14.11.2024

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Der Wochenrückblick

Nicht mal schweigen

Wie uns die Union einen Hauch von Altem Rom serviert, und warum Heino keine Chance hat

Hans Heckel
17.04.2021

War das aber eine spannende Woche! Dieser Kandidatentanz bei der Union hat endlich mal etwas Licht und Luft in unsere Corona-verdüsterten Stuben gebracht. Die beiden Hauptdarsteller, glänzend! Wie sich „der Armin“ und „der Markus“ gegenseitig knuddelten, obschon alle wussten, dass jeder dem anderen in Wahrheit die Pest an den Hals wünscht.

Die Szene hat etwas vom Flair des Alten Rom. Von dort ist die Legende eines besonders pikanten Eheglücks überliefert. Beide frisch Vermählten waren zu erklecklichem Reichtum gelangt, indem sie eine ganze Reihe von vorherigen Ehepartnern zum Zwecke der Erbschaft umgebracht hatten. Die ganze Stadt wusste das und blickte nun gespannt darauf, wer die Liaison überleben würde. So lange soll es gar nicht gedauert haben, da trat schon die von Trauer zerfurchte Witwe vor die Öffentlichkeit der Ewigen Stadt, um den tragischen Tod ihres heiß geliebten Gatten zu verkünden.

Was die Römer sicherlich bedauert haben werden, denn nun war das spannende Schauspiel vorbei. Deshalb genießen wir jeden Tag so eines Dramas aus vollen Zügen. Die Hauptstadt-Journaille läuft zur Höchstform auf. Überall Getuschel und Geraune. Doch dann geht plötzlich alles vorbei. Im Moment, da dies geschrieben wird, wissen wir noch nicht einmal, wie. Friedrich Nietzsche hat einmal geschrieben, das Schlimmste an der Musik sei, dass jedes Stück irgendwann aufhöre. Nach dem Ende des Unions-Theaters werden wir fühlen, was der arme Philosoph durchgemacht hat.

Langweilen müssen wir uns trotzdem nicht. Merkel ist ja auch noch da, und die hat frühzeitig durchblicken lassen, dass sie fest entschlossen ist, den Unionskandidaten heimzusuchen wie ein böser Geist, egal, wer von den beiden das Opfer ihres Spuks wird. Laschet, der brave Merkel-Schleppenträger, hatte das Gift der scheidenden Kanzlerin als Erster zu spüren bekommen, wie wir hier vergangene Woche betrachtet haben.

Den Söder hat das ausgiebig gefreut. Tja, wir hatten ihn gewarnt! Und sollten recht behalten: Kurz darauf ließ Merkel auch eine Spitze gegen die Corona-Strategie von Bayern los. Den Kanzleranwärter der Grünen wird es amüsieren, dass die Kanzlerin sich zur Corona-Schelte ausgerechnet NRW und Bayern, ganz zufällig die Länder der beiden möglichen Unions-Kandidaten für ihre Nachfolge, ausgesucht hat.

So können wir davon ausgehen, dass Angela Merkel ihre letzten Monate im Kanzleramt nicht ungenutzt lassen wird im Hinblick auf die Wahl im September. Die Grünen wissen das, nicht von ungefähr ist die Zustimmung für Merkels Politik (auch die des immer noch härteren Lockdown) nirgends so groß wie in der Anhängerschaft der Partei von Baerbock und Habeck.
Wer auf dem Schild der Grünen fürs Kanzleramt kandidiert, soll nächsten Montag entschieden werden. Im Vergleich zum Unionstheater ist dieser Ausscheidungskampf eine ermüdend lahme Vorstellung. Eigentlich sind sich im Vorfeld schon alle einig, dass es nur Annalena Baerbock werden kann.

Kanzlerin Baerbock? Lassen Sie sich nicht von den Panikmachern irritieren, so schlimm wäre eine grüne Regierungsspitze nun auch wieder nicht. Schließlich sitzen die ideologischen Gefolgsleute jener Partei bereits heute in allen erdenklichen Lenkungspositionen des Landes und geben ein ganzes Menü von Vorgeschmäckern darauf ab, wie sich das Klima im Lande ab Herbst weiterentwickeln könnte.

Ein Beispiel erreichte uns aus Düsseldorf: Durch die gesamte Republik fegte Anfang der Woche die Nachricht, dass der Intendant der dortigen „Tonhalle“ eine Veranstaltung mit Heino abgesagt hat, weil sie den falschen Titel trägt. „Ein deutscher Liederabend live mit Band“, und mit Heino natürlich, sollte da am 8. Oktober steigen. Kommt nicht infrage, blockt Intendant Michael Becker ab, denn die Formulierung „deutscher Liederabend“ sei „politisch nicht korrekt gewählt“: „Wir müssen damit rechnen“, so Becker voller Abscheu, „dass es sich hier etwa um einen Liederabend für Deutsche handelt. Der Begriff ,ein deutscher Liederabend' tümelt.“

Ja, ja, ich versteh' Sie doch. Ich komme da auch nicht mehr mit. Ganz abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, was „tümeln“ bedeutet: Was hätte der arme Heino denn machen sollen? Gehen wir mal durch: Wie wär's mit einem „Afrikanischen Liederabend“? Um Himmels Willen! Dann hätten ihm die grüngelackten Wächter der „politisch korrekten Formulierung“ selbstverständlich „neokoloniale Aneignung der afrikanischen Kultur“ vorgeworfen. Nichts da.

