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Deutsches Schicksal

Ostpreußen nicht vergessen

Renate Düpjohann hat ihre Erinnerungen an die Schrecken der Flucht und die Zeit als verstörtes Kind in der Nachkriegszeit festgehalten

Dagmar Jestrzemski
21.10.2023

Renate Düpjohann geborene Lauschke wurde 1938 in Eichhorn im Kreis Preußisch-Eylau geboren, einem Dorf südlich von Königsberg an der Straße zwischen den Städten Landsberg und Bartenstein. Hier verlebte sie bis zum Alter von sechs Jahren ihre Kindheit auf dem Bauernhof der Eltern. Ihre Erinnerungen hat die in Andernach am Rhein lebende Autorin in erstaunlicher Schärfe wie einen Schatz aufbewahrt.

Damit beginnt ihre Autobiographie mit dem Titel „Was wir am Leibe trugen. 1945, Flucht aus Ostpreußen. Verlorenes Paradies meiner Kindheit und das Leben danach“. Lebhaft erzählt sie von ihren Eltern und den drei Schwestern, von den Arbeiten auf dem Hof, den Festen und Feiern im Kreise der Verwandten, die sich regelmäßig in ihrem Heimatdorf einfanden, von ihrer Freundin und den geliebten Tieren. Trotz der Kriegszeit reihte sich für sie ein vollkommener Tag an den anderen. Von den Sorgen der Erwachsenen blieben die Kinder weitgehend unberührt. Die Ursache des plötzlichen Aufbruchs im eisigen Winter 1945 mit der verzweifelten Mutter und der ältesten Schwester im Auto verstand sie nicht.

Später erfuhr sie, dass die Russen einen Tag nach ihrer Flucht in Eichhorn eingerückt waren mit entsetzlichen Verwüstungen, Morden, Vergewaltigungen und Brandschatzung. Auf ihrem Fluchtweg nach Pillau mussten sie zu Fuß das zugefrorene Haff überqueren, während feindliche Flugzeuge die Flüchtenden beschossen und bombardierten. Mit einem überfüllten Schiff gelangten sie nach Rügenwalde in Pommern und von dort mit einem anderen Schiff über die Ostsee nach Swinemünde. Noch bevor der Frachter im Hafen anlegte, brach am 12. März 1945 das Inferno über die Stadt herein. Bei dem Borbardement wurde Swinemünde zum größten Teil zerstört. „Es war die Apokalypse.“ Düpjohann verlor kurz darauf in einem Berliner Flüchtlingslager ihre heiß geliebte Mutter, die plötzlich starb. Das verstörte Kind wurde nach einigen Monaten von seinen beiden Lieblingstanten in Bützow/Mecklenburg aufgenommen, die man über den Suchdienst des Roten Kreuzes ausfindig gemacht hatte.

In den folgenden Jahrzehnten hat Düpjohann mehrfach und in mancherlei Beziehung neu anfangen müssen. Ein kleines Stück ihres verlorenen Kindheitsparadieses bringen ihr bis heute die vielen Tiere zurück, für die sie sorgen konnte und mit denen sie zusammenleben durfte. Es ist ihr wichtig, dass Ostpreußen nicht vergessen wird.

Renate Düpjohann: „Was wir am Leibe trugen. 1945, Flucht aus Ostpreußen. Verlorenes Paradies meiner Kindheit und das Leben danach“, Verlag DeBehr, Radeberg 2023, broschiert, 165 Seiten, 11,95 Euro


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