23.07.2025

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Kampfschwimmer gehören zu den härtesten Soldaten einer Armee, auch weil ihre Ausbildung extrem fordernd ist. In voller Kampfmontur, bewaffnet und mit speziellem Sprengstoff ausgerüstet geht es in den Unterwasser-Einsatz
Bild: picture alliance / Panther Media | Oleg ZabielinKampfschwimmer gehören zu den härtesten Soldaten einer Armee, auch weil ihre Ausbildung extrem fordernd ist. In voller Kampfmontur, bewaffnet und mit speziellem Sprengstoff ausgerüstet geht es in den Unterwasser-Einsatz

Ukrainische Kampfschwimmer

Die Ukraine taucht ab

Der Krieg unter Wasser tobt immer heftiger, um Putins Schattenflotte auszuschalten

Wolfgang Kaufmann
23.07.2025

Die Ukraine besitzt drei Geheimdienste: den Auslandsgeheimdienst SSRU, den Inlandsgeheimdienst SBU und den militärischen Geheimdienst HUR. In der Vergangenheit haben die beiden Letzteren mehrfach offiziell bestätigt, dass sie gegnerische Militärs, Wissenschaftler und Propagandisten eliminieren und Sabotageaktionen außerhalb des eigenen Machtbereiches durchführen. Dabei kamen unter anderem auch Kampfschwimmer zum Einsatz. Dies beispielsweise im Rahmen von Anschlägen auf die Brücke über die Straße von Kertsch, die das russische Festland mit der russisch besetzten Krim-Halbinsel verbindet. Zuletzt detonierten am 3. Juni rund 1000 Kilogramm Sprengstoff im Unterwasserbereich eines Stützpfeilers des Bauwerkes – heimlich platziert von Agenten des SBU. Parallel dazu mehren sich seit einigen Monaten Sprengstoff-Angriffe gegen Schiffe der sogenannten Schattenflotte Russlands.

Diese besteht aus Hunderten, oftmals nahezu schrottreifen Tankern und Frachtern, die allesamt unter ausländischer Flagge fahren und die Moskau gechartert hat, um so die westlichen Sanktionen zu umgehen. Hierbei dreht sich das Hauptgeschäft rund um den Transport von russischem Rohöl hin zu Moskaus befreundeten Abnehmern wie China und Indien.

Die erste Attacke gegen Putins Schattenflotte erfolgte in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar und galt dem Rohöltanker „Sea Charm“, der unter der Flagge der Marshall-Inseln fährt und im türkischen Erdöl-Verladehafen Ceyhan ankerte. Durch eine Unterwasserexplosion entstand ein gewaltiges Loch im Rumpf des Tankers, der anschließend zehn Tage lang auf der griechischen Werft Skaramangas repariert werden musste.

Als nächstes traf es am 9. Februar den liberianischen Tanker „Koala“, der im Ostseehafen Ust-Luga nahe der Grenze zu Estland lag, wo sich ein russisches Rohöl-Exportterminal befindet. Dort wurde er von mehreren Explosionen erschüttert, die den Tanker seeuntüchtig machten.

Am 15. Februar wiederum detonierten zwei Sprengsätze an der Außenhaut des Tankers „Sea Jewel“, der die panamaische Flagge führt. Das Schrottschiff fuhr damals die ligurische Küste entlang und stand kurz vor Savona. Italienische Taucher fanden anschließend ein 70 mal 120 Zentimeter großes Loch im Rumpf des 245 Meter langen Schiffes, das eindeutig für die Explosion einer gezielt angebrachten Sprengladung sprach.

Ebenfalls im Februar gab es vor der libyschen Küste eine Explosion am Rumpf des liberianischen Tankers „Grace Ferrum“. Das zwölf Jahre alte Schiff, das aus Ust-Luga kam, musste anschließend nach Malta geschleppt werden.

Sprengladungen mit Zeitzündern
Erst am 27. Juni ereignete sich im selben Seegebiet eine heftige Explosion direkt im Maschinenraum des Tankers „Vilamoura“ unter der Flagge der Marshall-Inseln. Der hatte im russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk, in dem ebenfalls eine Öl-Pipeline endet, 140.000 Tonnen Rohöl geladen. Aufgrund der erlittenen Schäden waren wiederum Reparaturen in Griechenland nötig.

Und schließlich detonierte Anfang Juli auch noch eine Bombe am Rumpf des Tankers „Eco Wizard“ von den Marshall-Inseln, als der in Ust-Luga lag.

Sämtliche Anschläge folgten also weitgehend dem gleichen Muster: Die wahrscheinlich mit Zeitzündern versehenen Sprengladungen explodierten bis auf eine Ausnahme an der Außenhaut der Schiffe und wurden somit wohl im Regelfall von Tauchern angebracht. Außerdem fanden die Explosionen stets im Bereich des Maschinenraums statt, wo sie theoretisch den größten Schaden anrichten, ohne aber die Öltanks aufzureißen. Dadurch gab es dann auch keine nennenswerte Umweltverschmutzung. Angesichts der gegebenen Umstände kamen Versicherungsunternehmen wie Lloyd's und auf maritime Sicherheit spezialisierte Firmen wie Dryad Global zu dem eindeutigen Schluss, dass die Attacken gegen den russischen Ölexport gerichtet seien.

Der Ukraine geht es natürlich darum, die Hauptschwachstelle von Putins Schattenflotte auszunutzen: Die zum Erhalt von Einlaufgenehmigungen nötigen Versicherungen für die maroden Schiffe sind bereits jetzt extrem teuer, und durch die wiederholten Explosionen – selbst wenn diese nicht gleich zu Versenkungen führen – steigen die Prämien immer weiter. Das schmälert wiederum den Gewinn aus den Ölverkäufen, weil die Reedereien die Kosten auf Moskau abwälzen.

Gegenmaßnahmen eingeleitet
Von dort sollen nun Weisungen für Gegenmaßnahmen zur Neutralisierung der Bedrohung kommen. Dazu gehört die Verwendung von Unterwassersensoren und die Inspektion der Schiffe in russischen Häfen durch eigene Taucher.

Darüber hinaus dürfte wohl auch ein präventiver Einsatz von russischen Kampfschwimmern erfolgen, um die Saboteure noch vor dem Anbringen der Haftminen aufzuhalten. Insofern könnte eine neue Eskalation drohen: Kampf der Taucher im Krieg unter Wasser.


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