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Vielseitiger Künstler mit vielen deutschen Wurzeln – Vor 100 Jahren wurde Peter Ustinov geboren
Vielseitig – dieses Prädikat ist das Erste, was vielen Filmexperten bei Peter Ustinov einfällt. Abgesehen von seinen späteren Auftritten als Meisterdetektiv Hercule Poirot in mehreren Agatha-Christie-Verfilmungen für Kino und Fernsehen hat er sich als Schauspieler nie auf eine spezielle Rolle festgelegt. Wegen seiner Neigung zur Korpulenz kamen Angebote als notorischer Schwerenöter oder verwegener Abenteuerheld ohnehin nicht in Frage.
Umso mehr konnte er sich auf sein komödiantisches Talent verlassen, das er als neurotischer Nero im Sandalenfilm „Quo Vadis“ ebenso erfolgreich einsetzte wie als peitschenschwingender Zirkus-Conférencier in Max Ophüls „Lola Montez“-Biographie oder als trotteliger Möchtegern-Einbrecher in der Gaunerkomödie „Topkapi“. Es waren nur Nebenrollen. Aber darin spielte er alle anderen an die Wand. Bezeichnenderweise erhielt er seine einzigen beiden Oscars für die Rolle als bester Nebendarsteller, und zwar 1961 für „Spartcus“ und 1965 für „Topkapi“. Für „Quo Vadis“ war er 1952 Oscar-nominiert.
Vielseitig war er auch als Künstler: Er war nicht nur Schauspieler für Kino, Film, TV und Bühne, sondern auch Drehbuchautor, Regisseur für Film und Oper sowie Produzent. Und er schrieb eigene Theaterstücke, Erzählungen, Romane, Sachbücher sowie zwei Autobiographien.
Nebenbei wirkte er für UNICEF und die Friedensbewegung, weshalb er vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz erhielt.
Mit Deutschland verband ihn viel. Das hat wiederum mit seiner familiären Vielseitigkeit zu tun. Er war Kind russischer Eltern, in denen aber viel Deutsches steckte. Die Grundlage zum Weltbürgertum des am 16. April 1921 in London geborenen Schauspielers legte sein Großvater Plato, ein russischer Adeliger, der vom orthodoxen zum protestantischen Glauben wechselte und durch Vermittlung der Tochter von Zar Nikolaus I., der württembergischen Königin Olga Romanowa, als Deutscher eingebürgert wurde.
Aus gesundheitlichen Gründen zog Plato in die warme Levante, wo er in Jaffa ein Hotel betrieb. Dort heiratete er Magdalena Hall. Sie war die Enkelin eines deutschen Malers und einer Äthiopierin und kam an dem Tag zur Welt, als die Briten die äthiopische Bergfestung Magdala erstürmten (13. April 1868) und die dort vom äthiopischen Herrscher als Geiseln gehaltenen Europäer befreiten.
Platos Sohn Jona, der Vater von Peter Ustinov, war im Ersten Weltkrieg als Jagdflieger für die deutschen Streitkräfte im Einsatz und erhielt dafür das Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens. Später machte er als Spion des MI5 in England Karriere. Mütterlicherseits wiederum steckten in Peter Ustinov französische und italienische Wurzeln. Daher beherrschte er viele Sprachen, darunter natürlich auch Deutsch. So kam es nicht von ungefähr, dass er 2003 in einem seiner letzten Filme in der deutsch-US-amerikanischen Koproduktion „Luther“ den Kurfürsten Friedrich III. von Sachsen, genannt Friedrich der Weise, verkörperte.
„Vielseitig“ wie er war, wurde Peter Ustinov in England geboren, in Schwäbisch Gmünd getauft und in der Schweiz, wo er 2004 in einer Klinik unweit des Genfer Sees an Herzversagen starb, zu Grabe getragen.
Michael Holz am 16.04.21, 10:37 Uhr
Mir ist noch immer die Szene aus dem Film "Quo Vadis?" in Erinnerung, wie er als Nero mit einem Schälchen seine Tränen auffing. Diese sind im Brand von Rom verdampft wie jetzt die "abendländische Kultur.