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Warum linke Ökonomen die Inflation nicht kommen sahen, und wieso sie nichts daraus lernen
Dabei ließ sich alles so hoffnungsvoll an. Noch kurz vor den Weihnachtstagen des Jahres 2020 bescherte der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Thomas Straubhaar den Deutschen die frohe Botschaft: „Die Inflation ist tot.“ Straubhaar ist nicht irgendwer. Von 2005 bis 2014 saß er als Chef dem Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) vor, einer der führenden Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Sein Wort hat also Gewicht in der Republik.
So hatte er denn auch gute Argumente für seine Prognose. Die alte Theorie, genannt „Monetarismus“, dass uferloses Gelddrucken irgendwann zwangsläufig zu Geldentwertung, also zu Preislawinen führe, hatte laut dem Topökonomen ihre „Voraussagekraft komplett verloren“. Neue Zeiten benötigten neue Theorien, die der neuen Wirklichkeit gerecht würden.
Straubhaar hatte sogar eine solche neue Theorie für die neue Zeit anzubieten, sie nennt sich schwungvoll „Moderne Geldtheorie“, in ihrer englischen Abkürzung MMT für „Modern Monetary Theory“. Danach haben Gelddrucken und Inflation im Grunde gar nichts miteinander zu tun.
Auf MMT baut vermutlich auch Marcel Fratzscher seine Prognosen auf. Sogar im September 2019, als der Geldwertverfall mit 3,9 Prozent Inflation bereits Fahrt aufgenommen hatte, strotzte der Chef des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) noch vor Optimismus. Das sei nur eine „willkommene Normalisierung der Preise“. Im kommenden Jahr (also in diesem) würde die Preissteigerung wohl eher wieder unter zwei Prozent fallen.
Um Warner wie den früheren Chef des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, der unermüdlich das düstere Bild einer drohenden Inflation an die Wand malte, wurde es einsam. Auch die Medien mochten sich dem Sog der „neuen“ Zeit mit ihrer „modernen“ Theorie kaum entziehen. Mit ein paar abschreckenden Ausnahmen: Schon im November 2020, als die Teuerungsrate mit nur noch 0,2 Prozent einen Tiefpunkt markierte, prophezeite die PAZ gut einen Monat vor Straubhaars Weihnachtsartikel: „Die Inflation wird kommen.“
Mit der Sturheit des reaktionären Esels klebten wir an der alten Monetarismus-Theorie, dass grenzenlose Geldproduktion weit über dem Wachstum der Realwirtschaft irgendwann mit Geldentwertung quittiert wird – Hans-Werner Sinn folgend. Um zu erfahren, wer Recht bekam, können Sie sich im Supermarkt erkundigen. Aber das haben Sie ja längst getan.
Und was sagen Leute wie Straubhaar und Fratzscher jetzt? Fratzscher hat seine Hintertür bereits aufgestoßen: Der Ukrainekrieg sei schuld an den steigenden Preisen. Dass der Anstieg lange vor Kriegsausbruch ins Rollen kam und durch den Konflikt höchstens zusätzlich befeuert wird, rückt der Ökonom lieber nicht so in den Blick. Und dass andere die Inflation mit guten Gründen bereits kommen sahen, ehe sie überhaupt messbar wurde, schon gar nicht. Wie sähe er denn dann aus? Rücksichtsvollerweise wird er in den Medien höchstens einmal zaghaft mit seinem Geschwätz von gestern konfrontiert. MMT ist ein eher linkes Theorem, Monetarismus dagegen gilt als rechts. Da weiß der deutsche Durchschnittsjournalist, wo er zu stehen hat.
Der Zirkus erinnert an die späten 1990er Jahre. Damals wurden alerte junge Leute märchenhaft reich durch den sogenannten Dotcom-Boom. Auch damals lebten wir in einer „neuen Zeit“, die „neue Theorien“ erforderte. Das alte Denken hatte ausgedient. Daher stellte niemand mehr ernsthaft die Frage, was diese sagenhaften jungen Firmen eigentlich herstellten, ob sie echte Gewinne machten und ein tragfähiges Geschäftsmodell vorweisen konnten.
