Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Immer effektiver, gefährlicher und tödlicher werden die Waffen der nächsten Generation
Der Ukrainekrieg ist der erste Krieg der Geschichte, in dem massenhaft Drohnen zum Einsatz kommen. Diese unbemannten Fluggeräte betreiben Aufklärung, attackieren den Feind oder zerstören Ziele in dessen Hinterland. Deswegen geschieht nun das, was immer passiert, wenn eine neue gefährliche Waffe auftaucht: Es wird fieberhaft nach effektiven Abwehrmöglichkeiten gesucht – und zwar nicht bloß aufseiten der Kriegsparteien, sondern weltweit.
Dabei setzen die Großmächte jetzt vor allem auf Laserkanonen. Doch diese sind noch alles andere als perfekt. Das resultiert unter anderem aus ihrer geringen Reichweite. So kann das chinesische System Silent Hunter lediglich Ziele in bis zu 1,5 Kilometern Entfernung bekämpfen. Darüber hinaus liegt die Feuergeschwindigkeit von Laserwaffen auch nicht sonderlich hoch. Damit ist oft nur die Abwehr langsam fliegender Drohnen möglich (siehe rechts). Und wenn abgeschossene Drohnen dann nahe den Standorten der eigenen Drohnenabwehrstellungen niedergehen, verursachen sie dort entsprechende Schäden. Nach Einschätzung von Oberst Markus Reisner vom Generalstab des österreichischen Bundesheeres geht die Zerstörung ziviler Ziele in der Ukraine oft auf das Konto von zum Absturz gebrachten Drohnen des Gegners.
Gegenwehr kostet 128 Millionen
Allerdings testen die USA jetzt ein neuartiges System zur Drohnenabwehr mit größerer Reichweite und Schlagkraft namens Leonidas. Dieses schaltet Drohnen mit gerichteten elektromagnetischen Impulsen aus, welche die Elektronik der Fluggeräte komplett lahmlegen. Bei einer Demonstration im Camp Atterbury im US-Bundesstaat Indiana sorgte die Waffe des Herstellers Epirus kürzlich für die gleichzeitige Eliminierung aller 49 anfliegenden Drohnen. Durch Leonidas könnten Drohnen also erheblich an militärischem Wert verlieren, was faktisch auf die nächste Revolutionierung der Kriegführung hinauslaufen würde.
Ein weiteres Novum im Ukrainekrieg ist der verbreitete Einsatz von Hyperschallraketen wie der russischen Kinschal. Diese stellen die vorhandenen Raketenabwehrsysteme, zu denen beispielsweise die US-amerikanischen Patriot-Batterien gehören, vor gravierende Probleme. Flugkörper, welche mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit unterwegs sind, bilden einen Plasmamantel, der die Radarortung erschwert oder gar völlig verhindert. Wie die Erfahrungen aus dem Ukrainekrieg zeigen, erfordert das erfolgreiche Abfangen einer einzigen Kinschal-Rakete den Abschuss von bis zu 32 Patriot-Raketen im Gesamtwert von 128 Millionen Dollar. Gleichzeitig ist die Zahl der verfügbaren Lenkflugkörper begrenzt, weshalb auf Massenangriffe nicht wirksam reagiert werden kann.
Für Wärmebildkameras unsichtbar
Die Drohnen und Hyperschallraketen Russlands und Chinas sind allerdings nicht die einzigen Waffensysteme, die den westlichen Militärstrategen aktuell großes Kopfzerbrechen bereiten. So arbeitet man in Russland ebenso an neuartigen Tarntechnologien, um das eigene Kriegsgerät sowie die Soldaten im Einsatz für Wärmebildkameras unsichtbar zu machen. Das Nakidka-System der Panzertypen T-90 und T-14 senkt die Wahrscheinlichkeit der Erfassung durch Infrarotsensoren bereits um den Faktor Drei. Außerdem produziert die Firma HiderX entsprechende Spezialanzüge für Infanteristen. Diese wiegen kaum mehr als
300 Gramm und halten die Wärmestrahlung des Körpers derart zurück, sodass die Drohnen, welche Soldaten am Boden vernichten sollen, nur unscharfe oder gar keine Signale empfangen können.
Eine noch größere Herausforderung für den Westen könnte allerdings das neue chinesische Kampfflugzeug J-36 darstellen. Hierbei handelt es sich um den ersten flugfähigen Militärjet der Sechsten Generation. Sie verfügt – was ein absolutes Novum darstellt – über drei parallel angeordnete Triebwerke, mit denen der Jet trotz seines gewaltigen Startgewichts von über 60 Tonnen binnen kürzester Zeit bis in die Stratosphäre vorstoßen kann. Gleichzeitig vermag der Bombenschacht der Maschine acht Langstrecken- oder zwei schwere Hyperschallraketen zu fassen. Aufgrund ihrer drastisch reduzierten Radarrückstrahlfläche dürfte die J-36 erst in rund 30 Kilometern Entfernung zu orten sein, was die Frühwarnzeit dramatisch verkürzt.
Unikat muss getestet werden
Anlässlich des Auftauchens der J-36 warnte der US-Flugzeughersteller Boeing: Wenn die Maschine einsatzbereit sei, „wird die Welt eine vollständige Verschiebung der Vorherrschaft in der Luft erleben“. Allerdings gibt es bislang nur einen Prototyp des Superjets, der nun gründlich getestet werden muss, weshalb bis zur Serienfertigung wohl noch Jahre vergehen werden. Ob der Westen diese Zeit nutzen kann, um mit seinen geplanten eigenen Modellen der Sechsten Generation Boeing F-47, FCAS und Tempest nachzuziehen, wird sich zeigen.