26.07.2025

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Der Morgen nach der Schlacht bei Idstedt: Gemälde von Jørgen Sonne
Bild: Wikimedia / Statens Museum for KunstDer Morgen nach der Schlacht bei Idstedt: Gemälde von Jørgen Sonne

Schleswig-Holsteinische Erhebung

Nordeuropas größte Feldschlacht

Zwischen Flensburg und Schleswig schlugen vor 175 Jahren 37.000 Dänen 26.800 Schleswig-Holsteiner in der Schlacht bei Idstedt

Fedor M. Mrozek
25.07.2025

Am 24. und 25. Juli des Jahres 1850 tobte im nördlichen Schleswig-Holstein zwischen Flensburg und Schleswig die größte Schlacht während der Erhebung deutsch gesinnter Schleswig-Holsteiner seit 1848 gegen die dänische Herrschaft. Dänemarks Sieg bereitete den Boden für das Festschreiben des Status quo ante bellum des dänischen Gesamtstaates im Londoner Protokoll der europäischen Großmächte von 1852.

Seit Jahrhunderten regierten die dänischen Könige zugleich im Herzogtum Schleswig, das einen autonomen Teil des dänischen Reichsverbandes bildete, sowie im Herzogtum Holstein, das bis 1806 zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und nach dem Wiener Kongress 1815 zum Deutschen Bund zählte. Die Dänenkönige taten dieses jedoch in beiden Herzogtümern nur in Personalunion und gemäß dem Versprechen des Vertrages von Ripen aus dem Jahre 1460, Schleswig und Holstein in einer dauerhaften Realunion „up ewig ungedeelt“ zu lassen.

Als nun die Dänen unter der nationalliberalen Ägide des europäischen Revolutionsjahres 1848 darangingen, sich eine Verfassung zu geben und dabei das Herzogtum Schleswig ihrem Königreich Dänemark einzuverleiben, erhoben sich die Schleswig-Holsteiner zur Wahrung ihres Rechtes auf Unteilbarkeit. Ein weiterer Anlass für die Schleswig-Holsteinische Erhebung war der Streit, ob mit dem Tod des kinderlosen Monarchen Friedrich VII. aufgrund unterschiedlicher Erbrechte im Königreich und den Herzogtümern die Personalunion enden würde. Die dänische Position lautete nein, die deutsche hingegen ja.

Eine offene Feldschlacht war das Ziel
Zunächst konnten die mehrheitlich deutschen Untertanen der Elbherzogtümer mit ihrer sogenannten Provisorischen Regierung auf die Unterstützung von zahlreichen deutschen Einzelstaaten unter Führung der beiden deutschen Großmächte Österreich und Preußen im Auftrage des Frankfurter Paulskirchenparlamentes zählen. Doch nach dem 1850 in Berlin unterzeichneten preußischen Separatfrieden mit Dänemark und dem anschließenden Friedensvertrag des Deutschen Bundes mit dem skandinavischen Königreich waren die Schleswig-Holsteiner auf sich gestellt.

Um die Friedensbestimmungen nicht zu verletzen, trat der preußische Generalleutnant Karl Wilhelm von Willisen als Befehlshaber der schleswig-holsteinischen Truppen in die Dienste der Provisorischen Regierung über. Ihm standen mit knapp 27.000 Mann etwa 10.000 Mann weniger zur Verfügung als seinen dänischen Widersachern, den Generälen Gerhard Christoph von Krogh und Friedrich Adolph von Schleppegrell.

Bis zum 14. Juli 1850 hatte Willisen seine Verbände von Kiel aus bis auf Höhe Idstedt nördlich von Schleswig marschieren und eine Verteidigungsposition einnehmen lassen. Die dänischen Soldaten wurden indes von Krogh bis zum 18. Juli nach Flensburg und ab dem 20. des Monats zehn Kilometer weiter nördlich bis nach Oeversee geführt worden waren. Beide Seiten strebten die offene Feldschlacht an. Nach einem siegreichen Ausgang hoffte man, dem unterlegenen Gegner den Rückweg abschneiden und ihn vernichten zu können.

