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Volker Pesch: „Der letzte Grund“; Kriminalroman, Pendragon Verlag, Bielefeld 2021, broschiert, 284 Seiten, 13,90 Euro
Volker Pesch: „Der letzte Grund“; Kriminalroman, Pendragon Verlag, Bielefeld 2021, broschiert, 284 Seiten, 13,90 Euro

Küsten-Krimi

Rätsel um einen Traditionssegler

In Volker Peschs während der Rostocker Hanse-Sail spielendem Krimi spielen auch Flucht und Vertreibung eine Rolle

Peer Schmidt-Walther
10.07.2021

Diesmal ist Rostock dran, nachdem bereits zweimal Greifswald und Umgebung als Schauplatz im Fokus von Volker Peschs Küsten-Krimi stand. „Die frische Brise aus Südost schob das Schiff in schneller Fahrt vor sich her“. So lautet der erste Satz, und man ahnt es vielleicht schon: Es wird der erste Hanse-Sail-Roman. Pesch ist dafür genau der richtige Mann, hat er doch jahrelang ein Traditionsschiff geführt und als Geschäftsführer das Flaggschiff Mecklenburg-Vorpommerns, die Brigantine „Greif“, gemanagt. Das spiegelt sich in seiner maritimen Sprache wider. Hinter jedes dieser Wörter kann man immer wieder nur ein „Stimmt!“ setzen, was das Lesevergnügen deutlich erhöht.

Worum geht es? Im Mittelpunkt steht der im Rostocker Stadthafen auf mysteriöse Weise gesunkene Traditionssegler „Sansibar“. Für Hauptkommissarin Doro Weskamp von der Mordkommission an sich noch kein Fall, bis unter Deck ein Toter gefunden wird, der offenbar eingeschlossen war. Weskamp beginnt zu ermitteln.

Wollte hier jemand gewaltsam die Teilnahme des Seglers an der Hanse-Sail verhindern? Der „letzte Grund“ wurzelt allerdings viel tiefer: im Zweiten Weltkrieg und dem Schicksal des Bootsmanns. Flucht und Vertreibung, Fluchthilfe und Gestapo, ein verschollenes Liebermann-Gemälde sowie die psychischen Probleme der „Kriegsenkel“-Generation spielen eine entscheidende Rolle. Weskamp wird persönlich darin verstrickt, schafft es aber, trotz größter Widrigkeiten den verzwickten Fall zu lösen.

Pesch ist ein guter Menschenbeobachter. Das zeigt sich bei seinen Personenschilderungen, die ein lebendiges Bild vor den Augen des Lesers schaffen. Dies in Kombination mit lebensnahen, lebendigen Dialogen, dazu treffende Milieuschilderungen aus der Welt der Ermittler- und der Seglerszene.

Die spätere historisch-politische Rückschau in die Vergangenheit gibt der Handlung einen besonderen Stellenwert, zumal der Leser nicht damit rechnet. Drehbuchreif nimmt die Komposition Fahrt auf und scheut sich auch nicht, verständlich aufbereitet in tiefere Bewusstseinsschichten abzutauchen. Wobei die Figur einer Psychotherapeutin Hilfestellung leistet. Als „roter Faden“ zieht sich Tom Schroeder, der Polizeiseelsorger, durch das Geschehen. Er spielte auch schon in den Vorgänger-Küsten-Krimis „Dornen und Disteln soll er Dir tragen“ sowie „Denn wer da hat, dem wird gegeben“ eine Rolle.

„Der letzte Grund“ ist eine facettenreiche Küsten-Geschichte, die nicht nur den segelaffinen Leser packt.


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