03.12.2024

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Finanzwesen

Preußens Banken als Wirtschaftsfinanziers

Insbesondere Königsberg entwickelte sich zunehmend als wertvolle und wichtige Finanzmetropole

Wolfgang Kaufmann
24.10.2024

Ostpreußen war eine zunächst weitgehend agrarisch geprägte Provinz Preußens beziehungsweise des Deutschen Reiches. Landwirtschaft, Ackerbau und Bauernhöfe dominierten das Bild der Landschaft. Erst später erhielt die ostpreußische Region auch etliche industrielle Leuchttürme von Ruf. Zudem wurde das Geld- und Bankenwesen mehr und mehr ausgebaut. Bei der Finanzierung der wirtschaftlichen Aktivitäten vor Ort halfen diverse Geldinstitute, wobei es eine Arbeitsteilung zwischen der Reichsbank sowie den Kreditbanken, öffentlich-rechtlichen Banken, Genossenschaftsbanken und Privatbanken gab.

Die Preußische Bank und nachfolgend dann Reichsbank fungierte vor allem als Zentralstelle für den Geldverkehr in der Provinz. Ihre Hauptniederlassung lag in Königsberg im Schindelmeißer-Haus auf dem Großen Domplatz. Dazu kamen verschiedene Nebenstellen in den größeren Städten Ostpreußens.

Die Kreditbanken, welche grundsätzlich alle nötigen bankgeschäftlichen Transaktionen durchführen konnten, unterstützten insbesondere die ostpreußische Industrie sowie den Import- und Exporthandel. In diesem Zusammenhang betrieben sie auch Devisengeschäfte. Die meisten deutschen Großbanken waren in Königsberg mit eigenen Filialen vertreten, während die Ostbank für Handel und Gewerbe als ältestes Provinz-Finanzinstitut an der Peripherie des Deutschen Reiches in sämtlichen größeren Städten Ostpreußens Außenstellen unterhielt. Ansonsten spielten auch die Ostdeutsche Warenkreditbank und die Norddeutsche Creditanstalt eine führende Rolle. Die Letztere startete zunächst als Familienunternehmen des aus Köln stammenden Bankiers George Marx und wurde dann 1917 von der Deutschen Bank übernommen, welche angesichts des Wegbrechens ihres Auslandsgeschäftes dringend nach neuen Betätigungsfeldern im Inland des Reiches suchte.

Finanzierung der Industrie
Die Norddeutsche Creditanstalt besaß ebenfalls etliche Filialen, darunter in Insterburg, Gumbinnen, Allenstein und Lötzen. Sie hatte erheblichen Anteil an der Gründung von Großunternehmen auf ostpreußischem Boden. Dazu zählten unter anderem die Ostdeutsche Maschinenfabrik von Rudolf Wermke, die Holzindustrie Hermann Schütt AG, die Vereinigten Brauereien Gumbinnen, die Königsberger Immobilien- und Baugesellschaft, die Königsberger Kalk- und Mörtelwerke, die Ostpreußische Dampfwollwäscherei und die Norddeutsche Cellulosefabrik.

Bei den öffentlich-rechtlichen Banken spielte die Königsberger Stadtbank wiederum eine zentrale Rolle, weil sie örtliche Händler und Gewerbetreibende mit notwendigen Krediten versorgte. Ihr war auch die Stadtsparkasse Königsberg angegliedert. Parallel dazu gab es im übrigen Ostpreußen zahlreiche weitere Stadt- oder Kreisbanken und -sparkassen.

Langfristige Kommunalkredite vermittelte hingegen die Girozentrale für die Ostmark. Eine besonders wichtige Institution im ostpreußischen Finanzwesen bildete zudem die Bank der Ostpreußischen Landschaft, welche die Landwirte der Provinz finanziell unterstützte. Dieses Geldinstitut wurde 1869 von der Ostpreußischen Generallandschaftsdirektion gegründet, die ihrerseits bereits 1788 auf Initiative von König Friedrich Wilhelm II. entstanden war und den ländlichen Betrieben unkündbare Kredite zu mäßigen Zinsen verschaffen sollte.

Den Geldverkehr der Provinzialverwaltung steuerte die Landesbank der Provinz Ostpreußen, welche 1919 aus der Provinzialhilfskasse der Provinz Preußen hervorging. Zur Landesbank gehörte ebenso die Ostpreußische Stadtschaft, deren Hauptaufgabe darin bestand, Hypotheken zu vergeben. Außerdem war da noch die Königsberger Filiale der Deutschen Verkehrskreditbank. Sie kümmerte sich um den Zahlungsverkehr der Reichsbahn.

Bei den Genossenschaftsbanken rangierte die Raiffeisenbank an erster Stelle. Deren Zentrale lag gleichfalls in Königsberg und betreute etliche ländliche Raiffeisengenossenschaften quer durch Ostpreußen. Danach kam die Zentralgenossenschaftsbank für Ost- und Westpreußen, die für jene gewerblichen Genossenschaften zuständig zeichnete, deren Gründung auf den Sozialreformer Hermann Schulze-Delitzsch zurückging. Dazu gab es die Königsberger Vereinsbank, die dann 1916 von der 1851 gegründeten Disconto-Gesellschaft übernommen wurde, welche ihrerseits 1929 mit der Deutschen Bank fusionierte. Ebenso von Wichtigkeit waren einige Spezialbanken zur Finanzierung ausgewählter Geschäfte wie die Hausbesitzerbank.

Moritz Simon als großer Gönner
Erwähnung sollten auch die Privatbanken finden, darunter die Bankhäuser Gebrüder Schlimm und J. Simon Witwe & Söhne. Diese engagierten sich gleichermaßen bei der Finanzierung der ostpreußischen Wirtschaft sowie des Handels mit Russland, wobei Letzteres aber nur für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg galt.

Gleichzeitig übten die Privatbankiers oft wichtige Funktionen vor Ort aus. Beispielsweise amtierte der Königlich Preußische Geheime Commerzienrath Moritz Simon nebenher als Vorsteher der Königsberger Kaufmannschaft und Präsident der Ostpreußischen Südbahn sowie als Mitglied des Eisenbahnrates und der Internationalen Tarifkommission. Außerdem war er unbesoldeter Stadtrat für das Armen- und Volksbildungswesen und stiftete den Sportplatz in Hufen und die Volksschul-Badeanstalt am Oberteich. Dazu kam ein Legat von 200.000 Mark für den Bau einer Synagoge.


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