Oder ein „Frauen-Liederabend“ mit Stücken, die allesamt von Komponisten weiblichen Geschlechts stammen? Auch nichts: Da Heino ein Mann ist, fällt das unter „Sexismus“. Hätte er dann, auch um den Linken zu gefallen, einen „Arbeiterliederabend“ veranstalten dürfen? Heino ist nachweislich Unternehmer und also kein Arbeiter. Da er demzufolge zur falschen sozialen „Klasse“ zählt, fiele ein solcher Auftritt unter „Klassismus“. Nicht akzeptabel!

Wir geben es auf. Dann eben ein Abend ohne Musik. Ein Schweige-Abend. Das müsste ja wohl gehen, auch wenn keiner kommt. Oder? Von wegen! Sie wissen doch: „Wer schweigt, tut mit!“ Und macht sich damit selbst zum Täter. Daher ist „Schweigen“ gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ... Sie wissen schon.

Heino besteht auf seinem „deutschen Liederabend“. Leider weiß er da vermutlich die Mehrheit im Volk auf seiner Seite. Aber keine Furcht, diese Stimmung drehen wir um, und zwar so: Bestimmt werden sich Leute in den sozialen Medien über den Korrektformulierer Becker aufregen, wobei sich Einzelne im Ton vergreifen. Solche Entgleisungen werden wir sorgsam herausstellen unter der Überschrift: „Tonhallen-Intendant von rechten Hetzern bedroht!“ Heino wird sich dann reumütig distanzieren müssen, während Becker in anklagenden Interviews von dem Martyrium erzählen darf, das er gerade durchmacht. Schon sind Opfer und Täter neu sortiert! Es kommt eben nicht darauf an, was passiert, sondern auf die Art, wie es berichtet wird, auf die korrekte „Erzählung“!

Stichwort Erzählung: Um die Deutschen nicht zu verwirren, müssen manche Details auch mal ganz aus der „Erzählung“ rausgelassen werden. Als nun ein thailändischer Student von drei jungen Rassisten in Bremen zusammengeschlagen wurde, die ihn als Chinesen beschimpften, haben die meisten Medien taktvoll darüber geschwiegen, dass es sich bei den brutalen Rassisten um Syrer handelte. Wären es Deutsche gewesen, hätten wir das gehört, und zwar von Frank-Walter Steinmeier höchstpersönlich. Wetten?

Asiaten-Hass vergiftet gerade viele Länder, auch und besonders die USA. Zum Glück für unsere reine Lehre erfahren wir aber kaum etwas darüber, dass ein Großteil der Asiaten-Attackierer in den USA schwarz ist. Unsere Medien erfüllen schließlich eine verantwortungsvolle Wächterfunktion.


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Kommentare

sitra achra am 17.04.21, 12:34 Uhr

Es ist eine Schande, dass das linke Geschmeiß das Wort Deutschland in den Mund nimmt und irrtümlich wähnt, selbst Deutsche zu sein.
Wer deutsch ist, liebt sein Volk, sein Land und sein Liedgut.
Wer das nicht kann, soll unser Land schnellstmöglich verlassen. Deren Anwesenheit unter uns Deutschen ist uns ein Greuel.

Michael Holz am 17.04.21, 09:50 Uhr

Herr Heckel, Sie haben mir das Wochenende gerettet. Vielen Dank! Ich träumte von einer Kanzlerin ... Baerbock ... Es war ein Albtraum. Nach dem Erwachen fragte ich mich: Ist nicht die Gegenwart Albtraum genug, muss es noch schlimmer werden?
Ein schönes, positives Wochenende mit einem negativen PCR-Test wünsche ich Ihnen.

Emmanuel Precht am 17.04.21, 03:57 Uhr

Gründenk:
Das Verhalten von people of colour (poc) ist nicht kritisierbar.
Es zählt nicht, was richtig ist, sondern was Betroffene empfinden.
Für die Lösung von Problemen, die Minderheiten haben, ist immer die Mehrheitsgesellschaft verantwortlich.
Andere Auffassungen sind a priori unzulässig oder rassistisch.

Boris Palmer: „Dieser Vierklang ist das Ende von Freiheit und Demokratie. Entscheidend ist nicht mehr, was stimmt, sondern wer es sagt. Die Gesellschaft zerfällt in fiktive Gruppenidentitäten, die sich auf einer Skala der Benachteiligung Rechte zuteilen. Die Meinungsfreiheit und das Deliberationsprinzip werden einer überpositiven Antidiskriminierungsmethode unterstellt.“

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