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Freya Klier: „Unter mysteriösen Umständen. Die politischen Morde der Staatssicherheit“, Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 2021, gebunden, 303 Seiten,  26 Euro
Freya Klier: „Unter mysteriösen Umständen. Die politischen Morde der Staatssicherheit“, Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 2021, gebunden, 303 Seiten, 26 Euro

DDR

Politische Morde der Stasi

Die Autorin Freya Klier berichtet vom Widerstand und den Methoden der Staatssicherheit, ihn zu bekämpfen

Friedrich-W. Schlomann
25.12.2021

Freya Klier geht in ihrem Buch „Unter mysteriösen Umständen. Die politischen Morde der Staatssicherheit“ in vielen Passagen über den Titel weit hinaus. So schildert sie Fälle an einer Schule ohne jeglichen Bezug zum Widerstand. Dass während derselben Zeit an dieser Schule Jungen aus dem laufenden Unterricht wegen des Besitzes „feindlicher Flugblätter“ verhaftet wurden, erfährt der Leser hingegen nicht.

Einzelne Mitglieder illegaler Widerstandsarbeit wie in Altenburg oder der Eisenberger Kreis oder die Gruppe um Herbert Selter in Leipzig wurden zum Tode verurteilt. Nur wegen seiner liberalen Ideen wurde der Rostocker Studentenführer Arno Esch erschossen. Ein grober Fehler ist die Behauptung, der Leipziger Studentenführer Wolfgang Natonek sei hingerichtet worden. Er wurde aus Bautzen entlassen und starb 1994.

Als Studentin sah die Autorin den West-Berliner Juristen Walter Linse: Er war Abteilungsleiter der von der DDR gefürchteten Widerstandsbewegung „Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen“(UfJ). Notwendig wäre eine Klärung der Ermordung Michael Gartenschlägers gewesen, der einen Selbstschussautomaten in den Westen bringen wollte. Das NVA-Einsatzkommando sei über sein Kommen durch Spitzel informiert worden, behauptet Klier. Wurde er nicht durch unverschlüsselte Telefongespräche des Bundesgrenzschutzes verraten?

Unverzeihlich ist das völlige Ver-schweigen des Mordes des UfJ-Wider-standskämpfers Ingolf Klein am 8. Dezember 1954: Wegen antisowjetischer Kritik wurde er vom Wachpersonal in Bautzen so lange mit Stiefeln auf den Kopf getreten, bis er starb. Seiner Verlobten wurde „Herz- und Kreislaufversagen“ als Ursache mitgeteilt.

Zu begrüßen sind die Beschreibungen der vielen Selbstmorde, in die politische Häftlinge oft getrieben wurden. Zu danken ist der Autorin die Darstellung der kaum bekannten Methoden der von der Stasi herbeigeführten Autozusammenstöße oder Lockerungen von Autoteilen, die zu gefährlichen Unfällen führen mussten. Äußerst interessant ist die Vorstellung des Stasi-Geheimprojektes „Toxdat“, die über 200 toxische und strahlende Substanzen detailliert mit ihren Einsatzmöglichkeiten beschreibt. Es handelt sich um damals erfolgte, heute nicht mehr nachweisbare Schädigungen mit ihren Spätfolgen.

Dass 1990 nicht alle Gifte dem bisherigen „Klassenfeind“ ausgeliefert wurden, ist ein offenes Geheimnis. Doch wo, in wessen Händen werden sich die restlichen Bestände befinden?


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