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Das Festival Pomerana de Itueta in der größten pommerschen Gemeinde im Bundesstaat Minas Gerais
Es war ein farbenfrohes, traditionelles Fest in der größten pommerschen Gemeinde Itueta im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Pommersche Auswanderer verließen Mitte des 19. Jahrhunderts ihre angestammte Heimat, um in Brasilien ihr Glück zu suchen. Viele von ihnen siedelten im Bundesstaat Espirito Santo. Einige von ihnen zog es jedoch weiter, auf der Suche nach fruchtbarem Land und besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Sie siedelten zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Norden von Itueta. Während und nach dem Ersten Weltkrieg kamen neue Einwanderer aus Pommern hinzu. So entstanden mehrere kleine, ländliche Gemeinden ganz in der Nähe von Flussläufen und Seen, weil Wasser für die landwirtschaftlichen Betriebe essentiell war.
Größte pommersche Gemeinde
Heute leben in den pommerschen Dörfern und Städten von Itueta noch zirka 2000 Nachkommen pommerscher Einwanderer. Interessant ist die Entstehung der Ortsnamen. Die größte Gemeinde im Bereich Itueta ist Vila Neitzel, benannt nach dem Pommern Henrique Neitzel, der sich um 1920 in der Region niederließ.
In diesen Siedlungen wird nach wie vor großer Wert auf die Bewahrung ihrer Kultur, Geschichte, Traditionen, pommerschen Küche, pommerschen Musik, religiösen Rituale, die in Beerdigungen, Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen des lutherischen Glaubens zum Ausdruck kommen, ihrer Tänze und insbesondere der Sprache gelegt. In Vila Neitzel und den anderen Orten wird Portugiesisch und Pomerano gesprochen. Tatsächlich begann man, die pommersche Sprache in den Lehrplan zu integrieren, weil die Pomeranos ein Volk sind, das seine Geschichte und seine Herkunft schätzt und bewahren möchte.
Pommersche Küche
Dazu gehört auch das Brotbacken nach traditioneller typisch deutscher und pommerscher Art, doch man musste Rezepte anpassen. Den Weizen, den es zur Zeit der pommerschen Besiedelung in der Region nicht gab, ersetzt man durch Maismehl. Gebacken wird das Brot in einem Holzofen in geformten Bananenblättern, da es damals keine Backformen gab.
Darüber hinaus enthält der Teig auch Maniok, Yamswurzeln, Kartoffeln, und um ihn noch süßer zu machen wird auch Banane hinzugefügt. So entstand ein traditionelles, aber abgewandeltes Brot, genannt Broud oder Miljabroud, also Maisbrot. Mit den Abwandlungen gibt es mittlerweile 300 verschiedene Rezepte.
Gegessen wird das sehr gerne zum Frühstück und natürlich traditionell zu allen Feierlichkeiten. Dieses Brot wird mit der Stärkung der familiären Bindungen und der Bewahrung der pommerschen Kultur in Verbindung gebracht.
Trachten und Musik
Diese Familienveranstaltungen rund um die Brote wurden von der pommerschen Gemeinde Vila Neitzel „Festa do Brote“ genannt. Dabei sprechen die Ältesten stets Pomerano und wecken so das Interesse von Kindern und Jugendlichen an der Muttersprache ihres Volkes.
Aus der Idee heraus, die pommersche Kultur in allen Bereichen in einem Fest zusammenzuführen, entstand die „Festa Pomerana de Itueta“ mit traditioneller Küche, Volkstänzen in überlieferten Trachten nach Musik, wie man sie auch in der Heimat Pommern pflegte, und Festlichkeiten im Jahresverlauf. Es gründete sich eine Volkstanzgruppe, die aus 15 Paaren im Alter von 15 bis 30 Jahren besteht.
Zunächst erfolgte jegliche Unterstützung auf privater Basis, mittlerweile wird die Gruppe auch von der öffentlichen Handgefördert. Man ist stolz darauf, dass es tatsächlich gelingt, die jungen Leute dafür zu begeistern.
Einmal im Jahr, in der ersten Augustwoche, ist die Gelegenheit da, die gesamte Bandbreite pommerscher Kultur zu zeigen. Dann findet das Festival Pomerana de Itueta statt. Zur Eröffnung des Festes gibt es stets eine Parade, die durch die Hauptstraße von Vila Neitzel zieht, dabei sind auch Wagen mit lokalen Produkten, welche die Vielfalt der lokalen Erzeugnisse zeigen. Auch dürfen Königin und Prinzessinnen der Festa Pomerana nicht fehlen. Die Besucher erwartet stets ein Feuerwerk von Darbietungen unterschiedlicher Art, denn längst ist das Fest auch Anziehungspunkt für Auftritte weiterer Trachten- und Musikgruppen geworden. Geschmückt ist der Ort in den pommerschen Farben blau/weiß und mit den Wappen einheimischer Familien.
Gezeigt werden auch historische Fotos und Gegenstände der Einwanderer, die von einer schweren Anfangszeit zeugen, die aber zur Identität der pommerschen Familien zählen. Für die Besucher ist es eine wunderbare Gelegenheit, in die ganz andere Kultur der Pomeranos in Brasilien einzutauchen, die seit Generationen ihre pommerschen Wurzeln nicht vergessen haben, sich anderseits aber in das Leben Brasiliens integriert haben.
Dr. Holz Michael am 08.12.23, 10:51 Uhr
Wir sind wegen des sogenannten "Deutschtums" seit über einem Monat in Blumenau, Santa Catarina. Wir haben auch "Deutsche" getroffen in der dritten oder vierten, fünften Generation. Nach München wird in Blumenau das zweitgrößte Oktoberfest gefeiert. Die Einheimischen verstehen unter "Deutschtum" bayrische Lederhosen und eben das Fest der allgemeinen Besäufnisse. Zwanzig Kilometer weiter liegt Pomerode, da sprechen noch einige Leute Deutsch und auch diese "Pommern" glauben, bayrisch zu leben wäre pommerisch. In einem Land, in dem Portugiesisch gesprochen wird und die Behördenvertreter Sprachverweigerer anderer Sprachen sind, wird es für eine "deutsche" Kultur keine Zukunft geben. Die Menschen hier sind freundlich und hilfsbereit, aber deutsches Sein ist weit und breit nicht zu sehen, wenn man von bayrischer Schrammelmusik und Lederhosen absieht. Wir ziehen weiter, nach Argentinien!