27.10.2024

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Pastor Witold Twardzik referierte über das Thema Reformation und Musik: Das Gemälde oben rechts zeigt Martin Luther, der im Kreise seiner Familie musiziert; Bildnis Herzog Albrechts von Preußen (r.)
Foto: U.H./Gemälde Lucas Cranach d.Ä.Pastor Witold Twardzik referierte über das Thema Reformation und Musik: Das Gemälde oben rechts zeigt Martin Luther, der im Kreise seiner Familie musiziert; Bildnis Herzog Albrechts von Preußen (r.)

Herzogtum Preußen

Mit Engel, Luther und Herzog Albrecht

500. Gründungsjubiläum – Musikalische Einleitung im Rahmen der „Sorquitter Gespräche“

Uwe Hahnkamp
23.10.2024

Im kommenden Jahr steht das 500. Jubiläum der Gründung des ersten protestantischen Staates der Geschichte, des Herzogtums Preußen, an. Eine erste Einleitung gab es im Rahmen der diesjährigen Sorquitter Gespräche Ende September in der evangelisch-augsburgischen Kirche in Sorquitten. Pastor Witold Twardzik von der evangelisch-augsburgischen Gemeinde in Passenheim hielt einen Vortrag mit dem Titel „Herzog Albrecht von Preußen und die Musik“ mit vielen akustischen Beispielen.

In Allenstein bereitet ein Komitee die Errichtung eines Denkmals für den Krakauer Vertrag vom April 1525 vor, in dem der letzter Hochmeister des Deutschen Ordens und erste Herzog in Preußen dem polnischen König Sigismund I. den Lehnseid schwor. Aus diesem Grundstein heraus entwickelte sich Preußen zum Königreich, woraus dann später das Deutsche Reich entstand. Doch Herzog Albrecht war nicht nur Herrscher, wie Twardzik in seinem Vortrag darstellte.

Albrecht, der Vielfältige
Bei den Sorquitter Gesprächen, welche die evangelische Kirchengemeinde Sorquitten und der Verein „Freunde Masurens“ in Scharnebeck organisieren, ging es um Albrechts musikalische Seite. Der Reichsfürst war zuerst gegen den persönlichen Treueid, den die Hochmeister des Deutschen Ordens seit dem zweiten Thorner Frieden von 1466 dem polnischen König leisten mussten. Nach einem Treffen mit Martin Luther übernahm er die Idee einer Säkularisierung des Ordensstaates, dessen Umwandlung in ein weltliches und erbliches, protestantisches Fürstentum, das er vom König von Polen zum Lehen erhalten würde.

Gleichzeitig trieb er, begeistert von den Ideen der Reformation, diese in seinem Herzogtum massiv voran, lud verschiedene reformatorische Prediger nach Königsberg ein und förderte den von Gutenberg erfundenen Buchdruck. Dies führte zur massenhaften Verbreitung von Bibeln, Postillen, Predigtsammlungen und – Liederbüchern in den jeweiligen Muttersprachen von Herzog Albrechts Untertanen und darüber hinaus. In den ersten Gesangsbüchern von 1527 finden sich auch Texte und Lieder von Herzog Albrecht selbst, der so seinen Gedanken Ausdruck gab.

Dem einen sin Uhl...
Sein bekanntestes Werk ist jedoch, so Twardzik, das Kirchenlied „Was mein Gott will, das g'scheh allzeit“ von 1550, das einer bekannten Melodie für Laute von Claudin de Sermisy von 1529 folgt. Er stellte im Vortrag sowohl die instrumentelle als auch die Chorversion des Liedes vor. Die wesentliche Rolle der Musik sei jedoch, hier berufen sich die Protestanten auf den Reformator Martin Luther, den Gottesdienst zu begleiten und zu verschönern und es den Gläubigen zu ermöglichen, während des gesamten Kirchenjahrs und überall Gott zu loben.

Neben Herzog Albrecht selbst gab es weitere Autoren, die im Gefolge der Reformation neue Lieder verfassten. „Such, wer da will, ein ander Ziel“ etwa stammt vom Königsberger Pfarrer Georg Weissel, der auch das bekannte Adventslied „Macht hoch, die Tür“ geschrieben hat. Vertont wurde Herzog Albrecht unter anderem von Felix Mendelssohn-Bartholdy, dessen Sonate f-moll op. 65 Twardzik seinem Vortrag voranstellte. „Dieser Komponist war zeitweise wegen seiner jüdischen Abstammung in Deutschland verfemt, dabei war er es, der den großen Johann Sebastian Bach wiederentdeckt hat“, begründete er seine Wahl.

Dass nicht nur die Menschen sich verändern, sondern auch die Lieder, die ihnen gefallen und mit denen sie ihren Glauben ausdrücken, zeigte Twardzik am Ende seines Vortrags. Es mag bezweifelt werden, dass Herzog Albrecht selber den für den Gottesdienst adaptierten Song der schwedischen Gruppe Abba „Ode to freedom“ als Kirchenlied akzeptiert hätte, den die Zuhörer zum Abschluss zu hören bekamen. Für heutige Ohren jedoch ist er ebenso eingängig wie die Melodien, die damals zu seiner Zeit die ersten Lieder prägten.


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