Am Morgen des 24. Juli trafen schließlich die ersten Aufklärungskräfte auf einer Breite von 20 Kilometern aufeinander, worauf sich etliche kleinere und ein größeres Gefecht bei Helligbek entsponnen. Ermuntert durch das Zurückweichen der schleswig-holsteinischen Jägerkompanie befahl Krogh für den folgenden Tag einen Hauptstoß im Zentrum nebst einem Flankenangriff zur Ablenkung im Westen. Bereits in der Nacht weitete sich das Kampfgeschehen aus, allerdings durch Nebel und Regen erheblich erschwert, da der Überblick auf das Schlachtfeld eingeschränkt und direkte Befehlsübermittlung per Sichtzeichen, beispielsweise mittels Rauchsignalen, unmöglich geworden war.

Um 5 Uhr setzten die Schleswig-Holsteiner zum Gegenstoß an, wobei auch sie neben dem Hauptangriff auf die Mitte des Feindes einen Weg über die Flanke suchten und hierzu auf eine eigens errichtete Laufbrücke über den östlich gelegenen Langsee zurückgreifen konnten. Bauartbedingt konnten Geschütze die leichte Behelfsbrücke nicht passieren, doch das Überraschungsmoment machte dieses Manko wett. Die Dänen gerieten in Oberstolk in Bedrängnis und mussten dort den Tod von Schleppegrell hinnehmen. So sah sich Krogh genötigt, zur Bereinigung der Lage General Christian Julius de Meza mit drei Bataillonen zu entsenden. Im Zentrum hatten die Dänen bis 7 Uhr zwar Idstedt genommen, an ein weiteres Vorrücken war jedoch angesichts der schlewig-holsteinischen Artillerie auf Höhe des Idstedter Kruges nicht zu denken. Im Westen gelang es den Dänen hingegen, die Treene zu überschreiten. Damit bahnte sich südwärts eine rückwärtige Bedrohung der Schleswig-Holsteiner an. Zugleich vermochten es die Dänen, die Attacke im östlichen Oberstolk abzuwehren. Krogh nutzte die Gunst der Lage um 11 Uhr, indem er in der Mitte der Front erneut zum Angriff antrat.

Nicht nur die Wucht des dänischen Angriffs samt seiner 60 Geschütze im Zentrum ließ Willisen verzweifeln, denn parallel wurde er nach dem dänischen Treene-Übergang des Artilleriedonners bei dem westlich gelegenen Schuby und damit des dräuenden Umfassungsversuchs gewahr. Überdies ließ sein Kontrahent Krogh nach 14 Uhr die dänische Kavallerie zur Attacke blasen, während aufseiten der Schleswig-Holsteiner keinerlei Reserven standen.

Rückzug nach Rendsburg
Willisen befahl daraufhin den Rückzug in Richtung Schleswig und weiter zum Schlei-Übergang Missunde. Das Nachsetzen der Dänen am Nachmittag geschah über Schuby bis Schleswig zu spät, um das Entkommen des Großteils der schleswig-holsteinischen Truppen stören zu können. Letztere konnten sich tags darauf in der Landeshauptfestung Rendsburg an der Eider in Sicherheit bringen.

Obgleich die Dänen mit 3600 Mann mehr Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen zu beklagen hatten als die Schleswig-Holsteiner mit ihren 2800 Mann, trugen sie also den Sieg davon. Es war ihr letzter Sieg in einer offenen Feldschlacht. Gemessen an den eingesetzten Truppen und den Opferzahlen war die Schlacht die bis dahin größte in der Geschichte der nordischen Länder.

Die Schlacht bei Idsted brachte nicht den entscheidenden Sieg, den sich das dänische Oberkommando erhofft hatte, aber er beendete Willisens Offensivambitionen. Im darauffolgenden Jahr gaben die Schleswig-Holsteiner auf. Sie stellten die Kampfhandlungen ein und lösten ihre Armee auf. Viele Beamte und Offiziere der schleswig-holsteinischen Regierung und des Militärs gingen ins Exil, teils in die Auswanderländer USA und Australien.

Im Londoner Protokoll wurde 1852 das Kriegsergebnis international abgesegnet. Die Personalunion zwischen dem Königreich und den Herzogtümern wurde garantiert und dafür das schleswig-holsteinische Erbrecht dem dänischen angepasst. Wenigstens wurde ebenso das Recht des Doppelherzogtums auf Eigenständigkeit und Unteilbarkeit bestätigt. Das war entscheidend für die Revanche, den Zweiten Schleswig-Holsteinischen Krieg, den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864.


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