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Dem Posaunenwerk der Evangelischen Kirche gehören rund 20.000 Musiker an – Manchmal spielen sie sogar alle zusammen
Sieben Tage lang Posaune spielen, dann stürzen die stärksten Mauern ein. So jedenfalls steht es in der Bibel, im Buch Josua, Kapitel 6 bei der Eroberung Jerichos. Ob das wirklich so stimmt, sei einmal dahingestellt. Die Posaune soll schließlich erst im 15. Jahrhundert erfunden worden sein. Bei den Musikern, die im Posaunenwerk der Evangelischen Kirche im Rheinland (EkiR) aktiv sind, muss man keine einstürzenden Bauten befürchten. Sie spielen zur Ehre Gottes und zur Freude der Mitmenschen. Pastor Friedemann Schmidt, der selbst Posaune spielt, ist ihr Landesobmann.
200 Posaunenchöre mit rund 20.000 Mitgliedern gehören dem Posaunenwerk an. Trompeten, Hörner, Tuben und Posaunen sind hier hauptsächlich vertreten. Sie werden bei Bedarf durch andere Blechblasinstrumente sowie Holzblasinstrumente ergänzt.
Blechblasinstrumente sind nach den Worten von Schmidt „freilufttauglich“ – man kann sie beispielsweise auch auf der Straße spielen, weswegen die Instrumente landläufig flapsig als „mobile Orgeln“ bezeichnet werden.
Die EkiR erstreckt sich über die rheinischen Landesteile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie das Saarland, Exklaven im Bundesland Hessen kommen hinzu. Regionale Schwerpunkte sind Schmidt nicht bekannt. Die Aus- und Weiterbildung der Chöre gehört genauso zur Arbeit des Posaunenwerks wie Freizeiten, die Instrumentenversicherung sowie die Herausgabe von Notenliteratur. Der Deutsche Evangelische Posaunentag, ist da schon ein Großereignis, zu dem beim letzten Mal im Mai 2024 in Hamburg 20.000 Bläser gekommen sind.
Im Posaunenchor spielt man nicht nur mit. Da die Hürden nach Schmidts Einschätzung nicht sehr hoch sind, erlernt der Nachwuchsmusiker das Instrument leicht und schnell und bleibt dann im Posaunenchor hängen. „Das Schöne ist das gemeinsame Spiel“, sagt der Pastor. Kleine Chöre haben einen filigranen Klang, große Chöre eine enorme Kraft.
Für Schmidt sind die Chöre wie eine große Familie. Man kennt sich untereinander und ist miteinander vernetzt. Manche Chöre haben Nachwuchssorgen, andere wachsen und gedeihen. Gegen den Trend der Kirchen und Jugendarbeit wächst nach Schmidts Beobachtung die Nachfrage nach Posaunenmusik in den Gemeinden stetig. Gefragt sind dabei nicht nur Barock oder Renaissance, auch Musikformen wie Jazz oder Pop sind beliebt – getreu dem biblischen Motto, dass in der Gemeinde im Gottesdienst ein neues Lied dargeboten werden soll. Dass die Musik der Posaunenchöre zum immateriellen Weltkulturerbe gehört, sei hier nur am Rande erwähnt.