15.12.2024

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Bartenstein

Marschiert ein Ritter ins Rathaus

Ferienfreizeit der Deutschen Minderheit mit Deutscher Sprache, Alltagsfragen und Handarbeit

Uwe Hahnkamp
18.09.2024

Neue Projekte von jungen Menschen der Deutschen Minderheit gibt es im südlichen Ostpreußen nicht allzu viele. Eines davon ging vom 5. bis 9. August bereits zum zweiten Mal über die Bühne. Zur „Kreativen Sommerwerkstatt mit deutscher Sprache Deutsch mit Freude“ hatte der Jugendpunkt in Bartenstein unter der Leitung von Paweł Urbański eingeladen.

Sie hatten viel vor in den fünf Tagen. Das bewies bereits die beeindruckende Aufzählung der einzelnen Aktivitäten in der Werbung für das Projekt, die auf der Facebook-Seite der Regionaltanzgruppe „Saga“ zu finden war. Dabei handelte es sich bei der Veranstaltung eigentlich „nur“ um einen Ferienhorst. Die Teilnehmer im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren übernachteten also nach dem jeweils halbtägigen Tagesprogramm ganz normal zuhause. Bewundernswert ist aber, dass bis auf eine kleine Ausnahme alles umgesetzt wurde.

Das Wetter machte einen Strich durch die Rechnung
Diese kleine Ausnahme hatten die Organisatoren dem Wetter zu verdanken, das am ersten Tag ihre Pläne für eine Sportolympiade unter freiem Himmel durchkreuzte. Da kam ihnen ein anderer Programmpunkt zum Auftakt gerade recht – es gab einen Vortrag zu psychischer Gesundheit von jungen Menschen und über den Umgang mit Stress, Enttäuschungen und Depressionen. Der frühe Nachmittag war unter der Leitung von Danuta Niewęgłowska, der Leiterin von „Saga“, an allen Tagen verschiedenen Handarbeiten wie dem Anfertigen von Schlüsselanhängern mit Perlen oder von Armbändern auf einem kleinen Webstuhl gewidmet.

Es entwickelte sich ein Tagesrhythmus: spielerischer Deutschunterricht zu Beginn, anschließend Training im Umgang mit gesellschaftlichen Fragen und dann manuelle Werkstätten. Der Unterricht in deutscher Sprache war einerseits musikalisch ausgestaltet mit Monika Krzenzek von der Deutschen Minderheit in Ortelsburg und Chantal Stannik, der Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) – dabei ging es vor allem um gute Aussprache und neue Lieder. Andererseits ging es um konkrete Sprachspiele mit Stannik oder das Lernen von Wortschatz mit dem Animationstuch.

Aber die Kinder und Jugendlichen blieben nicht nur in der Zentrale des Projekts im Saal der Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Bartenstein. Am Mittwoch fuhren die Teilnehmer des Projekts in den Erlebnispark „Mazurolandia“ nahe der Wolfsschanze bei Rastenburg. Der Garten von Adolf Hitler, der Park der Miniaturen denkmalgeschützter Gebäude aus Ermland und Masuren und das Museum der Militaria des Zweiten Weltkriegs lockten, vor allem aber die Ritterburg, wo die jungen Menschen Ritter werden und unter Aufsicht eines Trainers mit dem Schwert kämpfen durften. Darüber hinaus war es sogar möglich, Ponys zu füttern.

Ausflug zur Wolfsschanze
Und marschiert ein Ritter dann ins Rathaus von Bartenstein – bekommt er eine Führung. Diesen Einblick in die Stadtverwaltung samt Begrüßung durch den Vizebürgermeister der Stadt gab es für die jungen Bartensteiner jedoch erst am letzten Tag. Am Tag davor landeten sie in der Kommandantur der Kreispolizei, wo neben der Besichtigung des Gebäudes ein Vortrag über den Umgang mit Cybergewalt, vor allem Mobbing, und mit Informationen zum Thema Drogen anstand. Bereits am zweiten Tag hatte ein Referent vom Gefängnisdienst ihnen die Dienste in Uniform sowie das Recht und die Verfassung der Republik Polen vorgestellt, und sie auch über ihre Rechte als Schüler aufgeklärt.

Die fünf Tage in Bartenstein boten also einen vielseitigen, ganzheitlichen und fröhlichen Unterricht, der als solcher fast gar nicht zu erkennen war, auch wenn die Organisatoren für einen disziplinierten Ablauf sorgten. Zum Abschluss, als I-Tüpfelchen und zum Austoben für die Kinder, gab es am Freitag noch eine Einheit Tanzen mit der „Topporzer Kreuzpolka“ – und danach gute Noten von den Teilnehmern. Eine Herausforderung an die Leitung, denn – so endet deren eigener Sachbericht – „wir legen Jahr für Jahr die Latte noch höher“.


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