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Königsberg

Neue Diskussion um die „Kreuzapotheke“

Nach zweijähriger Bauzeit präsentiert sich das denkmalgeschützte Gebäude in neuem Gewand

Jurij Tschernyschew
02.09.2020

In Königsberg hat sich auf der Königstraße [u. Frunse] etwas ereignet, worauf viele schon jahrelang gewartet hatten: Die Rekonstruktion der Überreste des Gebäudes der ehemaligen Kreuzapotheke wurde endlich fertiggestellt.

Die Bauzäune vor der Fassade sind inzwischen entfernt, das Grundstück vor dem Gebäude wird in Ordnung gebracht, und Gehwegplatten werden verlegt. Allerdings muss erwähnt werden, dass die neue Fassade des Vorkriegsgebäudes Elemente verschiedener Stile kombiniert – eine moderne Verglasung, Bögen mit historischer Verkleidung sowie Fliesen und Giebel. Von der ursprünglichen Gestaltung ist nur noch ein Fragment der Fassade erhalten, und zwar der graubraune Gebäudeteil, in dem sich auch der Durchgang in den Innenhof befindet.

Viel Zeit ging verloren

Es verging viel Zeit, in der das Gebäude zunehmend dem Verfall preisgegeben war, bevor mit Erhaltungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Haus begonnen werden konnte. Es hatte zahlreiche Versteigerungsversuche gegeben, bei denen sich kein Käufer fand. Zuletzt wich die Stadt vom ursprünglich geforderten Verkaufspreis ab, sodass das Haus schließlich bei einer Versteigerung im Jahr 2016 zum Preis von umgerechnet zirka 36.000 Euro veräußert wurde. Der neue Eigentümer, der Unternehmer Sergej Suchomlin, war laut dem Kaufvertrag verpflichtet, Arbeiten zum Erhalt des Gebäudes mit der Rekonstruktion der noch erhaltenen Elemente der Hauptfassade und anderer historischer Strukturen durchzuführen. Anfangs plante der neue Eigentümer, ein Hotel in dem Gebäude einzurichten. Später musste er diese Pläne jedoch wieder aufgeben, weil es aufgrund der Lage des Gebäudes nicht möglich war, eine Tiefgarage zu bauen, und ein Hotel somit „nicht den Standards“ entsprochen hätte. So wurde beschlossen, das in der Bevölkerung als „Kreuzapotheke“ geläufige Gebäude in ein Geschäftszentrum umzuwandeln.

Mit den Rekonstruktionsarbeiten des historischen Objekts, das aufgrund der um den Erhalt geführten Debatten jedem in der Stadt bekannt war, wurde allerdings erst 2018 begonnen, als der Verfall bereits weit vorangeschritten war. Einige Zeit nach dem Beginn der Wiederaufbauarbeiten stürzte wegen der Baufälligkeit und möglicherweise begangener Baufehler ein beträchtlicher Teil der Apothekenmauern ein. Der Eigentümer hatte geplant, die Arbeiten bis Ende 2019 abzuschließen, da die Baugenehmigung nur bis zum 1. Juli 2020 gültig war.

Das Erscheinungsbild des neuen Gebäudes wurde nach einer öffentlichen Ausschreibung genehmigt. Der Entwurf der Architektin Anna Bielskaja wurde als bester auserkoren. Das Konzept sah vor, einen neuen Komplex im modernen Stil zu errichten, zu dem auch die historische Fassade der Kreuzapotheke mit der Restaurierung von Giebeln und der Wiederherstellung verloren gegangener Stuckarbeiten gehören sollte. Für die Vorderseite des Gebäudes wählte die Architektin helle Sandtöne mit gesättigten braunen Akzenten. Der Bauherr verwarf diese Option jedoch, weshalb für das denkmalgeschützte Gebäude eine andere Farbpalette gewählt wurde – leuchtend gelbe Wände mit weißen dekorativen Elementen, abgesetzt mit grünen Fliesen.

Umstrittene Gestaltung

Die Farbgebung der neuen Fassade des Gebäudes fand jedoch nicht bei jedem Gefallen. Sie löste vielmehr eine neue Diskussion unter den Anwohnern aus, da die farbenfrohen Wände sich doch deutlich vom ursprünglichen Konzept der Architektin Bielskaja unterscheiden. Hausherr Suchomlin verteidigte die Ausführung und wies darauf hin, dass er im Rahmen des genehmigten Projekts gehandelt habe: „Diese Farblösung wurde zusammen mit allen anderen Projektunterlagen vereinbart und 2018 vom Denkmalschutzamt genehmigt. Es handelt sich um ein Projekt, das die staatliche Geschichts- und Bauexpertise bestanden hat.“

Wenn die Ausführung auch nicht unbedingt gefällig ist, so erfüllt sie doch einen Zweck: In jedem Fall hebt sich die neue Fassade deutlich von der Reihe der angrenzenden Gebäude ab und macht das architektonische Ensemble einprägsam.


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