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Radreise

Mit null Promille durchs Weinparadies

Per Rad durch die Weinregion im südlichen Mähren – Ein 1200 Kilometer langes Wegenetz erschließt insgesamt 280 Weindörfer

Andreas Guballa
05.07.2024

Mit seinen sanften grünen Hügeln, dichten Wäldern sowie idyllischen mittelalterlichen Dörfern und Kleinstädten weckt das südliche Mähren Erinnerungen an die Toskana. Dort erstreckt sich Tschechiens größtes Weinbaugebiet. Um die Grenzregion zu Österreich und der Slowakei zu erkunden, bietet sich eine Tour mit dem Rad an. Allein die gut ein Dutzend Hauptrouten zwischen den Weinbergen summieren sich auf mehr als 1200 Kilometer. Unterwegs bieten sich viele Gelegenheiten zum Einkehren. Zudem locken zahlreiche Musikfestivals sowie Weinfeste.

Ein stilisierter Weinkeller symbolisiert die Wein-Radrouten, die durch Südmähren führen. Bei der Fahrt über Feldwege oder kleine asphaltierte Straßen sind die Reben mit ihren blauen oder weißen Trauben, die gerade reifen, zum Greifen nah. Teilstücke der Routen führen über kleine Nebenstraßen, auf denen nur wenige Autos unterwegs sind.

Schon 1999 hatte man damit begonnen, die ersten Routen auszuzeichnen. Mit der Zeit wuchs ein Netz, das heute rund 280 Weinbau-Dörfer umfasst. Zahlreiche zertifizierte Hotels und Pensionen, Cafés und Restaurants am Wegesrand tragen inzwischen ein grünes Schild mit der Aufschrift „Cyklisté vítáni“, das sie als fahrradfreundlich ausweist.

Die „Mährische Weinroute“ bildet das Rückgrat des Radwegenetzes. Auf fast 300 Kilometer Länge verbindet sie die hübschen Kleinstädte Znajm [Znojmo] im Südwesten sowie Ungarisch Hradisch [Uherské Hradiště] im Südosten und führt durch alle vier Weinregionen in Südmähren. Ganz im Westen streift sie den Podyjí-Nationalpark am Flusslauf der Thaya. Dort wo einst der Eiserne Vorhang Westen und Osten trennte, konnte sich über Jahrzehnte die Natur frei entfalten, sodass bis heute viele seltene Tier- und Pflanzenarten anzutreffen sind.

Im Osten endet die Route an den Ausläufern der Weißen Karpaten [Bílé Karpaty]. Die abwechslungsreiche Tour führt ohne große Steigungen vorbei an Sehenswürdigkeiten wie der Wassermühle von Zulb [Slup] aus der Zeit der Renaissance oder der barocken Burg Buchlau. Und natürlich dreht sich unterwegs alles um den Wein, ob auf dem berühmten Weinberg Schobes über der Thaya, im bemalten Weinkeller von Schattau [Šatov], im Weinbaumuseum von Auspitz [Husto­peče] oder bei den zahlreichen Winzern.

Zu den schönsten Orten auf der Strecke gehört Nikolsburg [Mikulov], über dessen Altstadt sich das schon von Weitem sichtbare Schloss erhebt. Auch dort widmet sich eine Ausstellung der Geschichte des Weinbaus. Zu ihren Schätzen gehört ein Riesenfass aus dem 17. Jahrhundert. Mit den mährischen Weinen der Gegenwart kann man sich danach in einer der zahlreichen Kellereien in der denkmalgeschützten Altstadt befassen.

Nikolsburg ist auch ein guter Ausgangspunkt für eine weitere Radroute. Sie führt auf einem rund 80 Kilometer langen Rundkurs durch die Weinberge der Umgebung. Auf der Strecke liegt die Parklandschaft mit den Schlössern von Feldsberg [Valtice] und Eisgrub [Lednice], die bereits seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Weinliebhaber zieht es besonders in die riesigen Kellergewölbe des barocken Schlosses Feldsberg, wo im Tschechischen Weinsalon die 100 besten Weine und Sekte des Landes probiert werden können. Wer an einer Weinverkostung teilnimmt, sollte sich um eine Unterkunft vor Ort kümmern. Denn die strenge Null-Promille-Grenze gilt in Tschechien auch für Radfahrer.

www.suedmaehren.info. Deutschsprachige Informationen über fahrradfreundliche Unterkünfte und Restaurants unter: www.cyklistevitani.cz


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