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Memel

Muslime auf der Suche nach einem Friedhof

Vertreten durch Islamisches Zentrum – Etwa 200 Familien aus muslimischen Ländern leben in der Stadt

Bodo Bost
02.09.2024

Das Islamische Zentrum Memel wurde im Januar vergangenen Jahres vom litauischen Islamkonvertiten Paulius Abdulrahman Bergaudas gegründet, der derzeit im Vereinigten Königreich studiert. Die Organisation hat ihre Adresse in einem Wohnblock in der Sausio 15-osios Straße. Laut der Website des Zentrums hat Ber­gaudas einen Bachelor und Magister-Abschluss in Islamischen Studien von der Islamischen Universität Malaysia und der Universität Cambridge, wo er derzeit in Islamstudien promoviert.

Die beiden Muslime Belek Aidarov und Ismail Karadurduoglu, beide in Wilna [Vilnius] registriert, waren Mitbegründer des Islamischen Zentrums und leiten es derzeit. Das Zentrum erklärt, dass sein Ziel die Entwicklung der Gemeinschaft, die kulturelle Bildung, die Aktivitäten religiöser Organisationen sowie die Harmonie zwischen der litauischen Bevölkerung und Muslimen ist. „Wir, die Muslime Litauens, haben das Islamische Zentrum gegründet, das der litauischen Öffentlichkeit nicht nur hochwertige akademische Informationen über den Islam zur Verfügung stellen und ihr so ermöglichen wird, die Religion und ihre Kultur kennenzulernen, sondern auch die lokale muslimische Gemeinschaft ermutigen wird, am öffentlichen Leben teilzunehmen“, heißt es auf der Website des Zentrums.

Antrag für eine islamische Grablege in Löbart Nausseden abgelehnt
Bergaudas ist außerdem der Leiter des Vereins „Iman“, einer muslimischen Gemeinschaft in der Region Memel, die seit 2010 tätig ist und 2016 in den Genuss einer öffentlichen Förderung kam. Da sie bislang jedoch noch keinen Tätigkeitsbericht vorgelegt hat, könnte sie diese wieder verlieren.

Im Jahr 2011 hatte der Verein einen Antrag an die Stadt gestellt, dass der muslimischen Gemeinde der Region Memel ein Teil des Friedhofs von Löbart Nausseden für die Beisetzung von Menschen, die sich zum Islam bekennen, zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden sollte. Der Friedhof Löbart Nausseden ist gut erhalten. Er stammt noch aus der deutschen Zeit.

Die Muslime hofften, einen Bereich von zehn bis 20 Gräbern innerhalb der Friedhofsgrenzen für die Bedürfnisse der muslimischen Gemeinde von Memel zur Verfügung gestellt zu bekommen. Der Standort war mit der Unterabteilung für Friedhofspflege der Abteilung für Stadtverwaltung von Memel abgestimmt. Der Dagestani Shamilis Gumerovas, der damalige Vorsitzende der muslimischen Gemeinde „Iman“ in der Region Memel, hatte sich an die Behörden von Memel gewandt und um die Zuweisung eines Grundstücks für den Friedhof gebeten, aber laut dem stellvertretenden Bürgermeister Arturas Šulcas gab es diese Möglichkeit nicht, da der allgemeine Plan der Stadt keine weiteren Plätze für den Bau von Friedhöfen vorsah. Den Muslimen wurde geraten, bei der nationalen Regierung ein separates Grundstück zu beantragen, möglicherweise in einem benachbarten Bezirk.

Laut Gumerovas wird der Leichnam eines muslimischen Verstorbenen nicht in einem Sarg, sondern in einem Grabtuch beigesetzt und im Grab auf die Seite gelegt – „mit Blick nach Mekka“. Muslimische Friedhöfe zeichnen sich auch nicht durch große Grabsteine oder Blumen aus, sondern eher durch kleine Grabsteine.

In anderen Regionen Litauens gibt es alte historische Moscheen und Friedhöfe. Muslimische Tataren waren während des polnisch-litauischen Doppelreiches Verbündete des Landes gegen Russland, deshalb gab es bereits ab dem 16. Jahrhundert einzelne tatarische Dörfer im heutigen Litauen.

Nach Angaben von Fliur Sharipov, dem Vorsitzenden der tatarischen Gemeinschaft „Nur“ in Memel, gibt es in der Region Alytus derzeit vier muslimische Friedhöfe, und auch auf dem Friedhof von Wilna gibt es muslimische Begräbnisstätten. Laut Gumerovas und Sharipov ist die Errichtung einer Moschee in Memel ein Thema für die Zukunft, aber die Frage des Friedhofs könne nicht aufgeschoben werden, da das Durchschnittsalter der in Memel lebenden Muslime etwa 65 Jahre betrage. Die muslimische Gemeinschaft „Iman“ in Memel vereint etwa 200 Familien aus muslimischen Ländern wie Tatarstan, Baschkortostan, Tschetschenien, Dagestan und weiteren.


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