Wie bei der Dotcom-Blase der 1990er
Das war alles von gestern, „Soll und Haben“ und der ganze überkommene Müll. Wir lebten jetzt im „Informationszeitalter“, wo es nur noch darauf ankam, „vernetzt“ zu sein. Bis es plötzlich „Bumm“ machte, und die ganzen schönen Dotcom-Blasen geplatzt sind. Daraus könnte man ja heute lernen.
Muss man aber nicht. Denn was empfiehlt Fratzscher jetzt, da ihm seine MMT-Thesen ebenso von der Realität widerlegt wurden wie vor mehr als zwanzig Jahren die Dotcom-Spinnerei? Na, was wohl: Noch mehr Schulden machen, noch mehr Geld drucken. Wir würden sagen: Immer weiter Richtung Abgrund.
Damit freilich befindet er sich in bizarrer Weise auf der Höhe unserer Zeit. Ob Euro, eine überhastete Energiewende oder ungezügelte Zuwanderung: Immer, wenn etwas so richtig schiefgelaufen ist, wird nicht etwa überlegt, ob wir vielleicht in der falschen Richtung unterwegs waren. Nein, die empfohlene Therapie lautet jedes Mal: Dann eben noch mehr vom Falschen, mehr Euro-Rettung, eine noch hastigere Energiewende oder mehr ungezügelte Einwanderung.
Am Letzteren wird bereit gearbeitet. DGB und Evangelische Kirche fordern die Bundesregierung auf, allen auswanderungswilligen Menschen in den armen Ländern dieser Welt ein Angebot zu unterbreiten, das sie nicht ausschlagen können, damit die sich endlich auf die Socken nach Deutschland machen. Die Sonderrechte, welche man den ukrainischen Flüchtlingen einräumt, sollten für alle gelten, die in unser Land gelangen. Alle sollen vom ersten Tag den vollen Hartz-IV-Satz von 449 Euro erhalten.
Bislang ist das so geregelt, dass Asylbewerber, deren Anerkennungsverfahren noch läuft, 82 Euro weniger bekommen. Verblüffenderweise werden diese 367 Euro monatlich auch dann weitergezahlt, wenn der Antrag auf Asyl abgelehnt worden ist. Und in der Regel werden die Abgelehnten nach 18 Monaten mit den Anerkannten finanziell gleichgestellt, so sie eine Duldung erlangt haben, was meistens passiert. Aber selbst das ist der EKD noch zu viel „Ungleichbehandlung“.
Die Grünen finden die Idee toll. Aus der FDP heißt es wolkig, man strebe „für Schutzsuchende einfache und schnelle Lösungen“ an. CDU und AfD sind nicht so begeistert. Selbst mit den geringeren Leistungen, welche die nicht anerkannten Asylsucher erhalten, biete Deutschland bereits die höchsten Leistungen in Europa an, so ein CDU-Sprecher.
Der hat offenbar den Zweck der Übung nicht verstanden: Genau darum geht es doch! Nur wenn Deutschland alle anderen Länder in den Schatten stellt und mit Leistungen winkt, die sogar das durchschnittliche Lohnniveau in den Herkunftsländern überflügelt, entsteht der angestrebte Druck, in die Bundesrepublik auszuwandern.
Wer das alles bezahlen soll? Kein Problem: Der Staat verschuldet sich dafür mit neu geschaffenem Geld. Da auch Asylsucher einkaufen gehen, treibt dieses Geld zusätzlich die Preise, wodurch das „alte“ Geld der deutschen Sparer noch mehr entwertet wird. Nicht umsonst rühmt man die Inflation als gerissenste Form der Steueranhebung, die sich denken lässt. Denn kaum einer der Enteigneten bemerkt, dass Inflation in ihrer Wirkung nichts anders als höhere Steuern bedeutet.
sitra achra am 29.05.22, 14:12 Uhr
Ich glaube ebenso wie Sie, Herr Heckel, dass der programmierte Irrsinn der selbsternannten, vorwitzigen Elite in den finalen Untergang der hiesigen Bevölkerung mündet. Macht nichts, die Neandertaler sind schließlich auch ausgestorben. So what!