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„Bernd Posselt erzählt Europa. Geschichte und Personen - Bauplan und Visionen“, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2018, gebunden, 230 Seiten,  20 Euro
„Bernd Posselt erzählt Europa. Geschichte und Personen - Bauplan und Visionen“, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2018, gebunden, 230 Seiten, 20 Euro

Europa

Plädoyer für die Europäische Union

Bernd Posselt, langjähriger Abgeordneter in Brüssel und Chef der Sudetendeutschen Landsmannschaft, über seine Sicht des Zustands der Gemeinschaft

Dirk Klose
18.12.2021

Das Thema Europa ist nicht mehr von Vorneherein en vogue. Gleichgültigkeit gegenüber der europäischen Einigung und Unmut über die Bürokratie in Brüssel bestimmen die Szene. Der langjährige Europaparlamentarier Bernd Posselt, 1956 geboren als Kind sudetendeutscher Eltern, will mit seinem temperamentvoll geschriebenen Buch wieder Begeisterung für Europa wecken und zugleich die Politik wachrütteln, dem Europaparlament wie jedem anderen Parlament volle demokratische Rechte zu geben.

Posselt hatte 1979 die Paneuropäische Jugend mitbegründet. Er war mehrere Jahre enger Mitarbeiter Otto von Habsburgs im Straßburger Parlament, auch ist er Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Sein Buch ist eine tour d'horizont durch die europäische Geschichte. Mithin ist dem Leser vieles vertraut. Dann liest man sich aber doch fest, weil Posselt zugleich als talentierter Journalist unterhaltsam zu erzählen weiß.

Die Großen der europäischen Einigung seit Graf Coudenhove-Kalergi, dem Gründer der Paneuropa-Union, schildert er ebenso anschaulich, wie etwa weniger bekannte europäische Wurzeln in Osteuropa. Anregend auch die Kapitel, in denen aus dem Alltag des 705 Abgeordnete zählenden Parlaments (der Bundestag hat jetzt 736 Abgeordnete) mit seinen so unterschiedlichen nationalen Mentalitäten, und in seiner beruflichen Zusammensetzung (überraschend viele „aktive Bauern“) berichtet wird.

Exkurs „Kulinarisches Europa“

Vergnüglich sind die Passagen über das „kulinarische Europa“. In der Tat ist es ja heute schon Alltagserfahrung, dass man Europa nicht nur durch Reisen, Musik und Literatur erleben, sondern mit Spezialitäten und Leckereien aus allen Ländern auch „erschmecken“ kann, was ein „europäisches Bauchgefühl“ bewirkt. Dann aber gerät dem Autor im Überschwang, dem Leser Europa nahezubringen, doch manches daneben. Die europäische Verteidigungspolitik, von ihm hochgelobt, ist doch seit Jahren ein einziges Trauerspiel. Über Resolutionen kommen Brüssel und Straßburg nicht hinaus. Und eine echte politische Union („sie muss schleunigst geschaffen werden“) scheint doch ferner denn je. Am Ende fallen einem bei Büchern wie diesem wieder einmal die Worte des Theaterdirektors aus dem Vorspiel zu Goethes Faust ein: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn.“


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