärung. Bereits zu Anfang der Veranstaltung vor dem Beginn des Marsches wurde daran erinnert, wem das Gedenken gelten sollte. „Wir erinnern an die Toten der Aktion T-4, die Opfer der unkoordinierten Flucht beim Einmarsch der Roten Armee und des Massakers der Sowjetsoldaten an den letzten Insassen und dem Personal bei der Liquidierung des Krankenhauses“, fasste Michał Woźnica von der Gruppe „Gedenken für Kortau“ für die Organisatoren zusammen.

„Aktion T-4“ bezeichnet die systematische Ermordung von Menschen mit körperlicher, geistiger und seelischer Behinderung durch die Nationalsozialisten in den Jahren 1939 bis 1941. Ab Oktober 1939 waren psychiatrische Krankenhäuser angewiesen, Angaben zu Patienten auf Meldebögen an die Zentrale der Aktion in der Tiergartenstraße 4 in Berlin (daher T-4) zu melden. Die Leitung der Kortauer Anstalt beteiligte sich daran, es wurden Patienten ins Lager in Soldau abtransportiert, wo sie getötet wurden.

Verlesen der Namen der Opfer und Appell für das Gedenken
Ob es Tötungen auch in Kortau selbst gab, ist laut Historikern noch nicht abschließend geklärt. „Bei manchen Patienten ist als Todesursache ,Herzschlag' angegeben, das ist ein wenig verdächtig“, fasst Woźnica seine Zweifel in Worte. Diese sind angebracht, da manche Einträge nachträglich gemacht zu sein scheinen. Wichtiger ist ihm jedoch vor allem eine namentliche Erinnerung: „In der Sammlung R179 im Staatsarchiv in Berlin haben wir die Namen von 559 Opfern verschiedener Nationalität und Bekenntnisse gefunden.“ Wichtig war den Organisatoren daher am 26. Januar auch ein Nationen und Konfessionen übergreifendes Gedenken, in Stille, ohne Transparente, ohne Fahnen, nur unter dem Zeichen des Roten Kreuzes, das die Sowjetsoldaten im Januar 1945 bei ihrer Attacke auf das Kortauer Krankenhaus missachtet haben, bei dem mehrere Hundert Personen massakriert wurden.

Die Namen der Opfer von Emma Albrecht bis Paul Zweifer wurden auf dem gemeinsamen Marsch laut verlesen. Am 1997 entstandenen Lapidarium aus Grabsteinen des Friedhofs von Kortau wurde in einer ökumenischen Andacht aller Opfer gedacht. Der Fußmarsch, vorbei an der Tafel für die Opfer des Massakers am 21. Januar, endete an der bis heute erhaltenen Villa des Direktors des Krankenhauses Kortau, der an der Aktion T-4 beteiligt und am Ende des Krieges selber Opfer war. Dort verlasen die Organisatoren ihr Manifest, ihren Appell an die Leitung der UWM zur namentlichen Erinnerung der erwähnten Toten und zu einer Mitwirkung der Universität an der Beschäftigung mit der Geschichte ihres Standorts. Erstaunlich, dass zwar einige Vertreter der kommunalen Selbstverwaltung den Weg nach Kortau gefunden haben, nicht aber ein Repräsentant der Universität.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Valentina Selge am 19.02.25, 23:04 Uhr

Das erste Buch von Stanislaw Lem "Das Hospital der Verklärung" behandelt genau dieses Thema.
Wir leben in einer Zeit, in der genau die von Stanislaw Lem erdachten Entwicklungen Realität werden, die Reise zum Mars, die Artificial Intelligence und die im futurologischen Kongess erdachte Täuschung der Massen, die Menschen bilden sich nur ein, dass ihr Leben schön ist, aber in Wirklichkeit sind sie krank, sie bekommen eine Droge im Leitungswasser, die sie glücklich macht.
Deutschland ist jetzt so desaströs geworden und Drogen sind freigegeben. In den Behörden sitzen Menschen, denen alles egal ist.
Polen erlebt in der gleichen Zeit einen industriellen Aufschwung.
Jetzt erlebt Deutschland massive Proteste gegen rechts, aber auf der anderen Seite ist das ganz links, Merkel und Scholz waren eng verbunden und beeinflusst vom SED-Regime und die Grünen eng verbunden mit den RAF-Terroristen, das führt wieder zur SED. Willy Brandt wurde gestürzt von Guillaume, einem SED-Spitzel.
Den Ostblock ist Deutschland ideologisch nicht losgeworden, es gibt wieder Propaganda und eine Staatsdoktrin. Die Rechten sind in Ostdeutschland stark und wehren sich nun gegen die von Merkel, Scholz und Steinmeier eingeleitete Massenzuwanderung. Die Polen wehren sich auch dagegen und sagen, sie seien katholisch.
Eine Psychologie der Massen greift um sich.
In Allenstein war Lew Kopelew im Krieg, der Jude aus der Ukraine, der Kommunist wurde und in der roten Armee für Russland kämpfte. Er ging später ausgerechnet nach Deutschland. Sein Land, die Ukraine wird jetzt gerade zerstört.
Kopelew lernte im Strafgefangenenlager in Russland Solschenizyn kennen.
Staat, Marxismus und Konzentrationslager unter Stalin waren seine Themen, er warnte vor dem Krieg in Jugoslawien und vor dem Konflikt in der Ukraine.
Über T4 gelangt man zu einem ganz gefährlichen medizinischem Experiment, das der Gehirnimplantate.
Das hat eindeutig etwas mit Faschismus zu tun und mit dem Eingriff in die Natur der Menschen. Die Menschen werden designed, deren Psyche ebenfalls.
Das Denken wird gleichgeschaltet. Das nutzen jetzt die Digitalisierungsfirmen.
X unterstützt die Wahl in Deutschland gegen Putins Einfluss.
Die Rechten, gegen die alle protestieren, nennen sich Patrioten.
Aber die "Täter" von damals, die T 4 verursachten sitzen heute weltweit in Digitalisiefungdfirmen. Sie wollen die Menschen digitalisieren.
Es ist ganz furchtbar, finde ich. Polen sucht einen Ausweg, Deutschland auch.

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS