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Raumfahrt

Neuer Wettlauf zum Mond

NASA gerät durch andere Raumfahrt-Anbieter unter Druck – Abhängigkeit von Elon Musks SpaceX

Wolfgang Kaufmann
13.11.2025

Im Juni dieses Jahres drohte der Gründer und Chef des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX, Elon Musk, mit der Einmottung seiner Raumkapseln von Typ Crew Dragon. Seit 2020 bringen sie im Auftrag der US-Weltraumbehörde NASA Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS. Ihr Wegfall hätte das sofortige Ende bemannter Raumflüge vom Boden der USA aus bedeutet, und die NASA wäre wieder auf russische Sojus-Kapseln angewiesen gewesen.

Musks damaliger Zorn resultierte aus der Absicht von US-Präsident Donald Trump, Staatsaufträge an SpaceX im Umfang von 22 Milliarden US-Dollar zurückzuziehen, weil es zwischen Trump und Musk zu Streitigkeiten über die Steuer- und Haushaltsgesetzgebung gekommen war. Zum Schluss lenkten die beiden Kontrahenten aber ein, woraufhin SpaceX weiter Dragon-Kapseln ins All befördert.

Jetzt startete die staatliche Weltraumagentur NASA eine Retourkutsche, indem sie ihre Verträge mit SpaceX kündigte, insoweit diese die Mission Artemis III betreffen, in deren Rahmen 2028 drei Astronauten auf dem Mond landen sollen. Hierzu sagte der US-Verkehrsminister und kommissarische NASA-Administrator Sean Duffy: „Wir stehen in einem Wettbewerb mit China, und der Präsident und ich wollen noch in seiner Amtszeit zurück auf den Mond. SpaceX ist ein großartiges Unternehmen. Der Punkt ist aber: Sie sind hinter dem Zeitplan.“ Und damit hat Duffy durchaus recht.

Die Entwicklung des für die Mondmissionen vorgesehenen SpaceX-Raumschiffes Starship samt der Landefähre Human Landing System (HLS) stagniert seit geraumer Zeit. Von bislang 18 Testflügen der Starship-Trägerrakete waren nur acht ein voller Erfolg, wobei es allein dieses Jahr zu drei Fehlschlägen in Folge kam.

Und das HLS steckt sogar noch weitestgehend in den Kinderschuhen. Duffy quittierte dies mit den Worten: „Wir werden nicht auf ein einzelnes Unternehmen warten“ – immerhin habe China seine geplante Mondlandung jetzt von 2035 auf 2030 vorgezogen. Also forderte die NASA die Konzerne Blue Origin, Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman auf, sich nun ebenfalls für den Bau des Landeapparats von Artemis III zu bewerben. Duffy dazu wörtlich: „Wir wollen, dass mehrere Unternehmen um die Mondlandung kämpfen. Wer immer uns zuerst dort hinbringt, den nehmen wir.“

Allerdings kocht die Konkurrenz von SpaceX auch nur mit Wasser. So bastelt Blue Origin, die Raumfahrtfirma des Amazon-Gründers Jeff Bezos, schon seit geraumer Zeit an einer Mondfähre namens Blue Moon, wobei deren Fertigstellung aber kaum vor 2030 erfolgen könnte. Und Northrop Grumman lag mit seinem ersten Kostenvoranschlag beim Zehnfachen dessen, was SpaceX für die Mission Artemis III berechnete.

Darüber hinaus kann es sich die NASA nicht leisten, SpaceX den Stuhl vor die Tür zu setzen, denn das Unternehmen dominiert die Raumfahrt inzwischen auf fast allen Gebieten, was an seinen konkurrenzlos günstigen Preisen aufgrund der Wiederverwendbarkeit der Trägerraketen liegt. Im Jahr 2024 wurden bereits 52 Prozent sämtlicher Raumflugkörper weltweit mit einer SpaceX-Rakete gestartet. Und in den USA gingen 2024 sogar 138 von 145 erfolgreich durchgeführten Starts auf das Konto von SpaceX. Unter anderem beförderte das Unternehmen im vorigen Jahr vier bemannte Dragon-Kapseln mit 14 Astronauten aus fünf Ländern sowie zwei unbemannte Frachter mit zwölf Tonnen Nachschub für die ISS in den Weltraum. Das macht die NASA faktisch zu einem Bittsteller gegenüber SpaceX.

Unverzichtbar fürs Militär
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ist Musks Unternehmen auch auf dem Gebiet der militärischen Raumfahrt aktiv. So installiert SpaceX seit 2020 für den militärischen Nachrichtendienst des Pentagon National Reconnaissance Office (NRO) ein Netz aus innovativen Spionagesatelliten namens „Starshield“, welche selbst kleinere Objekte auf der Erdoberfläche erfassen und lückenlos überwachen können. Darüber hinaus übernimmt SpaceX bis 2027 40 Prozent aller Raketenstarts im Auftrag des US-Militärs, wofür das Unternehmen eine spezielle Sicherheitszulassung erhielt. Außerdem beförderte der Privat-Konzern auch die streng geheime wiederverwendbare Weltraumdrohne X-37B von Boeing ins All.

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum Musk auf die Kündigung des Artemis-III-Vertrages eher herablassend als betroffen reagierte. Zunächst bescheinigte der Multimilliardär dem NASA-Chef Duffy, den er dabei provokant „Dummy“ nannte, massive fachliche Inkompetenz. Danach gab er über das Soziale Netzwerk X folgende Prognose ab:

„SpaceX ist im Vergleich zum Rest der Raumfahrtindustrie blitzschnell unterwegs. Letztendlich wird das Starship die gesamte Mondmission alleine durchführen. Merkt euch meine Worte!“


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