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Der vor 150 Jahren geborene sudetendeutsche Autopionier ging den grünen Weg vom Verbrenner zum E-Auto – nur umgekehrt
Den scheinbar fortschrittlichen Weg vom Verbrenner zum Elektroauto, den die Grünen und die „Klimaschützer“ der deutschen und europäischen Automobilindustrie zu oktroyieren versuchen, ist Ferdinand Porsche in umgekehrter Richtung gegangen. Er fing bei der Elektrizität an. Schon als Kind installierte das am 3. September 1875 im sudetendeutschen Maffersdorf bei Reichenberg geborene dritte Kind eines Spenglers im väterlichen Betrieb eine elektrische Beleuchtungsanlage. Dort machte er nach dem Besuch der Volksschule auch seine Lehre. Abends besuchte er einen Elektrotechnikkurs an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg.
1893 wechselte Porsche als Mechaniker zu der Elektrotechnikfirma Béla Egger & Co. in Wien, wo er schnell Karriere machte. Ein Auftrag der Wiener Hofwagenfabrik Jacob Lohner & Comp. brachte ihn in Kontakt mit dem Automobilbau. Er entwickelte für den Auftraggeber einen elektrischen Radnabenmotor und wechselte dann Ende des Jahrhunderts mit dem Patent für diesen Motor zu den Lohner-Werken. Dort baute er innerhalb weniger Jahre 1899 sein erstes Elektroauto sowie 1900 beziehungsweise 1902 die weltweit ersten Fahrzeuge mit Allrad- und mit Hybridantrieb.
Porsches Forschungen und Entwicklungen waren ungemein innovativ, aber sie wurden seinem Arbeitgeber zu kostspielig. So wechselte er 1906 als Technischer Direktor zur Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft (Austro-Daimler) in Wiener Neustadt. Als dessen Technischer Direktor bildeten die Entwicklung von Verbrennungsmotoren und Fahrzeugen sowie die Leitung von deren Produktion sein Arbeitsfeld. 1907 entstand Porsches erstes Auto mit Benzinmotor.
Bereits wenige Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs begann Porsche, sein Engagement auf den militärischen Bereich auszuweiten. Unter seiner Leitung wurden bei Austro-Daimler schwere Zugmaschinen für Geschütze oder gleich mehrere Anhänger beziehungsweise Waggons entwickelt und gebaut. Hierbei handelte es sich teilweise um Zweiwegefahrzeuge, die sowohl auf Straßen als auch auf Schienen fahren konnten. Der Antrieb erfolgte diesel-elektrisch. Ähnlich wie bei heutigen Diesellokomotiven und auch Schiffen wurde mit dieselbetriebenen Stromerzeugungsaggregaten Strom erzeugt, der dann zum Antrieb von E-Motoren diente. Im Zweiten Weltkrieg griff Porsche diese Technik zum Antrieb von Panzern wieder auf.
Selbständig ab 1930
Auch mit der Militarisierung der Produktpalette war Ferdinand Porsche zukunftsweisend. Dieser Tage erst gab der Vorstandsvorsitzender der Porsche Automobil Holding, Hans Dieter Pötsch, bekannt, sich „verstärkt im Verteidigungs- beziehungsweise verteidigungsnahen Bereich engagieren“ zu wollen.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Zerschlagung der Donaumonarchie nahm der Sudetendeutsche die Staatsangehörigkeit der neu gegründeten Tschechoslowakei an. Als Staatsangehöriger eines Verbündeten der Siegermächte des Krieges konnte er leichter zu Automessen und Rennen ins Ausland reisen. 1923 wechselte Porsche von Austro-Daimler zum vormaligen reichsdeutschen Mutterunternehmen Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Dort konzentrierte Porsche seine Genialität auf den Renn- und Sportwagenbau mit entsprechenden Erfolgen und Innovationen. Den Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern war jedoch mehrheitlich nach „einem weniger genialen, aber sparsameren, zuverlässigeren und der Einwirkung seiner Kollegen zugänglicheren Konstrukteur“. So trennten sich 1928 die Wege.
Nach einem kurzen Zwischenspiel bei der österreichischen Steyr-Werke AG kehrte Porsche 1930 nach Stuttgart zurück, wo er aus seiner Zeit bei Daimler eine Villa besaß. Dort machte er sich mit der „Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratung für Motoren und Fahrzeuge“ selbstständig. Namhafte Unternehmen wie Zündapp, NSU oder Wanderer beziehungsweise Auto Union gehörten zu den Auftraggebern.
Den Auftrag seines Lebens erhielten Porsche und sein Unternehmen nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten vom Reichsverband der Automobilindustrie mit der Entwicklung eines preisgünstigen Volkswagens. 1934 tauschte Porsche auf Drängen Adolf Hitlers die tschechoslowakische gegen die deutsche Staatsangehörigkeit. 1938 wurde Porsche Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Aufsichtsrats der Volkswagenwerk G.m.b.H., die das von ihm entwickelte Auto in großen Stückzahlen bauen sollte.
Autobauer ab 1948
Im Zweiten Weltkrieg versuchte Porsche, das Automobilunternehmen mit Rüstungsaufträgen am Laufen zu halten. Gebaut wurden neben Zulieferteilen für andere Unternehmen militärische Varianten des Volkswagens wie der Kübel- und der Schwimmwagen. Außerdem beteiligte Porsche sich an der Entwicklung von Panzertypen wie „Tiger“, „Ferdinand“ oder „Maus“.
1944 verlegte Porsche sein Konstruktionsbüro aus der württembergischen Hauptstadt in das weniger bombengefährdete Gmünd in Kärnten. Vor dem Kriegsende zog er sich auch dorthin zurück. Sein Versuch, nun die österreichische Staatsbürgerschaft zu erlangen, misslang. Erst internierten ihn die US-Amerikaner für einige Wochen, um ihn dann freizusprechen. Dann inhaftierten ihn die Franzosen, als er im Dezember 1945 einer Einladung des französischen Industrieministers nach Baden-Baden gefolgt war. Erst nach 22 Monaten wurde er auf Kaution entlassen. 1948 folgte der Freispruch durch ein ordentliches französisches Gericht.
Um sein Konstruktionsbüro, das 1950 nach Stuttgart zurückkehrte, brauchte sich Porsche keine Sorgen zu machen. Es war bei seinem Sohn Ferry in guten Händen. 1947 übernahm dieser die Leitung des Familienunternehmens. Seit 1948 konstruierte und beriet das Familienunternehmen nicht mehr nur, sondern produzierte auch Sportwagen. Hinzu kamen lukrative Lizenz- und Beraterverträge Porsches mit dem Volkswagenwerk.
Allerdings hatte die Haftzeit Porsches Gesundheit zugesetzt. Wenige Monate nach Vollendung seines 75. Lebensjahres, am 30. Januar 1951, starb der sudetendeutsche Autopionier in Stuttgart.
Das Sudetendeutsche Museum, Hochstraße 10, 81669 München, Telefon (089) 480003-37, E-Mail: info@sudetendeutsches-museum.de, zeigt noch bis zum 11. Januar die Sonderausstellung „Ferdinand Porsche und andere Pioniere. Wegbereiter der Mobilität aus Böhmen und Mähren“.