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Unruhiges Wirtschaftsklima

Pekings machthungriger Griff nach Zentralasien

Weg von Putin, hin zu Xi Jinping: Kasachstan und Tadschikistan im Fokus von Chinas Staatspräsidenten

Bodo Bost
22.07.2024

Pekings Interesse an Zentralasien, dessen riesige Fläche sich vom Kaukasus bis in die Mongolei erstreckt, ist ungebrochen. Chinas Präsident Xi Jinping begann am 2. Juli anlässlich des Gipfeltreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), das in der kasachischen Hauptstadt Astana stattfand, eine Reise durch diese Region. Xi besuchte neben Kasachstan auch Tadschikistan. Beide Länder haben Probleme mit dem radikalen Islam, mit dem Russland anscheinend nicht mehr fertig wird. Deshalb haben beide Länder jetzt ihre Kontakte nach Peking verstärkt, dessen Regime es gelungen ist, seine unruhige Muslimprovinz, Xinkiang, sogar mit Hilfe aus dem Iran und der Türkei zu befrieden. Xi's Reise verdeutlicht die Intensivierung der diplomatischen Bemühungen Pekings in Zentralasien, die auf dem Fundament einer ursprünglichen Strategie beruhen: der Entwicklung der „neuen Seidenstraße“, die bereits 2013 während eines Besuchs von Xi Jinping in Kasachstan erdacht wurde. Seitdem hat Kasachstan unter anderem einen Logistikstützpunkt im chinesischen Hafen Lianyungang erhalten und zahlreiche Infrastrukturen geschaffen – vom Eisenbahnkorridor Kasachstan-Turkmenistan-Iran bis zur Autobahn Westeuropa-Westchina. „Die Entwicklung der Infrastruktur und auch der öffentlichen Güter, die (China) für strategische Regionen anbietet, ist unbestreitbar“, stellt Sinologe Emmanuel Lincot in seinem neuesten Buch fest.

Seit 2019 vertiefen sich die Beziehungen zwischen China und Kasachstan stetig. Kasachstan, dessen Präsident Kassym-Jomart Tokajew fließend Chinesisch spricht, war immerhin das erste Land, das Xi nach der Corona-Pandemie besuchte. Im September 2022 nahm Xi Jinping bereits am SOZ-Gipfel in Samarkand, Usbekistan, teil. Acht Monate später lud China die Staats- und Regierungschefs von fünf zentralasiatischen Ländern in die ehemalige kaiserliche Hauptstadt Xi'an ein. Im selben Jahr erreichte der Handel zwischen Kasachstan und China ein Volumen von 41 Milliarden US-Dollar.

Der 24. SOZ-Gipfel will offiziell „dauerhaften Frieden und Wohlstand“ bringen, aber auch „die Sicherheit, Stabilität und Entwicklung der Mitgliedsländer fördern“. Kasachstan, Indien, China, Kirgisistan, Pakistan, Russland, Tadschikistan, Usbekistan und der Iran sind Mitglieder der SOZ und bilden eine Gruppe von enormem Gewicht, der auch Weißrussland beitreten wird. Auf dem strategischen Schachbrett Zentralasiens versucht Peking nun, in den Raum vorzudringen, der von dem durch den Ukrainekrieg bereits deutlich geschwächten Russland zurückgelassen wurde, was bei den ehemaligen Sowjetrepubliken Besorgnis hervorruft. Viele dieser Ex-Sowjetrepubliken haben ihren Männern bereits unter Strafe verboten, sich für die russische Armee, die händeringend Rekruten für den Krieg in der Ukraine sucht, anwerben zu lassen. China stärkt damit auch in dieser Nachbarregion weiter seine Positionen, trotz eines hartnäckigen Vorurteils im Westen, dass die Zukunft der Region sehr stark, wenn nicht sogar ausschließlich von Moskau abhänge. Historisch sind die Chinesen jedoch mit der Region mindestens ebenso vertraut wie Russland.


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