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Volker Resing porträtiert Friedrich Merz und räumt mit Zerrbildern auf, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben
Viele mit der heißen Nadel geschriebene Politiker-Bücher landen nach kurzer Zeit auf dem Grabbeltisch. Wird die Friedrich-Merz-Biographie aus der Feder von Volker Resing auch dort landen? Das lässt sich nie vorhersagen. Aber die rund 200 Seiten schmale Schrift wirkt deutlich solider und besser recherchiert als vergleichbare Werke. Sehr viele Journalisten sind grün angehaucht und sehen über die offensichtlichen fachlichen Defizite eines Robert Habeck hinweg. Zu gern würde man den Macher des Heizungsgesetzes am Küchentisch anschmachten. Bei Merz sieht das schon anders aus. Teile der Presse entwerfen nur allzu gern Zerrbilder von ihm, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.
Resing stellt hier eine angenehme Ausnahme von der journalistischen Regel dar. Er kommt aus dem katholischen publizistischen Milieu („Herder Korrespon-denz“, „Katholische Nachrichten-Agentur“) und verantwortet seit 2022 das Innenpolitik-Ressort der liberal-konservativen Monatszeitschrift „Cicero“. Der ein oder andere Leser wird bei der Lektüre vielleicht bemängeln, dass der Biograph uns den Menschen Merz nicht näherbringt. Da finden sich eher nur Andeutungen. Das Familienleben ist dem CDU-Politiker wichtig, er ist für sein Alter sehr fit und treibt viel Sport. Vielleicht liegt dies aber auch daran, dass Merz ein eher distanzierter Mensch ist, der andere durchaus auf Abstand hält. So geht er auch mit seinem persönlichen Glauben nicht hausieren. Trotzdem spielen religiöse Fragen beim Ehepaar Merz eine gewichtige Rolle.
Merz' Karriere ist in der politischen Landschaft der Bundesrepublik recht einzigartig. Er ist schon sehr lang dabei, verfügte aber lange Zeit nicht über die Netzwerke, die seine Kollegen schon seit ihrer Zeit in der „Jungen Union“ pflegen. Zwischendurch war er mehrere Jahre raus und hat als Wirtschaftsanwalt viel Geld verdient. Dass der Politiker aus dem Sauerland es auch ohne politische Protektion und staatliche Alimentierung zu etwas gebracht hat, können ihm seine linken Neider nicht verzeihen. Überspitzt könnte man sagen: Ein richtiger Politiker hat in der privaten Wirtschaft gefälligst zu scheitern.
Merz ist ein begnadeter Rhetoriker und viel emotionaler, als viele wahrhaben wollen. Er ist kein kühler Machtpolitiker. Resing bringt es auf den Punkt: Letztlich ähnelt er in seiner Art deutlich mehr Gerhard Schröder als Angela Merkel. Wenn man die wirtschaftspolitischen Erfolge Schröders („Agenda 2010“) gegen Merkels schwere Versäumnisse und Fehler aufwiegt, muss dies ja nicht schlecht sein.
Volker Resing: „Friedrich Merz. Sein Weg zur Macht“, Herder Verlag, Freiburg 2025, gebunden, 223 Seiten, 22 Euro