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Kultur

„Preußen" bleibt – vorerst

Anders als in einem Gutachten empfohlen, soll die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Ganzes erhalten bleiben. Ob sie ihren Namen behalten wird, bleibt ungewiss

René Nehring
06.12.2022

Die Staatsministerin schien zufrieden. Am Montag verkündete die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, einen ersten grundlegenden Beschluss des Stiftungsrats der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) zur Reform der Stiftung.

Einstimmig beschloss der Stiftungsrat, den Einrichtungen der SPK (darunter die Staatlichen Museen zu Berlin mit der Museuminsel, die Staatsbibliothek und das Geheime Staatsarchiv) eine größere Autonomie bei der Gestaltung ihres Programms und der Verwendung ihrer finanziellen Mittel zu geben. Dafür soll die Stiftung künftig anstelle des mächtigen Präsidenten von einem Vorstand als Kollegialorgan geleitet werden. Um Synergieeffekte zu ermöglichen, soll eine Zentrale Serviceeinheit (ZSE) geschaffen werden, die Aufgaben wie das Justiziariat, das Vergabewesen für Aufträge und Bauprojekte für alle Einrichtungen der Stiftung erledigt.

Roth zeigte sich mit dem Beschluss sehr zufrieden, ermögliche dieser doch – anders als es ein Gutachten des Wissenschaftsrats vor zwei Jahren vorsah – den Erhalt des Gesamtverbunds der SPK und damit auch die Bewahrung der Einheit ihres „einzigartigen Sammlungsschatzes“ sowie zugleich auch eine Stärkung ihrer Einrichtungen.

Einheit der SPK gewahrt

Für die Bundesländer, die allesamt Sitz und Stimme in den Gremien der SPK haben, zeigte sich der Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt und Leiter der Magdeburger Staatskanzlei, Rainer Robra, ebenfalls zufrieden. Auch ihm und seinen Länderkollegen sei es wichtig gewesen, die Preußen-Stiftung als Ganzes zu erhalten. Es sei nun an Präsident Hermann Parzinger, auf Basis der Eckpunkte-Beschlüsse des Stiftungsrats weitere konkrete Reformvorschläge auszuarbeiten.

In dessen anschließender Stellungnahme sowie in der folgenden Äußerung der Direktorin des Kupferstichkabinetts, Dagmar Korbacher, zeigten sich freilich interessante Unterschiede zu den Wortmeldungen der Politiker. Beide Vertreter der Leitungsebene der SPK verwiesen darauf, dass die Aufstockung der finanziellen Mittel der Stiftung ungeklärt sei. Dass es hier durchaus noch zu Diskussionen kommen könnte, zeigt die Erwiderung von Ministerin Roth, dass die Schwäbin in ihr immer zurückhaltend reagiere, wenn die Forderung nach mehr Geld aufkomme. Es sei zunächst an den Einrichtungen, die Potentiale der neuen Autonomie zu prüfen und zu sehen, inwieweit sie mit den vorhandenen Mitteln auskommen.

Zur Zusammenarbeit mit dem Humboldt-Forum fasste der Stiftungsrat der SPK keinen Beschluss. Allerdings soll in einem „eigenen Prozess unter Einbeziehung der Leitung des Humboldt-Forums“ eine „organisatorische Zusammenfassung geprüft werden“.

Zum Schluss äußerte sich Roth noch zur Namensfrage. Sie gab an, dass ihr der derzeitige Name der Stiftung nicht als optimal erscheine, da nicht nur viele Besucher aus dem Ausland, sondern auch aus dem Inland wenig mit Preußen anfangen könnten. Hier hoffe sie auf ein „kreatives Nachdenken, wie man den Namen attraktiver gestalten kann“.

Doch kann es wirklich der entscheidende Maßstab für den Namen einer Einrichtung sein, ob die Besucher aus dem In- und Ausland etwas damit anfangen können? Zumal die (vor Corona) jahrelang steigenden Zahlen belegen, dass es den Gästen der Hauptstadt herzlich egal ist, welchen Namen die Trägerorganisation jener Museen hat, in die sie Tag für Tag hineinströmen. Wer von den Besuchern der Alten Nationalgalerie oder des Bode-Museums weiß denn, dass er in das Haus einer Dachorganisation namens „Staatliche Museen zu Berlin“ eintritt, die wiederum zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehört?

In Washington strömen jeden Tag Zehntausende Besucher aus dem In- und Ausland in die Museen und Galerien der Smithsonian Institution, ohne sich zu fragen, woher der eigenartige Name dieses größten Museumskomplexes der Welt kommt. Sie gehen ganz einfach in das National Museum of American History oder in das National Air and Space Museum und denken nicht im Ansatz darüber nach, welcher Trägerorganisation diese wohl gehören. Schon gar nicht fragt sich jemand, ob der auf einen Wissenschaftler aus dem 19. Jahrhundert zurückgehende Name der Institution noch zeitgemäß ist. An diesem gelassenen Umgang mit der Geschichte des eigenen Hauses könnte sich Berlin ein gutes Beispiel nehmen.


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Kommentare

Jean Philipp Möller am 12.12.22, 17:02 Uhr

Für diejenigen, die „wenig mit Preußen anfangen können“, empfehle ich zum Einstieg den Morgen mit dem — Flötenkonzert G-dur 1. Allegro — von Friedrich II. >Der Große< zu beginnen, … lebensbejahender und Glückseligkeit spendender kann der Start in den Tag kaum beginnen.

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